Die Arbeit des Kriminalpräventiven Rates Norderstedt macht das Leben in der Stadt sicherer. Verschiedene Aktionen geplant.

Norderstedt. Es sei die vorbildliche Prävention gegen Kriminalität, die Norderstedt zu einer sicheren Stadt mache. Der seit 1995 wirkende Kriminalpräventive Rat Norderstedt, in dem Jugend- und Ordnungsamt, das Polizeirevier Norderstedt, die Kriminalpolizei, das Jugendgericht sowie ehrenamtliche Projekte und Initiativen zusammenarbeiten, sorge für eine spürbare Verbesserung der Kriminalitätslage in der Stadt. Dieses Fazit zogen Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und die Verantwortlichen des Rates am Dienstag bei der Präsentation des Jahresberichtes 2012.

Der Kriminalpräventive Rat versucht mit einer Vielzahl an Aktionen, Jugendliche von der "schiefen Bahn" fernzuhalten. Außerdem kümmert er sich auf der Opferseite mit Schwerpunkt um die Senioren in der Stadt, die mit beständiger Aufklärung vor Kriminellen zu schützen, die es mit ihren Tricks und Fallen besonders auf betagte Menschen abgesehen haben.

Die Prävention im Jugendbereich ist für die Norderstedter Polizei entscheidend. "Wir spüren das ganz konkret in einem Rückgang der Anzahl der jugendlichen Intensivtäter", sagt Frank Liedtke von der Kriminalpolizei Norderstedt. Die Ermittlungsgruppe Jugend der Norderstedter Polizei bezifferte die Zahl der polizeibekannten Intensivtäter in den vergangenen Jahren immer mit etwa 25. Mittlerweile sei die Zahl auf 15 bis 20 Täter gesunken. "Das liegt zum einen daran, dass manche Intensivtäter schlicht aus dem jugendlichen Alter herauswachsen", sagt Liedtke. Doch es fehle dieser Gruppe auch zunehmend an Nachwuchs. "Da wirkt die Prävention bei Kindern und Jugendlichen", sagt Liedtke. Die Kripo selbst habe sich aus der präventiven Arbeit aufgrund von Personalmangel gänzlich zurückziehen müssen. Liedtke: "Von der Arbeit des Rates profitieren wir in unserer Arbeit trotzdem täglich."

Norderstedts Revierleiter Dieter Aulich begleitet den Kriminalpräventiven Rat seit zehn Jahren. "Die Veränderungen zu früher sind gravierend", sagt Aulich. Die Polizei habe heute an allen weiterführenden Schulen Schulbetreuer. "Es gibt keine Vorbehalte mehr in der Zusammenarbeit zwischen Schulsozialarbeitern, den Schulen und der Polizei", sagt Aulich. Angesichts der engen finanziellen Ausstattung der Polizei wünscht sich Aulich mehr Unterstützung. "Prävention kostet Geld. Der neue Innenminister Andreas Breitner müsste sich dazu grundsätzlich erklären. Nach seinen lobenden Worten bei seinem Besuch in Norderstedt zuletzt bin ich zuversichtlich, dass es zumindest so weitergehen kann wie bisher."

Die Präventionsarbeit des Rates läuft in zwei Arbeitsgruppen. Der Bereich Jugend wird seit Jahren von dem ehemaligen Polizeibeamten Wolfgang Banse verantwortet, der Bereich Senioren von Reinhard Korehnke.

Banse zog eine positive Jahresbilanz für die Jugendprojekte. Das älteste Projekt des Rates, "Plan haben", vermittelt Patenschaften zwischen verhaltensauffälligen Jugendlichen und erwachsenen Paten. Acht Patenschaften laufen derzeit, vier davon wurden 2012 neu gegründet. "Allerdings überaltern unsere Paten langsam. Wir wünschen uns, dass sich auch ein paar junge, freiwillige Paten melden, vielleicht Studenten, die acht- bis 16-jährige Kinder betreuen", sagt Banse. Viel zäher und schwieriger gestalte sich das Projekt "Mach was", das oft schon kriminell gewordenen Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 22 Jahren die Möglichkeit zum Ausstieg bietet - wenn sie es aus eigenem Antrieb heraus wollen. 25 Freiwillige stehen bei "Mach was" als Paten bereit, die den Jugendlichen bei den ersten Schritten in ein geregeltes Leben helfen. "Doch wir haben derzeit nur drei Jugendliche, die mitmachen. Und da gibt es große Probleme mit der Zuverlässigkeit", sagt Banse. Um die 25 Paten "bei der Stange zu halten" will Banse prüfen, das Projekt auch auf nicht-kriminelle und lediglich orientierungslose Jugendliche auszuweiten.

Viel verspricht sich Wolfgang Banse auch von dem Projekt Gefangene helfen Jugendlichen, das im Frühjahr in Norderstedt anlaufen soll. Jugendliche aus Norderstedt, die vor einer kriminellen Laufbahn stehen oder bereits straffällig geworden sind, treffen im Knast Santa Fu in Hamburg auf Gefangene, die aus ihrem Leben und vom Gefängnisalltag berichten. "Das wirkt bei Jugendlichen Straftätern, wenn die mal einen vor sich haben, der lebenslang einsitzen muss. Wir werden das in Gruppen machen - aber es sind auch Einzelgespräche möglich", sagt Banse.

Abzocker bei Bus-Kaffeefahrten, Gauner an der Wohnungstür mit dem "Enkel-Trick", Diebe vor dem Geldautomaten - das sind die Themen, mit denen Reinhard Korehnke beständig die Senioren in Norderstedt konfrontiert. "Wir wollen das Sicherheitsempfinden älterer Menschen in der Stadt verbessern", sagt Korehnke. Ein Schwerpunkt 2012 sei die Internetkriminalität gewesen. Immer mehr Senioren seien als Online-Käufer unterwegs und interessieren sich für Aufklärung über Gefahren und Rechte im Netz. Korehnke: "Unsere Broschüre zum Thema war ein echter Renner."