Am Ochsenzoll wird kräftig gebaut, die Einweihung für das Jahrhundertbauwerk muss aber erneut verschoben werden

Norderstedt. Der Kran abgebaut, kaum ein Arbeiter zu sehen - geht es am Knoten Ochsenzoll nicht weiter? Ruht Norderstedts größte Baustelle, ist sie gar eine "Schlafbaustelle", eine von denen, die die Bürger Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) melden sollen? Das jedenfalls hatten einige Bürger befürchtet, die tagelang keinen Betrieb auf der Baustelle gesehen hatten. "Da wird munter weiter gearbeitet, allerdings momentan deutlich mehr unter der Erde", sagt Mario Kröska, der zuständige Fachbereichsleiter im Norderstedter Rathaus. Der Tunnel bekommt seinen Feinschliff.

In der Mitte des 130 Meter langen Bauwerks, das die Langenhorner Chaussee und die Schleswig-Holstein-Straße verbindet, werden mehrere 1000 LED-Leuchten montiert. Die Arbeiter versehen die Wände mit Schallschutzelementen, die Schalung und die Stahlkonstruktion werden abgebaut, die Randbereiche verfüllt. Die Tunneldecke bekommt eine sogenannte Sauberkeitsschicht, Ende des Monats werden die Tunnelbauer abrücken.

Schon ab 22. Juli werden die Kollegen die Arbeit aufnehmen und den Kreisverkehr bauen, der aus vier Teilsegmenten besteht. Die Mittelinsel wird gut 18 Meter breit, insgesamt wird der Kreisel, der zwei Fahrspuren erhält und für mehr Verkehrsfluss auf der Segeberger Chaussee sorgen soll, einen Durchmesser von gut 40 Metern haben. Diese Planung bedeutet aber auch: Der Zeitplan kann nicht eingehalten werden, der Termin für die Einweihung rückt erneut nach hinten.

Chefplaner Kröska peilt den Herbst an, das wäre dann das vierte Datum für die offizielle Eröffnung des Norderstedter Jahrhundertbauwerks. Beim Spatenstich im Januar 2009 hatte sich Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote weit aus dem Fenster gelehnt. Bis zur Landesgartenschau 2011 sollte der Umbau des wichtigsten Verkehrsknotens in der Stadt bis auf dekorative Restarbeiten erledigt sein. "Da waren wir einfach zu optimistisch. Dieser Termin hätte bedeutet, dass wir die Straßen für bestimmte Arbeiten hätten sperren müssen. Und das hätte zu einem enormen Chaos geführt", sagt Kröska. Er hält die Entscheidung, die viel befahrene Kreuzung unter Verkehr auszubauen, nach wie vor für richtig und verweist auf den Planfeststellungsbeschluss. Darin würden dreieinhalb Jahre als voraussichtliche Bauzeit genannt.

Doch auch da hinkt das Millionen-Projekt deutlich hinterher. Erst hieß es, dass der neu gestaltete Knotenpunkt in diesem Frühjahr eingeweiht werden soll, dann wurde der Juli als Einweihungs-Monat genannt. Nun ist vom Herbst die Rede.

Als Hauptursache für die Verzögerung nennt Kröska das Wetter. Zwei extrem harte Winter und auch das schlechte Wetter Anfang dieses Jahres hätten die Arbeiten vorübergehend unmöglich gemacht. Außerdem sei es ihm wichtig, dass die Anwohner nicht über das Mindestmaß durch nächtlichen Baulärm gestört werden. Schließlich werde auch dann gearbeitet, wenn direkt auf der Baustelle Ruhe herrscht. So müssten auch die Nebenanlagen hergestellt, Bäume gepflanzt, Beete angelegt, ein Amphibienleitsystem eingerichtet, ein zusätzlicher Geh- und Radweg zum Wohngebiet Erikastieg und Ebereschenweg gebaut und an etlichen privaten Gebäuden passiver Lärmschutz angebracht werden.

"Nach all dem, was wir bisher erlebt haben, wollen wir jetzt auf Nummer sicher gehen und das Bauwerk den Bürgern erst dann präsentieren, wenn auch wirklich alles fertig ist", sagt der Fachbereichsleiter. Er hatte schon einmal erlebt, was es bedeutet, wenn ein Termin nicht absolut exakt eingehalten werden kann. Mitte Oktober 2012 sollten die ersten Autos um 12 Uhr durch das Trogbauwerk, so die korrekte Bezeichnung, rollen. Schaulustige hatten sich an der Baustelle eingefunden, Journalisten ebenfalls. Die ließen ihrem Ärger freien Lauf, denn der Startschuss für den unterirdischen Verkehr fiel erst um 16.05 Uhr.

Wenn die Arbeiten unter der Erde beendet sind, wird der Tunnel wieder eröffnet. Noch lässt sich nicht genau sagen, so Kröska, wann das sein wird, in jedem Fall aber vor der offiziellen Einweihung des Gesamtbauwerks und ohne großes Spektakel.

Und bis zum endgültigen Ende der Bauarbeiten müssen sich die Autofahrer auch nicht mehr umstellen. "Die Verkehrsführung wird so bleiben wie sie jetzt ist", sagt Kröska, der die Entscheidung, unter Verkehr zu bauen, auch im Rückblick für richtig hält. Das große Chaos seit weitgehend ausgeblieben, Staus habe es auch vor Beginn der Bauarbeiten regelmäßig gegeben. Bis auf wenige Ausnahmen seien keine Beschwerden bei ihm eingegangen.