Andreas Sommers will Menschen in Seminaren die richtige Einstellung zu unserer Ernährung vermitteln

Henstedt-Ulzburg. Gutes Essen kommt auf den Tisch. Natürlich. Aber nicht jetzt: Familie Sommers fastet im Winter. Zehn Tage ohne zu Beginn eines jeden Jahres – Urlaub für den Darm. Nur Wasser, Kräutertee oder mal eine Tasse frische Gemüsebrühe. „Die Verdauungsorgane sind der größte Energieverbraucher des Körpers“, sagt Andreas Sommers, seine Frau Carola nickt dazu. „Im Bereich des Gedärms ist das Immunsystem zu Hause.“ Ansonsten aber ist dieser Bär von einem Mann mit einen Zopf als Markenzeichen unermüdlich dabei, den Menschen Wissenswertes über gute Ernährung beizubringen und ihnen zu helfen, über den Berg von Ratgebern, Kochbüchern, Diäten und Coachings hinwegzukommen, ohne größeren Schaden zu nehmen.

Essen, findet Andreas Sommers, muss wieder greifbar sein. Würde deine Uroma das auch essen? Diese Frage und deren Beantwortung treibt ihn um. Die Vorfahren nämlich besaßen offenbar die Fähigkeit, die auf Märkten angebotenen Lebensmittel einzuschätzen, sie fantasievoll zu verarbeiten – hochkompetent also waren die Damen früherer Jahrhunderte. Weil diese Kompetenz heute vielen abgeht, hat sich der Henstedt-Ulzburger aufgeschwungen, die Menschheit zu retten. Ernährungswissenschaftlich gesehen. Und das gelingt ihm mit einer solchen Wucht, die atemlos macht.

Noch vor wenigen Jahren war Andreas Sommers in einer Branche tätig, die vom Kochen so weit entfernt war wie der Mond von der Erde. Als Projektleiter in einem Handwerksbetrieb hatte er den Beton und nicht den Kochtopf im Blick. Das hat sich geändert: Als selbstständiger Ernährungsberater hat er sich in der Region unentbehrlich gemacht. Er lehrt bei diversen Volkshochschulen, er bringt Kindern und Jugendlichen an Ganztagsschulen das Kochen und vor allem das richtige Essen bei, er bietet auf Wochenmärkten seine Brotbackmischungen an, er schreibt Bücher, und er veranstaltet im Frühjahr schon zum dritten Mal eine Ernährungsmesse im Ulzburger Bürgerhaus, die sich inzwischen als feste Größte für alle gesundheitsbewussten Esser in der Region etabliert hat und den Rahmen des Hauses fast schon sprengt. „Mein Terminkalender ist voll.“

Der Mann hat also offenbar den Lebensnerv vieler Mitmenschen getroffen. In Zeiten von Massentierhaltung und hemmungsloser Sympathie für Vegetarier und Veganer hat es Andreas Sommers zunehmend leichter, seine Botschaft zu vermitteln: Ernährung hat auf fast alle Bereiche unseres Lebens Einfluss. Tägliche Kochshows, aufgenommen in Hochglanzküchen, haben das Bewusstsein vieler Menschen erweitert und ihnen gezeigt, dass Essen mehr sein kann als Currywurst mit Pommes. Andreas Sommers weiß, dass dieses Schaukochen eine Männerdomäne ist. „Entertainment, das am Ziel vorbeigeht“, sagt der Ernährungsexperte. „Für das Essen, das die Familie ernährt, ist meistens die Frau zuständig.“ Deshalb propagiert Andreas Sommers das Prinzip der Einfachheit.

In seinen Seminaren versucht er, den Teilnehmern den natürlichen Umgang mit Lebensmitteln zu vermitteln. Weil es nach seinen Erfahrungen nur wenig Lebensmittel gibt, die im Wasser brodeln müssen, empfiehlt er zum Beispiel das schonendere Dämpfen mit Hilfe eines Universal-Dämpfeinsatzes für Kochtöpfe. Überhaupt das Küchengerät: Nicht am falschen Ende sparen, sagt der Fachmann. Lieber etwas mehr Geld für gutes Gerät ausgeben. Eine aufgepeppte Schau blitzender Küchenutensilien lehnt er allerdings rundweg ab.

Kinder, so hat er festgestellt, essen völlig anders. Deshalb versucht der Ernährungsexperte in seinen Schulkochkursen Assoziationen zu wecken: Pizzen so belegen, dass sie Gesichter haben, aus Essen Tiere formen – so klappt es meistens, die Aufmerksamkeit und das Interesse der Schüler zu wecken.

Was hält der Ernährungsexperte von Supermärkten und Discountern? „Ich kaufe auch bei Aldi ein“, sagt Andreas Sommers. Allerdings greift er nicht zu Fertigprodukten, sondern zu naturbelassenen Lebensmitteln, die in den Regalen nicht immer leicht zu finden sind.

„Für gute Lebensmittel muss man sich tief bücken.“ Stundenlang könne er sich in Supermärkten aufhalten, um die Angebote zu studieren.

Zwar kann Carola Sommers auch kochen, zu Hause aber kocht der Mann. Meistens jedenfalls. „Das hat sich so eingespielt.“ Was gab es Weihnachten im Hause Sommers? Erlesenes, schlicht gekocht: Lammkeule vom Salzwiesenlamm, 12 bis 14 Stunden bei 100 Grad im Backofen gegart, belegt mit zwei Rosmarinzweigen.