Als deutscher Politiker in der heutigen Zeit mehr Geld zu verlangen, ist ein mutiger Schritt, denn der Bürger ist misstrauisch: Wofür bekommen die Politiker eigentlich ihr Geld, und was machen sie damit? Handelt es sich dann auch noch um ein Ehrenamt, wie es beim Posten des Bürgervorstehers der Fall ist, wird in der öffentlichen Wahrnehmung aus dem Mut schnell Maßlosigkeit.

In der Tat scheint eine Forderung nach mehr Geld nicht angemessen, insbesondere weil es sich um ein Ehrenamt handelt, das ja explizit nicht des Geldes wegen ausgeübt wird. Dahinter steckt das unausgesprochene Idealbild des barmherzigen Samariters, der seine Kräfte zum Wohle der Allgemeinheit, in diesem Fall zum Wohle der Gemeinde, einsetzt.

Dennoch ist Carsten Schäfers Forderung nach einer höheren Entschädigung legitim. 375 Euro bekommt er zurzeit im Monat, 545 stünden ihm dem Gesetz nach zu. Dass Schäfer nun auf diese - immer noch nicht sehr üppige - Summe pocht, verwundert in Anbetracht der Umstände nicht: 149 Termine hat er im vergangenen Jahr wahrgenommen, seit Bürgermeister Thormählen suspendiert ist, muss er auch dessen repräsentative Arbeit erledigen.

All dies sind gute Gründe, die gesetzlich mögliche Summe auszureizen. Ob der Bürgervorsteher dieses Geld wert ist, muss die Henstedt-Ulzburger Gemeindevertretung selbst entscheiden. Der Grundsatz, dass engagierte Menschen durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit zumindest nicht finanziell schlechter gestellt werden sollten, gilt nach wie vor. Es kann nicht sein, dass der Posten des Bürgervorstehers nur für Rentner und Pensionäre interessant ist.