Während die Waldweihnacht wieder Hunderte Besucher in den Forst Rantzau lockte, hörten die Henstedt-Ulzburger 150 Englein singen.

Norderstedt . Durch den verschneiten Winterwald schallt es schwungvoll: "Petersburger Schlittenfahrt" intoniert die Bigband der Feuerwehr Garstedt. Und das ist auch so etwas wie ein Motto der Waldweihnachtsstunde der Garstedter Wehr: Im Rantzauer Forst geht es andächtig, aber vor allem fröhlich zu. Viele Hundert Norderstedter nutzen das frostige Winterwetter zu einem vorweihnachtlichen Ausflug in den Rantzauer Forst, um sich auf das Fest einzustimmen. Wie schon seit 36 Jahren, jeweils am Sonnabend vor Weihnachten.

So viel Weihnachtsglück können Wehrführer Norbert Berg und seine Mitstreiter gar nicht fassen. Als er am Sonnabendmorgen aus dem Fenster blickt, ahnt er bereits, dass diese Waldweihnacht etwas Besonderes wird: Der letzte Schnee- und Frosttag vor Weihnachten ist wie geschaffen für ein besinnliches Fest mitten im Wald. Vor allem der Frost lässt die weiblichen und männlichen Mitglieder der Wehr jubilieren: Der nämlich ist Voraussetzung für geordnetes Parken. Bei Tauwetter hätte der Acker am Harthagen keinesfalls als Parkfläche genutzt werden können. So aber ist alles perfekt.

Die Besucher werden schon am Waldrand auf die Weihnachtsfeier eingestimmt: Brennende Fackeln weisen ihnen den etwa einen Kilometer langen Weg zur Lichtung, wo bereits die Bigband, der Kinderchor der Grundschule Niendorfer Straße und das Parforcehorn Corps Norderstedt Aufstellung genommen haben. Der Norderstedter Männerchor musste wegen Krankheit einiger Mitglieder absagen.

Swingende amerikanische Weihnachtslieder wechseln sich ab mit heiteren plattdeutschen und besinnlichen altdeutschen Liedern. Dazu kommt Pastor Martin Lorenz mit einer kleinen Überraschung: Er liest Loriots makabres Adventsgedicht ("Und in der guten Stube drinnen da läuft des Försters Blut von hinnen...") auf Plattdeutsch vor und erntet damit viel Gelächter.

Der Tannenduft allerdings wird vom Glühweinduft überlagert - wie in jedem Jahr wärmen sich viele Besucher der Waldweihnacht mit dem Heißgetränk. So wie zum Beispiel die Familien Oels und Carlsson aus Norderstedt: "Waldweihnacht mit Glühwein, das ist Tradition." Schon zum sechsten Mal besuchen sie gemeinsam das Fest und bleiben bewusst am hinteren Rand, um etwas mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Sie sind wieder einmal begeistert: "Eine wirklich tolle Sache, die von der Feuerwehr immer hervorragend organisiert wird."

Karsten Oertwig spendet erneut 2500 Euro für die die Kindergärten

Vom Winterwetter profitieren auch die Veranstalter des Weihnachtsmarktes am Henstedt-Ulzburger Rathaus. Der Kunsthandwerkermarkt findet nach den schlechten Erfahrungen vom vergangenen Jahr im Rathaus statt. 2011 war nachts in das Kunsthandwerkerzelt eingebrochen worden, im Rathaus lagern alle Gegenstände zwei Tage lang sicher. Hauptattraktion des Marktes aber ist das Engelsingen. Karsten Oertwig, Inhaber von zwei Edeka-Märkten im Ort, hatte wieder 2500 Euro ausgesetzt und wollte die Engel singen hören. Seine Ansage: Wenn mindestens 150 Engel auf der Bühne stehen, spendet er den Kindergärten der Gemeinde 2500 Euro.

Elisabeth von Bressensdorf, die stellvertretende und amtierende Bürgermeisterin, hatte der Wette Nachdruck verliehen und alle Kindereinrichtungen im Ort angeschrieben, um Mitarbeiterinnen und Mütter zum Mitmachen zu bewegen. Mit Erfolg: Um Punkt 17 Uhr stehen die Engel auf der Bühne. 150 -mindestens. Und alle gemeinsam stimmen die Lieder "In der Weihnachtsbäckerei" und "Lasst uns froh und munter sein" an. Dafür gibt es viel Applaus von den vielen Zuhörern. Und Kaufmann Oertwig hält schließlich seinen Scheck in die Höhe. Über so viel weihnachtlichen Geldsegen, ungeplant und völlig außerhalb des Gemeindehaushaltes, kann sich Elisabeth von Bressensdorf freuen. Möglicherweise allerdings muss die Gemeindevertretung noch darüber abstimmen, ob die Gemeinde dieses Spendengeld überhaupt annehmen darf. "Annahme von Spenden und Zuwendungen" ist seit einiger Zeit ein viel belächelter Bestandteil jeder Ratsversammlung.

Im vergangenen Jahr hatte Karsten Oertwig 150 Weihnachtsmänner auf die Bühne gebeten, in diesem Jahr 150 Weihnachtsengel - was er sich für den Weihnachtsmarkt 2013 ausdenken wird, verrät er jetzt noch nicht. Herausgestellt hat sich aber, dass die Weihnachtswette ein wichtiger Bestandteil und ein Publikumsmagnet des Marktes ist. Das "Wir-Gefühl" der Teilnehmer wird durch diesen Einfall deutlich gestärkt.