Der 44 Jahre alte Pastor aus Sülfeld tritt am 1. Februar seinen Dienst als Pastor am St.-Petri-Dom zu Schleswig an.

Von der beschaulichen Kirche in den großen Dom - der Ruf des Bischofs, Pastor im St.-Petri-Dom zu Schleswig zu werden, erfüllt Michael Dübbers mit gemischten Gefühlen. Einerseits erfüllt sich für Sülfelds Pastor ein Traum. Andererseits schaut er wehmütig auf die kleine, mehr als 1200 Jahre alte Kirche mit romanischen Ursprüngen. Ein Kleinod ist sie, der Mittelpunkt des Dorfes, das Pastorat gleich nebenan ein Schmuckstück.

"Meine Frau und ich haben 2004 in dieser Kirche geheiratet, unsere Kinder sind hier getauft, wir haben hier viele Freunde gefunden und eine wunderbare Arbeit - das verbindet", sagt der 44-Jährige, der 2002 in Tübingen promovierte und im selben Jahr sein Amt als Pastor in der Sülfelder Kirche antrat. Am Sonntag, 20. Januar, gestaltet er seinen Abschiedsgottesdienst in "seiner" Kirche.

"Es war eine lehrreiche Zeit, denn die Gemeinde setzt sich aus traditionsreichen Landfamilien und jungen, zugezogenen Familien zusammen", sagt Dübbers. 2250 Mitglieder hat die Sülfelder Kirchengemeinde, viele Neubaugebiete brachten neue Gesichter, vor allem Kinder, für die 150 Kita-Plätze gebaut wurden. Dübbers setzte nicht nur mit der Kirchenmusik und Seniorenarbeit neue Akzente, sondern auch in der Jugendarbeit, gestaltete neue Gottesdienstformen, beispielsweise einen Gottesdienst für Ausgeschlafene.

"Wir sind traurig, dass Dr. Dübbers geht, doch wir sind ihm auch dankbar, dass er mehr als zehn Jahre so reichhaltig in unserer Gemeinde gewirkt hat", sagt Ulrich Bärwald, Vorsitzender des Kirchengemeinderats.

Seine Amtszeit in Sülfeld bietet Dübbers ein gutes Fundament für seine Arbeit am Schleswiger Dom. War der sympathische Pastor mit dem jungenhaften Charme in Sülfeld "Platzhirsch", so arbeitet er in Schleswig im Team mit zwei Pastoren. "Das ist eine besondere Herausforderung", sagt Dübbers.

In einem Kollegenteam sei eine andere Arbeit möglich als auf einer Einzelpfarrstelle. Man müsse sich abstimmen, doch man würde sich auch gegenseitig inspirieren. Trotzdem ist er in Schleswig für ebenso viele Menschen zuständig wie in Sülfeld, denn in der Nordkirche sind Pastoren für 1000 bis 1200 Menschen Seelsorger.

Die zweite Herausforderung seien der städtische Charakter der Schleswiger Gemeinde und der große Anteil an Touristen, schließlich ist der Dom, dessen erste Bauten ebenfalls aus der romanischen Zeit stammen, ein großer Anziehungspunkt in der Region. "Ich stoße in Schleswig auf andere soziale Probleme, und ich werde aufgrund des Doms als Baudenkmal auch das Thema Kultur viel höher ansetzen", sagt Dübbers. Besonders die Kirchenmusik sei dank des Kantors Rainer Selle ein Schwerpunkt am Dom. "Er ist für seine anspruchsvolle Orgelmusik und Chorarbeit weit über Schleswig hinaus bekannt und hat auch die Hauptorgel im Dom, die Markussen-Schuke-Orgel, vor einigen Jahren enorm erweitert", sagt Dübbers.

Auch künftig wird Dübbers besonders die Jugendarbeit am Herzen liegen

Von Sülfeld nehme er die Impulse für neue Gottesdienst-Formen mit, doch "insgesamt geht es in Schleswig etwas kirchlicher zu als in Sülfeld", ist sich Dübbers bewusst. Am Herzen liegt dem Vater zweier Söhne auch für Schleswig die Jugendarbeit. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit professionellen Jugendpflegern und möchte die Konfirmanden anregen, auch nach der Konfirmation aktiv in der Kirche zu bleiben", sagt Dübbers. Er will die Jugendarbeit auch mit Musik verbinden, schließlich hat Dübbers, der Klavier spielt, in Sülfeld eine Jugendband geleitet.

"Der Schleswiger Dom spielt auch akustisch in einer ganz anderen Liga", weiß Dübbers. Das gelte auch für die Gottesdienste, für die Predigten. "Ich bin zuversichtlich, denn ich habe während meines Prediger-Seminars eine Sprech-Ausbildung bei einem Schauspieler gemacht", sagt Dübbers. Wichtig sei nicht nur der Inhalt der Predigt, man müsse die Menschen auch mit Stimme und Ausstrahlung erreichen, sonst wäre die beste Predigt umsonst. Dübbers will "das Heilige inszenieren und sich Raum verschaffen".

Ehefrau Rebecka wird auch in Schleswig als Lehrerin tätig sein

Neues will er wagen, aber immer auf die Reaktion des Umfelds achten. "Hier in Sülfeld haben wir vor dem Altar am Gründonnerstag schon ein Lamm gebraten, das war sehr nah dran am biblischen Geschehen, ich werde spüren, was in Schleswig geht", sagt Dübbers. Er wolle die Ganzheit leben und alle Sinne ansprechen.

Und seine Familie? Ehefrau Rebekka, 38, Gymnasiallehrerin für Englisch und Geschichte, werde auch in Schleswig unterrichten, seinem fünfjährigen Sohn Raphael hat er versprochen, gemeinsam Segeln zu lernen, und der dreijährige Samuel würde sich ebenfalls schnell einfinden.

Nur eines bereitet Süfelds Noch-Pastor Sorge: "Es gibt nur drei Bewerbungen für die Pfarrstelle in Sülfeld." Nach den Vorstellungsgottesdiensten Ende Januar und Anfang Februar wird der Gemeinderat Mitte Februar über einen Nachfolger Dübbers' entscheiden. Dann ist Michael Dübbers bereits in Schleswig angekommen.