Heute stellen wir Ihnen das Unternehmen Popp-Feinkost aus Kaltenkirchen vor. Für neues Firmengebäude werden zehn Millionen Euro investiert.

Kaltenkirchen. Für ein erfolgreiches Unternehmen bedarf es nichts weiter als ein wenig Mayonnaise. Im Fall des Unternehmens Popp-Feinkost GmbH trifft dies zumindest in weiten Teilen zu. Denn der Erfolg des Kaltenkirchener Lebensmittelherstellers, der inzwischen europaweit tätig ist, basiert zum Großteil auf Mayonnaise. Und das seit 1920.

"Angefangen hatte alles eigentlich in Dresden", sagt Walter Popp, Enkel des Firmengründers. "Mein Großvater hatte dort 1920 mit seinen Söhnen ein kleines Unternehmen für die Mayonnaise-Produktion gegründet. Doch es wuchs schnell und hatte bald in Kattowitz, Gliewicz und Breslau weitere Standorte." Aber mit dem Zweiten Weltkrieg und der damit einhergehenden Zerstörung und Besetzung Sachsens nahm der Firmenaufstieg ein jähes Ende. Alle Produktionsstätten gingen verloren. Die Familie flüchtete nach Norddeutschland und landete letztlich in Kaltenkirchen. Dort lebten Verwandte. Und dort sollte daher auch von Neuem begonnen werden.

Die neue deutsche Küche liebte Mayonnaise zu allerlei Gerichten

"Der Keim der heutigen Popp-Werke ist am Kaltenkirchener Markt. In dem Gebäude, in dem heute ein Arzt ist, wurde das Geschäft 1960 neu eröffnet", sagt Walter Popp, der heute Verkaufsleiter des Unternehmens in Kaltenkirchen ist. Vorne im Haus war das Geschäft, in den hinteren Räumen wurde produziert. Vor allem Mayonnaise. Die wurde nach den Kriegsjahren und mit Beginn des "Wirtschaftswunders" ein In-Produkt. Die neue deutsche Küche liebte Mayonnaise in und zu allerlei Gerichten. Aber auch Fisch, der im nahen Hamburg täglich angeliefert wurde, war Teil der Poppschen Waren. "Lange Jahre waren wir überall nur als Popp-Mayonnaise bekannt. Das mit der Feinkost, die heute im Firmennamen fester Bestandteil ist, das kam erst später", sagt der Verkaufsleiter.

Dass Fisch und Mayonnaise gut zusammenpassen, lernte die deutsche Küche schnell - und auch die Firma Popp. Daher war es auch eine logische Konsequenz, dass der Firmengründer mit seinen beiden Hauptprodukten Mayo und Fisch begann, Salate herzustellen. Die Bandbreite wurde immer größer, je mehr Ideen ihm und den Mitarbeitern kamen. Kulinarische Eindrücke von Reisen flossen prompt in der heimischen Firma in neue Salatrezepte ein.

"Ich erinnere mich noch daran, wie mein Vater einmal masurischen Kartoffelsalat mitgebracht hatte. Das war etwas Neues, das war der Renner. Und weil dort erstmals industriell Gemüse verarbeitet wurde, war es eine kleine Revolution", erzählt Popp.

Wie die neuen Produkte entstanden, hatte er schon als Kind mitbekommen. Damals wurde das Meiste noch von den Mitarbeitern per Hand in den großen Produktionsküchen hergestellt. Die Mechanisierung - so, wie sie heutzutage üblich ist, war noch in recht weiter Ferne. Das bedeutete: Die Produktion war sehr viel flexibler als bei heutigen Unternehmen, aber auch körperlich anstrengender. "Damals hat man einfach mal gemacht und auch neue Ideen schnell ausprobiert. Da konnte auch noch am Morgen schnell ein individueller Wunsch eines Kunden berücksichtigt werden. Das geht heute natürlich nicht mehr, weil wir klare und eingespielte Prozesse haben. Wir können die Maschinen in den Produktionshallen nicht kurzfristig umprogrammieren", sagt Popp.

Popp-Feinkost ist ein kulinarisch regionales Unternehmen geblieben

Was sich seit Beginn der Firma aber nicht verändert hat, ist, dass Popp-Feinkost trotz seiner Größe ein kulinarisch regionales Unternehmen geblieben ist. Dafür gibt es auch einen Grund. "Feinkost ist seit jeher ein sehr regionales Geschäft", sagt Alexander Schmolling, Marketingchef bei Popp-Feinkost. "Im Süden Deutschlands haben die Menschen andere Geschmäcker als hier in Norddeutschland. Der Norden ist süßer, der Süden bevorzugt eher saure Aromen. Darauf nehmen wir Rücksicht, wenn wir Produkte entwickeln", erklärt Schmolling. Daher besteht der Schwerpunkt des Sortiments auch seit Jahrzehnten aus den etablierten und geschätzten Klassikern: Fisch-, Geflügel- und Fleischsalate sowie Brotaufstriche - mit altbewährter Popp-Mayonnaise-Rezeptur. Exotische Trends, wie Thai-Cocos-Salate und Ähnliches, das ist nicht das Feld, auf dem sich Popp-Feinkost mit der Konkurrenz herumschlagen will. Das passe nicht zum Konzern, wie es heißt.

