Der Imkerverein Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg hat mittlerweile 81 Mitglieder, die 378 Völker betreuen.

Henstedt-Ulzburg. "Heute fahren wir die letzte Ernte ein", sagt Lutz Nickel,46. Der Hobby-Imker aus Kisdorferwohld, seit seiner Kindheit über den Großvater mit der Aufzucht, Hege und Pflege von Bienenvölkern bestens vertraut, hilft seinem Freund Henning Zabel in Wilstedt beim Schleudern des Sommerblütenhonigs. Normalerweise wird Ende Juli abgeschleudert, doch wegen des langen Winters hat sich die Ernte nach hinten geschoben.

Sie teilen sich die Arbeit. Zabel, seit 2009 Mitglied des Imkervereins Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg, holt die Waben aus den Zargen, befreit sie mit einer Entdeckelungsgabel von der von den Bienen produzierten Wachsschicht und reicht sie weiter. Aus dem Wachs werden Kerzen gemacht.

Lutz Nickel steht an einer zylinderförmigen Trommel mit Wabenkorb und Auslaufhahn. Er setzt vier Waben ein und bedient dann die Drehkurbel. Durch die Zentrifugalkraft spritzt der goldgelbe Honigsaft an die Innenwand der Trommel, läuft davon ab und fließt aus dem Auslauf über ein Sieb durch zwei Netze in einen Eimer.

Am Ende des Tages wird Bilanz gezogen: 70 Kilogramm Honig von sieben Bienenvölkern. "Das ist ein mittelmäßiger Ertrag", sagt Lutz Nickel, Besitzer von zwölf Völkern. Es mag an dem langen, kalten Winter gelegen haben, denn normalerweise produziert jedes Volk im Schnitt einen Zentner Honig im Jahr. Zwei Drittel des Jahresertrages fallen auf den Rapshonig.

Weltweit gehen die Honigerträge zurück, auch in Deutschland wird das Bienensterben zum Problem. Einige der fleißigen Blütenbestäuber verhungern, andere fallen Krankheitserregern zum Opfer. Die Varroamilbe, die als Parasit an der Honigbiene lebt und sie schwächt, bis sie stirbt, ist gefährlichster Gegner. Auch die amerikanische Faulbrut und Nosema, eine Durchfallerkrankung, sorgen für Ausfälle.

Weil die Imker nunmehr abgeschleudert haben, gibt es keinen Honig in den Bienenstöcken mehr. "Wovon leben die Bienen, wie kommen sie durch den Winter?", fragen die Kinder, die auf dem Hof von Henning Zabel beim Schleudern aufmerksame Zuschauer sind. "Ganz einfach", antwortet Lutz Nickel. "Ab sofort füttern wir die Bienen mit Fruchtzucker. Die Fütterung darf nicht abreißen. Solange nicht, bis Zargen plus Bienen ein Gesamtgewicht von etwa 40 Kilogramm erreicht haben. Das reicht dann bis zum Frühjahr."

Sind Bienen gefährlich für die Menschen? "Im Prinzip nicht mehr als andere Insekten", sagt Vereinsvorsitzender Peter Bartz, 67, pensionierter Biologielehrer und Konrektor an einer Grund- und Hauptschule. Aber es gibt eine Kardinalregel: Man sollte sich niemals ohne Vorsichtsmaßnahmen einem Bienenvolk nähern. Rauch aus einem Smoker ist eine gute Schutzmaßnahme. Damit kann man sie im Zaum halten.

Schutzkleidung und -haube tragen Peter Bartz und Vereinsvize Reinhardt Schuldt, als sie Stefan Zienert, der erst seit zwei Jahren Imker ist, bei der Markierung seiner Königin in einem Bienenstock auf einer Wiese in Kisdorf behilflich sind. Schuldt zündet seinen Smoker an. Die Bienen bleiben friedlich, man kann sich ihnen nähern.

Reinhard Schuldt holt mehrere Waben aus der Zarge und sucht nach der Königin. Nach drei, vier Minuten hat er sie, umgeben von ihrem Hofstaat, gefunden. Peter Bartz, Besitzer von sechs Völkern mit über 350.000 Bienen, nimmt einen roten, nicht wasserlöslichen Stift und markiert sie am Rückenpanzer. Rot ist die Farbe des Jahres, die Markierung dient der Auffindung und Altersangabe.

"Die Königin ist das einzige geschlechtsreife Tier im Volk und legt täglich bis zu 2000 Eier", erzählt Peter Bartz. "Sie kann vier Jahre alt werden und setzt ihren Stachel nur vor dem Hochzeitsflug ein - zum Töten der Rivalinnen." Begattet wird die Königin im Mai/Juni von mehreren Drohnen.

Auch Reinhard Schuldt, der 20 Völker mit einer Million Bienen besitzt, kennt das Imkergeschäft seit 30 Jahren aus dem Effeff. Er sagt: "Ich gebe mein Wissen und meine Erfahrung gerne an die Jugend weiter."

Die Bienen sind, während ihre Königin markiert wurde, friedlich geblieben. Niemand ist gestochen worden. Hin und wieder berichten Imker aber von größeren Attacken. Imkerin Silke Buhmann-Ehrhardt aus Wakendorf II hat es letztes Jahr schlimm getroffen. "Eine Biene hat mich durch die Schutzhaube in den Hals gestochen", sagt sie. "Nach kurzer Zeit bekam ich Schluckbeschwerden und Schwellungen vom Hals bis zur Brust. Dazu kamen Atemnot und Herzrasen. Ich hätte sterben können."

Ärzte stellten fest, dass sie allergisch gegen Bienenstiche ist. "Man wird dann niemals mehr immun", sagt Silke Buhmann-Ehrhardt. Sie verkaufte ihre sieben Bienenvölker, bleibt aber Vereinsmitglied.

Annika, 13, ihre Tochter, hat keine Angst vor Bienen. "Ich möchte auch Imkerin werden", versichert sie. Einen ersten Imkerkursus hat sie erfolgreich abgeschlossen. Ihre Mutter sagt: "Ich lasse sie gewähren, aber sie muss im Umgang mit Bienen vorsichtig sein."

Am kommenden Montag stellen wir Ihnen die Jungzüchter des Holsteiner Pferdes vor. Alle Folgen der Serie finden Sie im Internet.

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