Das Norderstedter Feuerwehrmuseum zeigt die Begegnung von Eisenbahn und Blaulicht. Fünf Modellbahnen drehen ihre Runden.

Norderstedt. Blaulicht und Dampf, Sirene und Bahnhof - das genügt, um den Alltag zu vergessen und sich in eine andere Welt zu vertiefen, die viel spannender und lebenswerter erscheint als die gegenwärtige. Nur wenige Themen können Menschen - insbesondere Männer - so begeistern wie Feuerwehren oder Eisenbahnen. Allenfalls Autos können noch mithalten. Auf diese Begeisterungsfähigkeit setzen auch die Macher des Feuerwehrmuseums Schleswig-Holstein in Norderstedt. "Die bunte Welt der Eisenbahn im kleinen Maßstab", heißt die Sonderausstellung, die am Mittwoch, 6. Februar, eröffnet wird und beschreibt, wo Schiene und Einsatz zusammenfinden.

Museumsleiter Hajo Brandenburg hat möglicherweise die Antwort auf die Frage parat, die sich manche Ehefrau stellt, wenn ihr Mann sich in den Hobbykeller zur Modelleisenbahn verabschiedet und zwischen den kreisenden Zügen noch zwei Großfeuer platziert: Was ist daran so toll? "Es sind die großen Träume", sagt Brandenburg.

Einmal Held sein, sich einmal in höchster Gefahr bewähren und vorher noch mit dem Getöse des Martinshorns durch die Stadt zu brettern - welcher Mann zwischen fünf und 95 Jahren hat nicht schon einmal davon geträumt? Im besten Fall spielt sich das Heldenszenario in einer Idylle aus Bauernhöfen, sanften Hügeln und rauchenden Dampfloks ab. "Jede Eisenbahn, die ich gebaut habe, war die schönste heile Welt", sagt Knut Reuß. "Ohne Atomkraftwerke, aber mit viel Fachwerk."

Reuß lebt davon, Modelleisenbahnen zu bauen. Er ist in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs, reanimiert die angeblich gute alte Zeit im Kleinformat, garniert sie mit einem Hauch von Fernweh in Form von D-Zügen und lässt Blaulichter flackern. Das Miniaturwunderland hat das Konzept für Millionen Besucher perfektioniert, Reuß verwirklicht die individuellen Wünsche seiner Kunden. Im Feuerwehrmuseum baut er im Auftrag eines anonymen Sponsors eine Modellbahnanlage im Maßstab 1:32 (Spur 1), die auch nach dem Ende der Sonderausstellung zu sehen sein wird.

Auf einer Fläche von 75 Quadratmetern werden Loks und Waggons aus den 30er-Jahren ihre Runden drehen. Das Bahnhofsgebäude auf dem Hügel ist eine Nachbildung des Leipziger Originals und stammt aus derselben Modellbahn-Epoche, in der weitgehend mit Metall gearbeitet wurde. Ins Kinderzimmer würde die Anlage niemand mehr stellen. "Allein der Bahnhof kostet so viel wie ein VW Golf", sagt Reuß. Die Loks werden mit Spiritus oder echtem Dampf betrieben. Die ehrenamtlichen Helfer des Museums haben schmucke Häuschen beigesteuert. Für den Betrieb auf den Straßen stehen ein VW Käfer in Feuerwehrausführung, ein cremefarbener "Adenauer" von Mercedes und ein Tempo-Dreirad bereit. Museumschef Brandenburg ist stolz, dass in den Räumen am Friedrichsgaber Weg bis zum 6. Februar neben der Spur 1-Anlage vier weitere Modellbahnen entstehen werden. Mehr Feuerwehr als auf dem H0-Diorama in der Galerie geht kaum: Das Finanzamt brennt, eine ansehnliche Fahrzeugflotte in Rot rückt aus. Um das Dorf herum kreist ein Sonderzug mit Lösch- und Bergungsgeräten.

An den Wänden des Museums hängen historische Fotos, die dokumentieren, wann sich in der Geschichte Norddeutschlands Schiene und Blaulicht begegnet sind. Die älteste Aufnahme ist 100 Jahre alt und zeigt einen Sonderzug der Hamburger Feuerwehr, die nach Schwerin gefahren war, um bei den Löscharbeiten im brennenden Schloss zu helfen. Das daneben hängende Foto zeigt allerdings, dass sich der Erfolg der Einsatzkräfte in Grenzen hielt: Das Schloss steht vollständig in Flammen.

Die Bilder zeigen nicht nur die klassische Eisenbahn, sondern auch andere Verkehrsmittel, die auf Schienen vorankommen - oder eben nicht. Eine Aufnahme aus den 30er-Jahren entstand, als Feuerwehrleute mit Seilwinden und Muskelkraft eine umgestürzte Straßenbahn wieder aufstellten. Zu sehen sind außerdem die katastrophalen Folgen, wenn eine S-Bahn auf einen Bauzug prallt.

Das Norderstedter Feuerwehrmuseum ist mittwochs bis sonnabends von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet vier (ermäßigt zwei) Euro. Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt. Die Eisenbahnanlagen werden sonnabends von 15.30 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr vorgeführt.