"Wir werden als bodenständige Feinkostveranstaltung angesehen. Unsere klassischen Segmente sind unser Erfolgsrezept. Und diese Segmente pflegen wir", sagt Schmolling. Das bedeutet: Anstatt etwas Neuartiges auf den Markt zu bringen, wird die Qualität der vorhandenen Produkte angepasst, verfeinert, verbessert. Die Wege hierfür sind manchmal recht einfach: "Wir haben zum Beispiel den Geschmack bei einem unserer Fleischsalate dadurch verbessert, dass die benutzte Wurst jetzt dünner geschnitten wird. Der Salat bekam ein deutlich anderes, feineres Aroma. Er wurde von der Geschmacksqualität besser, ohne dass sich die hohe Produktionsqualität verändert hat", sagt Marketingleiter Lars Oliver Birkhofen.

Doch woher kommen die Ideen, um Neues zu schaffen, ohne das Traditionsgeschäft auf den Kopf zu stellen? Schmolling erklärt, dass eigentlich jeder Mitarbeiter seine Ideen für neue Rezepturen und Produkte einbringen kann. Das Team der Produktentwicklung setzt sich dann mit möglichen Rezepturen für die Massenproduktion auseinander. Die neuen Rezepturen werden anschließend verkostet. Sowohl über die Marktforschung, um das Urteil der Endverbraucher zu kennen, als auch in der Firma selbst. Doch nicht nur, wenn neue Produkte lanciert oder bestehende Rezepte verfeinert werden, wird verkostet. "Wir haben mindestens einmal die Woche, zumeist aber täglich eine Verkostung der Produkte", sagt Walter Popp. Dies werde gemacht, um eine gleichbleibend hohe Qualität der verwendeten Zutaten sicherzustellen. Eine Produktion mit geschmacklich faden Gurken oder lascher Mayonnaise, das kann und will sich das Unternehmen nicht leisten, denn so etwas schädigt schnell den guten Ruf eines Produktes und damit den der Firma.

Ein Produkt wie Bratkartoffeln zu etablieren, war ein Kraftakt

Trotz aller Tradition: Popp-Feinkost bringt zuweilen auch ganz neue Produkte auf den Markt. Dies, weil sich die deutschen Essgewohnheiten verändern. So sind inzwischen auch abgepackte Bratkartoffeln im Sortiment. "Die Bürger mögen gute Küche. Am Wochenende wird daher hochqualitativ gekocht. Tim Mälzer und Jamie Oliver sind ja nicht ohne Grund so populär", sagt Schmolling. "Doch die Menschen wollen zugleich in der Woche etwas schnelles aber qualitativ gutes Essen können. Auf diesen Markt stellen wir uns ein." Doch, das geben Schmolling und Birkhofen zu, ein Produkt wie Bratkartoffeln zu etablieren, das sei ein Kraftakt gewesen. Viele Kunden waren zunächst skeptisch.

"Vorgefertigte Bratkartoffeln, das war für viele zunächst ungewohnt. Wir mussten wirklich viel Überzeugungsarbeit leisten", sagt auch Popp. Doch letztlich habe man richtig gelegen. Viele neue Produkte verschwinden bei mangelnder Akzeptanz innerhalb eines halben Jahres wieder vom Markt. Die Bratkartoffeln haben überdauert. Mehr noch: Inzwischen verarbeitet die Wernsing-Gruppe, zu der Popp-Feinkost seit 1988 gehört, rund 550.000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr für Bratkartoffeln und andere Kartoffelprodukte.

Das Unternehmen stellt sich mit seinen Produkten für die Zukunft also breiter auf. Damit wird die gezielte, aber behutsame Expansion des Unternehmens auf allen Ebenen fortgesetzt. Seit der Firmenneugründung 1960 wurden sieben Konzerne von Popp-Feinkost übernommen oder gekauft. 2010 wurden "Füngers Feinkost" und die polnische Firma "Exzelsio Delikatesy" übernommen, 2012 kam noch "Neue Mayo Feinkost" hinzu. Was einst in Dresden seinen Ausgang nahm und 1960 in Kaltenkirchen neu gestartet wurde, ist zu einer großen Erfolgsgeschichte geworden, die längst nicht nur in Norddeutschland, sondern in ganz Europa weitergeschrieben wird.

Doch trotz der Expansion: Kaltenkirchen bleibt das Herz des Unternehmens. Das zeigen auch die derzeitigen Investitionen in den Standort. Direkt neben der Produktionshalle entsteht ein neues Firmengebäude. Insgesamt zehn Millionen Euro werden dort in Anbau und Verwaltung investiert.

Der Umsatz ist in den vergangenen 20 Jahren verzehnfacht worden

"Wir sehen uns gut aufgestellt", urteilt Schmolling. Von den 2900 Mitarbeitern der Wernsing-Gruppe, die 2011 immerhin einen Umsatz von 800 Millionen Euro schufen, arbeitet eine dreistellige Mitarbeiterzahl in Kaltenkirchen - darunter 31 Auszubildende. Der Umsatz sei in den vergangenen 20 Jahren, so Walter Popp, mindestens verzehnfacht worden. "Wir sind damit inzwischen ein großes mittelständisches Unternehmen - die Nummer zwei am Markt", sagt Popp stolz. Die Nummer eins werden, das bleibt das Ziel. Ein Ziel, das nicht von ungefähr kommt, denn im Bereich der Brotaufstriche, die 1996 zum Sortiment hinzukamen, ist Popp-Feinkost inzwischen mit großem Abstand Marktführer.