Der Technikmarkt zieht auf das jetzige Parkdeck von Karstadt. Außerdem wird das Herold-Center nun auch nach Süden hin erweitert.

Norderstedt. Seit Jahrzehnten warten Geschäftsleute und Kunden in Norderstedt auf die eine Nachricht: Das Herold-Center wird erweitert. Nun ist es so weit, sagt Baudezernent Thomas Bosse. In zwei Stufen soll der Einkaufsstandort ausgebaut werden und erheblich an Attraktivität gewinnen.

In einem ersten Schritt wird Karstadt sein Warenhaus aufstocken. In die neuen Räume zieht ein Unternehmen, auf das die Norderstedter schon lange warten: Saturn wird auf einer Teilfläche des Parkdecks seine Elektronik-Artikel verkaufen. Im Erdgeschoss soll es zusätzlich zum jetzigen Sortiment Karstadt Sport geben. Der Verkaufsbereich, in dem die Norderstedter künftig Laufschuhe, Trainingsanzüge und Tennisschläger kaufen können, wird einen eigenen Eingang bekommen.

Werden die Pläne Wirklichkeit, würde auch der Schandfleck verschwinden

In einem zweiten Schritt soll die Wiese südlich von Karstadt bebaut werden. Dort wird vermutlich ein neuer, ökologisch ausgerichteter Rewe-Frischemarkt entstehen. Geplant sind zudem zehn bis 15 weitere Einzelhandelsgeschäfte mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 7000 Quadratmetern. "Dieser neue Bereich wird über die Europa-Passage, die ein Stück nach Süden verlängert wird, an das Herold-Center angebunden", sagt Olaf Heinzmann, Geschäftsführer der Matrix Projekt 7 GmbH + Co. KG. Das Hamburger Unternehmen fungiert als Projektentwickler der Herold-Center-Expansion.

Werden die Pläne Wirklichkeit, würde auch der Schandfleck verschwinden, den viele Geschäftsleute, Kunden und Anlieger als hässlich und störend empfinden. Auf dem Hinterhof von Karstadt türmen sich zahlreiche Paletten, dröhnt die Müllpresse. Die einzigen, die sich auf der Brachfläche davor wohlfühlen, sind die Hunde und vor allem die Tauben, die sich dort in Massen niederlassen.

Das Konzept gibt es seit mehr als 20 Jahren, passiert ist bisher nichts

Seit mehr als 20 Jahren heißt es immer wieder: Das Herold-Center in Norderstedt wird erweitert. Investoren stellten hochfliegende Pläne vor, zum größten Einkaufszentrum im Norden sollte das Herold-Center avancieren, das kleine Geschäftszentrum an der Europaallee durch einen mit Glas überdachten Gang an die 140 Geschäfte angeschlossen werden. Doch passiert ist bisher nichts. Deswegen herrscht auch Skepsis, als wir einem Geschäftsinhaber von den aktuellen Plänen berichten: "Wir werden sehen", sagt der Mann und schüttelt den Kopf.

Aufbruchstimmung hingegen herrscht bei Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse: "So weit waren wir noch nie", sagt er. Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr wird sich in seiner nächsten Sitzung am 17. Januar mit dem Projekt befassen. Die Politiker sollen beschließen, dass der sogenannte Vorhabenbezogene Bebauungsplan aufgestellt wird. Teil zwei der Beschlussvorlage sieht vor, dass die Pläne anschließend ausgelegt werden, die Bürger und Institutionen dazu Stellung nehmen.

"Die Süderweiterung des Herold-Centers ist für uns ein ganz großer Baustein in der Stadtentwicklung", sagt Bosse. Der Ausbau steigere die Anziehungskraft des Einkaufsstandortes erheblich. Und das sei auch dringend nötig, denn die die Einkaufszentren im Hamburger Norden hätten in den vergangenen Jahren kräftig modernisiert und investiert. In Neumünster habe das Outlet-Center eröffnet, und Dodenhof in Kaltenkirchen will sich deutlich vergrößern. Die Konkurrenz sei groß, die Gefahr, dass Kaufkraft abfließt, auch. Da müsse Norderstedt jetzt nachlegen.

Vor vier Jahren stoppte die Insolvenz von Karstadt das Projekt

Schon einmal war die Süderweiterung des Norderstedter Einkaufszentrums fast so weit wie jetzt. Im Sommer 2008 stand der Vorhabenbezogene Bebauungsplan, hatte die Verwaltung sogar schon einen Termin für die Auslegung der Pläne. Doch dann sorgte die Insolvenz von Karstadt für einen Fehlstart. Der seit langem für Norderstedt geforderte Technikmarkt konnte nicht angesiedelt werden, weil der Vermieter von Karstadt, die High-Street-Gruppe, die Norderstedter Immobilie verkaufen wollte. Diesem Wunsch ist Matrix nun nachkommen. Die Hamburger Projektentwickler haben das Karstadt-Gebäude gekauft.

Die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt sollen noch im ersten Quartal beginnen

"Wir wollen noch im ersten Quartal mit den Bauarbeiten bei Karstadt beginnen", sagt Heinzmann. Er kalkuliert ein Jahr, bis Saturn einziehen kann. "Ein Teil der Parkplätze wird genauso erhalten bleiben wie die Zufahrt zum Parkdeck. Wir wollen möglichst wenig am Bestand verändern und den Kunden nicht die ihnen bekannten Wege nehmen", sagt der Matrix-Geschäftsführer. Später soll das Parkdeck erweitert werden, um die Stellplätze zu schaffen, die für die zusätzlich erwarteten Kunden nötig sind. Unklar ist noch, wann Teil zwei des Millionenprojektes starten kann. Das hängt, so Heinzmann, auch davon ab, wie schnell der Vorhaben bezogene Bebauungsplan Gültigkeit erlangt.

Davor hatte die komplizierte Eigentümersituation jede Expansions-Initiative irgendwann gestoppt. Mit im Boot sind das Herold-Center, die Braunschweiger Schintzel Kg, der die Europa-Passage gehört, das Norderstedter Wohnungsunternehmen Plambeck als Besitzer der Wiese, Karstadt und die Stadt Norderstedt. Nicht immer zogen alle an einem Strang. Gestritten wurde unter anderem darüber, wo die zusätzlich benötigten Parkplätze gebaut werden sollen, und wie die Zufahrt verlaufen soll.