Jonathan Ssebbaale aus Uganda hat Deutsch gelernt und in einem Kursus der VHS alles gelernt, was er für die Arbeit braucht. Und freundlich ist er von Natur aus

Norderstedt . Wenn er lächelt, gewinnt er, hat er die Gäste des Hotels genauso auf seiner Seite wie seine Chefin. Und Jonathan Ssebbaale lächelt oft und gern. Der 26-Jährige ist ein freundlicher Mann, ein Dienstleister, wie ihn sich Ilka Krewitz-Prill wünscht. Sie leitet das Mercure-Hotel in der Nähe des Hamburger Flughafens. Seebbaale lernt bei ihr alles, was ein Hotel-Fachmann braucht. Das Tablett mit den Gläsern auf einer Hand balancieren, die Tische richtig eindecken, Betten machen und den Gästen am Empfang sagen, wo sie gut essen und sich amüsieren können.

„Das ist mein Traumberuf“, sagt der Afrikaner. Dass der Mann aus Uganda diese Chance bekommen hat, liegt an einem Seminar, mit dem die Volkshochschule (VHS) Norderstedt Migranten auf das Berufsleben vorbereitet. Praxis Deutsch und Berufseinstieg heißt das Projekt, das die VHS gemeinsam mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Europäischen Sozialfonds aufgelegt hat. „Da können wir durchaus von einem Erfolgsmodell sprechen. Zwischen 40 und 50 Prozent der Teilnehmer schafft den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt“, sagt Frank Behrendt vom (BAMF).

230 Millionen Euro investieren die Geldgeber bundesweit, damit Migranten am Arbeitsleben teilnehmen und sich möglichst ohne staatliche Hilfe ernähren können. Rund 200.000 Euro entfallen auf die Qualifizierungsmaßnahmen in Norderstedt. „Die Förderperiode läuft in diesem Jahr aus. Das Kabinett berät zurzeit, ob die Investitionen fortgeführt werden. Angesichts der guten Übergangsquoten in den Arbeitsmarkt sieht das wohl ganz gut aus“, sagte Behrendt.

Der 26-Jährige kam erst im Mai 2011 aus Uganda

Jonathan Ssebbaale ist einer von denen, die vom Fördertopf profitieren. Erst im Mai 2011 kam er aus Uganda nach Deutschland, erst nach Bremen, dann nach Norderstedt. „Mein Partner wohnt hier“, sagt der Afrikaner, der in Sprachkursen schnell Deutsch gelernt und im Internet von dem Projekt erfahren hat, das wie für ihn gemacht schien. Sechs Monate hat Ssebbaale sein Deutsch verfeinert und auf den künftigen Job ausgerichtet.

Bisher wurden 81 Teilnehmer auf das Berufsleben vorbereitet

Die Weiterbildung endete mit einer berufsbezogenen Sprachprüfung, Ssebbaale bestand den Test auf dem Niveau B1. „Die Sprachzertifikate sind europaweit vergleichbar, sodass auch Arbeitgeber in anderen Ländern wissen, was sie von ihren Auszubildenden oder Angestellten erwarten können“, sagt Projektleiterin Cornelia Ascher. B1 bedeutet, dass die Zertifikatsinhaber die Sprache auf einem einfachen Niveau beherrschen, einkaufen oder nach dem Weg fragen können.

Die Projektchefin und ihr Team haben in drei Durchläufen bisher 81 Teilnehmer auf das Berufsleben im Norden vorbereitet. Mehr als die Hälfte der 730 Unterrichtsstunden entfällt auf den Sprachunterricht. „Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, sagt Ascher, die im Projekt ähnlich viele Nationalitäten wie Vorerfahrungen vereint. Die Teilnehmer kommen aus Russland, der Türkei, Lettland, Afghanistan, afrikanischen Staaten, China, Polen, Südamerika, Thailand, Iran und Irak. Manche haben keine Ausbildung, andere haben als Produktionshelfer gearbeitet, aber auch Köche, Mechatroniker, Ingenieure und Lehrer sitzen im Seminar. Ähnlich bunt gemischt sind auch Zielberufe: Häufig vertreten sind soziale und pflegerische Tätigkeiten, einige nehmen ihr Studium wieder auf, viele beginnen eine Ausbildung oder arbeiten in der Produktion und im Lager mit, einer fährt Taxi.

Der künftige Hotelfachmann hatte da Glück: „Die Hotelsprache ist stark englisch geprägt“, sagte seine Chefin. Englisch konnte ihr neuer Azubis schon und wusste, was ein back-office, ein house-keeper und der forecast ist. Ohnehin brachte der neue Mitarbeiter, der in seiner Heimat die Senior High School besucht hat, Vorwissen mit: Drei Jahre hat er in Uganda in der Hotellerie gearbeitet und es bis zum Assistenten des Junior Managers gebracht.

Ein Pluspunkt ist, dass der neue Azubi Englisch spricht

Während des Sprach- und beruflichen Orientierungsprojektes hatte sich Ssebbaale intensiv um den Ausbildungsplatz bemüht. Schon beim Praktikum stellten er und seine jetzige Chefin fest, dass sie zueinander passen. „Vom äußeren Erscheinungsbild und seiner verbindlichen und freundlichen Art bringt er wichtige Voraussetzungen für den Umgang mit den Gästen mit“, sagt Ilka Krewitz-Prill. Weiterer Pluspunkt gerade durch die Nähe zum Flughafen und die vielen internationalen Gäste sei, dass der neue Azubis Englisch spricht. Der junge Mann sein Langzeit-Ziel schon fest im Blick. Jonathan Ssebbaale will die Karriereleiter erklimmen und Hoteldirektor werden.

„Das könnte klappen,“ sagt Ilka Krewitz-Prill, „zumindest bringt er viel davon mit, was man für diesen Job braucht“.