Forum will den Menschen, die aus über 140 Ländern der Erde nach Norderstedt eingewandert sind, eine Stimme geben. Das Forum will sich ab sofort viermal im Jahr zusammenfinden.

Norderstedt. Über Migranten werde in Deutschland viel gesprochen. "Ab jetzt kann in Norderstedt nicht über uns, sondern ganz direkt mit uns gesprochen werden", sagt Zeliha Eryüksel, 48. Die gebürtige Türkin engagiert sich im neu gegründeten Forum für Migrantinnen und Migranten. Das Gremium will den Menschen, die aus über 140 Ländern der Erde nach Norderstedt eingewandert sind und hier ihre neue Heimat gefunden haben, eine Stimme geben.

Eryüksel ist die erste Stellvertreterin im Vorstand des Forums. Gemeinsam mit der Vorsitzenden Lida Buchmann und der zweiten Stellvertreterin Qurratulain Khan, 24, präsentierte sie am Dienstag die Ziele der Vereinigung.

Am 29. Mai hatte sich das Forum im Plenarsaal des Rathauses gegründet. Die Resonanz unter den Migranten in der Stadt war groß. 61 Menschen traten noch am Gründungsabend als Mitglieder ein. Darunter 20 Vertreter von Vereinen und Verbänden, die sich bei der Integration von Migranten in Deutschland engagieren, außerdem 41 Bürger mit unterschiedlichster Herkunft aus der ganzen Stadt. Mitglied kann im Forum jedermann sein, egal welcher Herkunft, Nationalität oder Religion, der seinen Hauptwohnsitz in Norderstedt hat. "Wir wollen ja gerade das Miteinander zwischen allen gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Schichten", sagt Lida Buchmann. Die Forum-Vorsitzende ist gebürtige Iranerin, sie lebt seit 1975 in Deutschland, seit 18 Jahren in Norderstedt. Zwei Kinder hat sie hier groß gezogen, beide studieren jetzt. Sei arbeitet bei einem großen deutschen Unternehmen im Bereich Ausschreibungen und Projekte. "Wir hoffen, dass wir mit unserer Zusammenarbeit viel erreichen und noch weitere Mitglieder gewinnen können."

Das Forum will sich ab sofort viermal im Jahr zusammenfinden, um über Themen zu diskutieren, die Migranten in Norderstedt betreffen. Die erste Zusammenkunft dieser Art ist am Donnerstag, 29. August, von 18 Uhr an im Sitzungsraum 2 des Norderstedter Rathauses. "Wir laden auch die Kommunalpolitiker der Stadt Norderstedt ein, uns kennenzulernen", sagt Lida Buchmann. Zwar habe das Forum in der Stadtvertretung noch kein Stimmrecht - "das kommt vielleicht ja noch", sagt Buchmann. Aber trotzdem werde sich das Gremium laufend über alle Themen, die Migranten direkt betreffen, informieren und dazu Stellungnahmen abgeben, die im Entscheidungsprozess von der Kommunalpolitik berücksichtigt werden können.

Lida Buchmann sieht das Forum auch als Orientierungshilfe für Migranten in der Stadt. "Wir können den Menschen schon allein mit unseren eigenen Beispielen und Erfahrungen weiterhelfen", sagt Buchmann. Sie erinnert sich an die Probleme, die sie mit ihren kleinen Kindern im deutschen Schulsystem hatte. "Die meisten Migranten kennen nur das Abitur. Sie kennen die breit gefächerte Bildungslandschaft gar nicht. Da wollen wir gezielt Ängste abbauen und Missverständnisse zwischen den Eltern und den Lehrern abbauen helfen", sagt Buchmann. Innerhalb des Forums bestünden Kontakte zu Dutzenden Nationalitäten und Sprachen. Ein Angebot, das an den Schulen der Stadt hoch willkommen sein wird. Das Forum will Migranten auch dabei helfen, dass sie ihre in den Herkunftsländern erreichten Schul- und Ausbildungsabschlüsse in Deutschland anerkannt bekommen.

Qurratulain Khan möchte sich für eine Integration von Migranten ohne den Verlust der eigenen Kultur einsetzen. "Viele glauben, dass sie sich in allen Bereichen ihres Lebens angleichen müssen. Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass es auch anders geht", sagt die Studentin der Geschichte, Sprache und Kultur des vorderen Orients, die seit ihrer Geburt Norderstedterin ist. Ihre Eltern stammen aus Pakistan. Beruflich und gesellschaftlich sieht sie sich voll integriert, gleichwohl lebe sie ihre pakistanische und islamische Kultur.

Was die Situation der Migranten im Generellen in Norderstedt angehe, so sehen alle drei Frauen die Lage positiv. "Im Vergleich zu vielen anderen Städten sogar sehr gut. Da muss man Norderstedt ein Lob aussprechen", sagt Lida Buchmann. Ressentiments seien allerdings auch hier im Alltag immer wieder zu spüren, sagt Zeliha Eryüksel. "Es gibt immer noch die Menschen, die misstrauisch sind, nur weil man Türke ist oder auch nur, weil man dunkle Haare hat."

Kontakt zum Forum: Lida Buchmann 040/55 44 78 26 oder lida.buchmann@googlemail.com