HVV kappt Tarifgrenzen in Norderstedt. Außerdem bietet die AKN an den Wochenenden zusätzliche Nachtfahrten an

Norderstedt. Die Stadt erhöht die Attraktivität des Bus- und Bahnverkehrs: Fahrten mit dem Bus werden auf einzelnen Linien billiger, der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) kappt vier Tarifgrenzen. Dadurch zahlen die Fahrgäste beispielsweise zwischen den Haltestellen Quickborner Straße und Norderstedt-Mitte 1,40 Euro statt 1,90 Euro. Außerdem weitet die AKN an den Wochenenden ihre Nachtfahrten aus. Alle, die nach Hamburg ins Theater oder auf den Kiez fahren, können sich ab dem 15. Dezember länger amüsieren. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr in Norderstedt hat das neue Nahverkehrspaket zur Kenntnis genommen und wird demnächst darüber abstimmen

Vom Tisch ist allerdings zugleich ein spezielles Stadtticket für Norderstedt mit günstigen Tarifen. Der Seniorenbeirat hatte sich sogar für kostenlose Fahrten eingesetzt. Die Kommunalpolitiker hatten einen Antrag der SPD parteiübergreifend aufgegriffen und die Verwaltung aufgefordert, mit dem HVV über die Sonderwünsche Norderstedts zu verhandeln. Die gibt es schon lange, immer wieder hatten Politiker und Verwaltung versucht, ein Norderstedt-Ticket einzuführen, der HVV , zu dessen Tarifgebiet die Stadt gehört, hatte jedes Mal abgewunken.

Auch diesmal kam ein klares Nein aus Hamburg zum Norderstedter Sonderweg. Ein Stadttarif würde das Preisgefüge im Tarifgroßraum Hamburg und ein seit Jahren bewährtes Zahlgenzensystem zerstören, heißt es zur Begründung. Außerdem erhöhe ein einzelner Tarif für eine Stadt die Zahl der Bezahlvorgänge. Das wiederum habe zur Folge, dass die Busse an den Stationen länger halten müssten. Dadurch könnten die Fahrzeiten nicht eingehalten werden. Um den Fahrplan einhalten zu können, müssten mehr Busse eingesetzt werden, was wiederum die Kosten klettern lasse. Für viele Stammkunden würde das Preis- und Fahrplanangebot unübersichtlicher.

Ein eigener Fahrplan für Norderstedt würde zusätzlich 62.000 Euro kosten

Wird der niedrigste Fahrpreis von 1,35 Euro als Einheitstarif für das gesamte Stadtgebiet festgezurrt, bedeute das 800.000 bis 1,2 Millionen Euro weniger Einnahmen pro Jahr. Dieses Defizit müsste die Stadt aus ihrem Haushalt ausgleichen und an den HVV zahlen. Bisher seien 565.000 Euro im städtischen Etat vorgesehen, um den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Diese Summe würde sich um 1,2 Millionen Euro erhöhen, die Stadt würde einschließlich Kreisumlage 5,2 Millionen in den Bus- und Bahnverkehr investieren. Noch krasser schlägt ein kostenloser Stadttarif zu Buche: Wenn die Norderstedter Busse und Bahnen kostenfrei nutzen könnten, müsste die Stadt ein Defizit von 8,7 Millionen Euro kompensieren.

Auch ein eigener Fahrplan für Norderstedt koste zusätzlich Geld, heißt es weiter in der Vorlage für den Fachausschuss. Rund 62.000 Euro seien nötig, um alle Bus- und Bahnverbindungen in der Stadt auzulisten. Da Busse wie Bahnen über die Stadtgrenzen hinaus verkehren, müsste der Fahrplan 180 Seiten umfassen. Das wären nur 110 Seiten weniger als als im aktuellen Fahrplan für den HVV-Großraum Hamburg. Fazit: Die Verwaltung spricht sich sowohl gegen ein spezielles Norderstedt-Ticket als auch gegen einen eigenen Fahrplan aus. In der Stadt besteht ein erfolgreiches und über Jahre immer wieder optimiertes Nahverkehrs-Angebot. Die Erschließungsrate sei hoch, die Kundenzufriedenheit auch. Sie liege nach einer Umfrage des Hamburger GEWOS-Institutes bei 87 Prozent.

Allerdings hat die Stadt mit dem HVV einen Kompromiss ausgehandelt. Der Anbieter kappt drei Zahlgrenzen in Norderstedt (s. Info-Kasten), dadurch würden sich die Fahrpreise von 1,90 auf 1,40 Euro und von 2,95 auf 1,90 Euro verringern. Das bedeute rund 70.000 Euro weniger Einnahmen im Jahr, die Stadt will das Defizit ausgleichen.

Ab Dezember fährt die AKN eine Stunde in Richtung Ulzburg-Süd

Zum Winterfahrplan wird die AKN an den Wochenenden und Feiertagen ihr Angebot für Nachtschwärmer ausbauen. Vom 15. Dezember an wird der letzte Zug von Norderstedt-Mitte um 1.47 Uhr Richtung Ulzburg-Süd starten, eine Stunde später als bisher. Das bedeutet für alle, die in Hamburg ins Theater oder Konzert gehen und hinterher noch ein Restaurant oder eine Kneipe besuchen, dass sie die Rückfahrt erst um 1 Uhr antreten müssen.

„Auch für junge Leute aus Norderstedt und Henstedt-Ulzburg wurde ein häufig nachgefragtes Angebot verwirklicht“, erfuhren die Ausschussmitglieder weiter. Viele Jugendliche und junge Erwachsene besuchten die Disco „Alptraum“ am Herold-Center erst ab 2 Uhr. Die Disco-Besucher können künftig noch um 1.33 von Ulzburg-Süd nach Norderstedt-Mitte und um 1.47 Uhr mit der U1 nach Garstedt fahren. Zurück geht es ab Norderstedt-Mitte erstmals um 5.38 Uhr. Für die zusätzlichen Leistungen der AKN zahlt Norderstedt rund 8000 Euro im Jahr - eine Kalkulation, die auf konstanten Fahrgastzahlen fußt. Die Erfahrungen zeigten allerdings, dass mehr Fahrgäste mit Bahn und Bus fahren, wenn das Angebot ausgebaut wird.