Die 20 Kubikmeter Xenon- und Halogenlampen hatten einen Wert von fast 160.000 Euro. Autobahnrevier leistet Pionierarbeit.

Norderstedt. Die Stahlwalzen des schweren Verdichters rollen über die Glühlampen in ihren Kartons und Plastikverpackungen. Es splittert, quietscht, knackt und kracht. Auf der zentralen Mülldeponie des Kreises Segeberg in Damsdorf bei Bad Segeberg werden an diesem Donnerstag 20 Kubikmeter an Leuchtmitteln für Autos mit einem Marktwert von annähernd 160.000 Euro vernichtet. Den beiden Händlern aus Norderstedt und Henstedt-Ulzburg, bei denen das Polizei-Autobahn- und Bezirksrevier Bad Segeberg die Glühlampen im vergangenen Jahr beschlagnahmt hatte, dürfte dieses Bild richtig wehtun.

Doch laut Polizeioberkommissar Cary Chant vom Autobahnrevier ist das Vernichten das Beste, was man mit den illegalen Leuchtmitteln tun kann. "Das ist billig produzierte Ware aus Fernost. Die Lampen haben nie eine Prüfung nach dem deutschen Straßenverkehrsrecht bestanden und haben folglich keine Straßenzulassung." Wer sich so etwas bei einem Händler kauft und in sein Auto einbaut, der muss damit rechnen, dass die Lampen überhitzen und für Brände im Motorraum sorgen. Oder dass die Lampen schlicht viel zu grell leuchten und deswegen andere im Straßenverkehr gefährden. 135 Euro Bußgeld und drei Punkt werden fällig, wenn einen die Polizei mit solchen Xenon- oder Glühlampen erwischt. "Es ist mit den Lampen wie mit den Radarwarnern: Sie dürfen so was besitzen - aber sie dürfen es nicht verwenden", sagt Chant.

Wer bei Internet-Auktionshäusern Xenon-Lampen eingibt, wird überschüttet mit Angeboten für illegale Leuchtmittel. Teilweise sind sie als solche gekennzeichnet, meistens allerdings sehr kleingeschrieben. "Die Kunden kaufen das teilweise wissentlich, aber auch gutgläubig", sagt Cary Chant. Dass er und seine Kollegen vom zuständigen Autobahnrevier nun als eine der Ersten in Deutschland den illegalen Handel angegriffen haben, hat einen einfachen Grund: "Wir können doch nicht immer nur die Leute auf der Straße bestrafen. Wir müssen an die Händler ran", sagt Chant.

Die Händler wurden mit Bußgeldern in Höhe von 1500 Euro belegt

Über Online-Recherche machten die Beamten die beiden Händler in Norderstedt und Henstedt-Ulzburg ausfindig. Schließlich rückten sie zu Razzien in die Lager der Händler an, beschlagnahmten 20 Kubikmeter an Leuchtmitteln und fertigten die Anzeigen. Strafrechtlich ist der Handel mit Leuchtmitteln, die nicht über die vom Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg erteilte Bauartgenehmigung und Prüfnummer verfügen, kein schweres Delikt. Die beiden Händler wurden lediglich von der Bußgeldstelle mit einem Bußgeld in Höhe von 1500 Euro belegt. Weitaus abschreckender als dieses Knöllchen dürfte also der Verlust der hochpreisigen Waren sein.

Auf der Deponie landeten am Donnerstag Xenon-Brenner, Halogen-Glühlampen und Leuchtdioden. Für die Entsorgung wurden sie feinsäuberlich getrennt. Die Xenon-Brenner sortieren die Polizeibeamten in Container, die einem Spezialunternehmen für die Sondermüllverwertung geliefert werden. Die Dioden und Glühlampen gelten als gewöhnlicher Restmüll und wandern in die Verbrennung. Dass zuvor der massige Verdichter aus ihnen zerschredderten Glas-, Metall- und Plastikmüll gemacht hat, hängt mit der Tatsache zusammen, dass derzeit die Müllverbrennung in Stapelfeld nicht läuft. Damit während der Lagerung der illegalen Ware auf der Deponie in Damsdorf niemand auf die Idee kommt, die Leuchtmittel zu entwenden, werden sie zur Sicherheit unbrauchbar gemacht.

Der illegalen Handel mit Lampen ist ein riesiges Millionengeschäft

Für Cary Chant ist der Anblick der zersplitterten Lampen ein Festtag. "Wir hoffen, dass wir mit dieser Aktion eine Lawine an Ermittlungen in Deutschland auslösen. Das Thema wird in anderen Polizeidirektionen derzeit nicht so energisch verfolgt." Eine öffentliche Vernichtung derart großer Mengen Lampen habe es in Deutschland noch nicht gegeben, so Chant.

Der Polizeioberkommissar macht sich allerdings nichts vor. Er weiß, dass diese 20 Kubikmeter lediglich einen Promille-Anteil der in Deutschland gehandelten illegalen Leuchtmittel ausmachen. "Das ist ein Millionengeschäft, und die Dunkelziffer ist riesig", sagt Chant. Wie viele Autos mit nicht zugelassenen Leuchten über deutsche Straßen fahren, kann er nicht schätzen. Er weiß nur, dass die Leuchten beim TÜV auffallen müssten, es offensichtlich aber nicht tun. "Die bauen eben die Beleuchtungseinrichtungen des Wagens nicht auseinander", sagt Chant.