Der Polit-Routinier siegte in Norderstedt gegen seinen Gegenkandidaten Friedhelm Voß und gilt als Kompromisslösung.

Norderstedt. Gert Leiteritz ist neuer Fraktionschef der Norderstedter CDU. Er bekam bei der Wahl am Dienstagabend elf Stimmen, Gegenkandidat Friedhelm Voß musste sich mit acht Stimmen begnügen. Die Wahl dürfte das politische Norderstedt ebenso überraschen wie einige Parteimitglieder. Nach dem Rücktritt von Günther Nicolai Mitte Dezember sprachen die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Petra Müller-Schoenemann und Friedhelm Voß noch von der Chance zum Neuanfang und von der Absicht, die Fraktionsspitze zu verjüngen.

Leiteritz ist 70: "Sie müssen ja erst mal junge Leute finden, die ein solches Amt übernehmen wollen und können. Die gibt es kaum, auch andere Parteien haben Nachwuchssorgen", sagt der neue Mann an der CDU-Spitze. Er hat seinen Hut nicht selbst in den Ring geworfen, sondern sei von Parteikollegen gebeten worden, gegen Voß anzutreten. "Wir müssen wieder stärker die Stimme erheben, den Norderstedtern sagen, was die CDU will, und wofür sie steht", sagt Leiteritz. In letzter Zeit sei die Partei zu ruhig gewesen. Sich ins Bewusstsein der Bürger zu rücken, dürfte in den kommenden Wochen so wichtig werden wie kaum zuvor. Schließlich stehen im Mai Kommunalwahlen an, und da soll, so Leiteritz, die CDU mit einer schlagkräftigen Mannschaft antreten. Er selbst will auch wieder kandidieren, die CDU wolle ihn erneut in seinem Wahlkreis aufstellen.

Der Unterlegene präsentiert sich als fairer Verlierer. "Es ist gute demokratische Gepflogenheit zu akzeptieren, dass ein anderer mehr Stimmen bekommen hat", sagt Voß. Es könne sein, dass ihm einige Fraktionskollegen verübelt haben, den Rücktritt Nicolais mit befördert zu haben. Voß will aber auf jeden Fall als stellvertretender Fraktionschef weitermachen und verweist auf die Kommunalwahlen: Da werden die Karten ohnehin neu gemischt.

Petra Müller-Schoenemann, ebenfalls stellvertretende Fraktionsvorsitzende, sieht Leiteritz als Kompromiss-Kandidat. Sie selbst wurde im Vorfeld der Wahl für das Spitzenamt in der CDU neben Voß als Bewerberin mit den größten Chancen gehandelt. "Nach der Meinung einiger Fraktionskollegen hätte ich die Wahl gewinnen können. Ich habe aber bewusst nicht kandidiert, weil ich frühzeitig gemerkt habe, dass mein Kurs der Verjüngung der Fraktion auf zu viel Widerstand beim CDU-Urgestein gestoßen wäre und die Fraktion möglicherweise gespalten hätte. Das wäre keine gute Voraussetzung für die anstehende Wahl gewesen", sagt Müller-Schoenemann.

Die nachrückende Generation in der Fraktion habe es gelernt, im Team zu arbeiten. "Dies hätten wir beide auch gern als Doppelspitze bis zur Wahl gemacht", sagt die Christdemokratin. Sie bedauert, dass die Fraktion Voß keine Gelegenheit gegeben hat, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Wie Voss will auch sie mit Leiteritz zusammenarbeiten. Mit ihm lasse sich Zusammenarbeit im Fraktionsvorstand sicherlich entspannter gestalten als mit dem bisherigen Vorsitzenden. Der neue Mann ist ein alter Hase im Amt. Er hat die CDU-Fraktion vor seinen Vorgängern Nicolai und Rainer Schlichtkrull schon zehn Jahre lang geführt.

Was macht er nun anders als Nicolai? "Ich bin durchaus offen für andere Meinungen und möchte ausreichend Raum und Zeit für die Diskussion geben", sagt der Polit-Routinier. Wenn aber Beschlüsse gefasst seien, dann werde er sie auch hartnäckig vertreten und durchsetzen. Da sei er seinem Vorgänger durchaus ähnlich. Wenn er den Einzug in die Stadtvertretung wieder schafft, will er noch einige Zeit an hervorgehobener Position weitermachen, Jüngere einarbeiten und sich dann Stück für Stück aus der vordersten Reihe verabschieden. Da wird der Wechsel an der Fraktionsspitze übrigens sichtbar: Nicolai und Leiteritz tauschen die Plätze im Plenarsaal.