Spaziergängerin entdeckt mit Baumstämmen eingefasste Grabanlage im Henstedter Moor. Kriminalpolizei ermittelt. Makaberer Scherz vermutet.

Henstedt-Ulzburg. Wer im Internet sucht, wird schnell fündig: "Das Grab im Moor" ist ein gängiger Titel für Bücher, Hörbücher und Spiele. Was eine Spaziergängerin am Wochenende entdeckte, hat mit einem Roman allerdings nichts zu tun: Eine mit Baumstämmen eingefasste Grabanlage abseits des Weges. Die Kriminalpolizei ermittelt, glaubt aber an einen makabren Scherz, den sich jemand aus unerfindlichen Gründen erlaubt hat.

Der kleine Weg im Henstedter Moor, parallel zur Straße Togenkamp, wird vor allem von Hundebesitzern gerne genutzt. Offiziell gibt es diesen Weg nicht, aber im Laufe von Jahrzehnten hat sich hier ein Trampelpfad gebildet, der sich zwischen Moorwiese und einem kleinen Waldstück entlang schlängelt. Auch die Henstedt-Ulzburgerin hat diesen Pfad mit ihren beiden Dackeln schon oft genutzt, um die Moorteiche zu umgehen.

Auf den Gräbern lagern Baumstämme, die mit Laub bedeckt sind

Am Wochenende aber war der Weg durch die andauernden Regenfälle im wahrsten Sinne des Wortes so moorastig, dass sie einen kleinen Umweg durch den Wald gehen musste. Und dort, nur wenige Meter abseits des Weges, machte sie eine Entdeckung, die sie schaudern ließ: Drei Grabstätten, sauber angeordnet nebeneinander, drei Kreuze aus Waldholz zusammengebunden, dazu eine Grabeinfassung aus Baumstämmen. Am Kopf der Gräber waren Baumstämme und Zweige so angeordnet, dass eine Einsicht vom Weg aus nicht ohne Weiteres möglich ist.

Auf den drei Gräbern lagerten und lagern heute noch Baumstämme, die mit Laub bedeckt sind. Zwei Grabstätten haben die Größe von Erwachsenen, eine Grabstätte die Größe eines Kindes. "Mir war wirklich unheimlich zumute, als ich das entdeckte", sagt die Henstedt-Ulzburgerin, die nicht lange zögerte: Sie alarmierte die Polizei in Henstedt-Ulzburg. Die Polizisten wollten das alles zunächst als Scherz abtun, ließen sich von der Hundebesitzerin dann aber doch zum Fundort führen und mussten dafür einen längeren Fußmarsch in Kauf nehmen. Sie begutachteten die Gräber, machten Fotos - und konnten sich keinen Reim auf die ganze Sache machen.

Bisher hat die Kriminalpolizei noch nicht gegraben

Weil der Henstedt-Ulzburger Polizei die Sache schließlich doch merkwürdig vorkam und sich keiner der Beamten vorstellen konnte, warum jemand mitten im Moor Gräber anlegt, wurde die Kriminalpolizei eingeschaltet. Bis gestern Nachmittag waren die Ermittlungen nicht abgeschlossen, aber Polizeisprecherin Sandra Mohr geht davon aus, dass unter den Baumstämmen keine Tier- oder gar Menschenleichen liegen. "Die Erde unter den Stämmen ist nicht gelockert und unterscheidet sich nicht vom Erdreich ringsherum." Allerdings: Bisher hat sich die Kriminalpolizei nicht die Mühe gemacht, auch tatsächlich unter den Baumstämmen zu graben.

Eine Erklärung, warum im Landschaftsschutzgebiet Henstedter Moor, das demnächst auch zum Naturschutzgebiet Oberalsterniederung gehören soll, Gräber angelegt wurden, hat die Polizeisprecherin auch nicht. Sie vermutet, dass dahinter ein makabrer Scherz steckt. Nach einem Scherz sieht die Grabanlage allerdings nicht aus.

Es ist leicht zu erkennen, dass sich die Urheber der Anlage viel Mühe gemacht haben: Zahllose Baumstämme und -äste, die zwischen Bäume gelegt und teilweise geflochten wurden, zeugen von enormem Aufwand.

Die drei Grabkreuze wurden fachgerecht zusammengebunden, die jeweiligen Stämme auf den drei Gräbern genau passend zueinander gelegt und mit Laub bedeckt. Links und rechts von den drei Gräbern wurden, ebenfalls aus Baumstämmen, Grabeinfassungen geschaffen. Und das alles in einem zwar nicht unzugänglichen, aber dennoch vermutlich kaum betretenem Teil des Moorgeländes.

Die Hundebesitzerin will das Moor hier nicht mehr betreten

Ob in diesem Teil des Moores möglicherweise Rituale abgehalten werden, von denen in Henstedt-Ulzburg bisher noch niemand etwas mitbekommen hat, ist nicht bekannt. Für die Kriminalpolizei indessen sind auch ungewöhnliche Rituale kein Ansatzpunkt, um konkret einzuschreiten. Polizeisprecherin Sandra Mohr glaubt deshalb auch nicht, dass Ermittlungen in diese Richtung geführt werden. Für die Hundebesitzerin aus Henstedt-Ulzburg ist allerdings klar, dass sie das Henstedter Moor an diesem Ende so schnell nicht wieder betreten wird. Es ist ihr dort schlicht zu unheimlich. Sie wird sich mit ihren Dackeln andere Wege suchen.