Nach dem Unfall vor einem Jahr bei einem Krippenspiel sind brennende Kerzen in den Gottesdiensten im Kreis Segeberg weitgehend tabu.

Kreis Segeberg . Die Verantwortlichen in den katholischen und evangelischen Kirchen im Kreis Segeberg bekommen dieser Tage Post von ihren jeweiligen Vorgesetzten. Mit dabei ein Faltblatt mit dem Titel "Kein Spiel mit dem Feuer". Nach dem tragischen Unfall vor einem Jahr zu Heiligabend in Bad Segeberg bei der Krippenfeier der katholischen Kirche sind die Gemeinden im Kreisgebiet auf die besondere Bedeutung des Brandschutzes aufmerksam geworden.

Der kleine Flyer der Berufsgenossenschaft gibt Hinweise, wie ein Unfall möglichst ausgeschlossen werden kann. So sollten Kinder nur unter Aufsicht selbst Kerzen tragen, aber keinesfalls, wenn sie Kostüme für das Krippenspiel tragen. Wichtig ist es demnach auch, dass Verantwortliche benannt und diese sich ihrer Aufgabe bewusst sind. Außerdem sollte gerade bei großen Menschenmengen im Gottesdienst besonders darauf geachtet werden, dass beispielsweise keine Kerzen an Ausgängen stehen und die Fluchtwege frei sind.

Kerzen ganz aus dem Gottesdienst zu verbannen, hält Pastor Wolfgang Stahnke vom evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Plön-Segeberg für übertrieben. Nach dem Unfall vom vergangenen Jahr bei der benachbarten katholischen Kirche ist das Thema aber in den zurückliegenden Monaten immer wieder bei den Zusammenkünften der Pastoren, den Konventen, angesprochen worden. Seine Kollegen seien sensibilisiert, sagt Stahnke.

In der Norderstedter Johannes-Kirche stehen nur auf dem Altar echte Kerzen

Das gilt auch für die drei evangelischen Kirchengemeinden in Norderstedt. Die Johannes-Kirche in Friedrichsgabe hatte dabei vor Kurzem Besuch vom Sicherheitsbeauftragten der Nordkirche, der die evangelischen Kirchen im Norden reihum besucht. Er habe sich nach möglichen Schwachstellen umgeschaut, sagt Monika Rulfs vom Kirchenkreis Hamburg-Südholstein, zu dem die drei Gemeinden der Stadt gehören. Zu Weihnachten würden in Friedrichsgabe dabei nur auf dem Altar Kerzen angezündet. Der Tannenbaum ist wie in den anderen Kirchen der Stadt elektrisch beleuchtet.

In der Emmaus-Gemeinde wird eine zusätzliche Fluchttür eingebaut

Noch weiter geht die Emmaus-Kirchengemeinde in Garstedt, die beim Krippenspiel nur künstliche Kerzen verwendet. "In der Christnacht gibt es dort viel Licht und Kerzen, aber nur im Altarraum, wo keine Menschen sind", sagt Rulfs. In der katholischen St.-Hedwig-Kirche am Falkenkamp achten die Verantwortlichen bei der Krippenfeier noch einmal besonders auf den Brandschutz. Kinder mit Kerzen in der Hand gebe es in seiner Gemeinde nicht, sagt Gemeindereferent Manfred Pleus. Der tragische Unfall in der Bad Segeberger Gemeinde habe zudem dazu geführt, dass in der Kirche demnächst mit Unterstützung des Bistums eine zusätzliche Fluchttür eingebaut wird.

Besondere Vorsicht lässt die Kirchengemeinde Bad Bramstedt walten. "Seit Jahren sind in allen Gottesdiensten an Heiligabend Feuerwehrleute in der Kirche, in der Regel zwei Mann", sagt Jürgen Schindler vom Kirchenkreis Altholstein. "Sie sind im Notfall auch sofort einsatzbereit. Außerdem hat die Kirchengemeinde Löschdecken und Feuerlöscher parat und Leute, die damit umgehen können." Auch in dem Kirchenkreis, zu dem der Westen des Kreises Segeberg gehört, wurde in den vergangenen Wochen noch einmal besonders auf den Umgang mit Feuer und den Gefahren hingewiesen, berichtet Schindler.

Dass gerade Kinder und Jugendliche im Umgang mit Feuer geschult werden müssen, weiß Diakon Oliver Harder aus Henstedt-Ulzburg. Er hat mit seinen Pfadfindern am vergangenen Sonntag das Friedenslicht aus Bethlehem von Neumünster in die Großgemeinde geholt, das nun am vierten Advent in der Henstedter Erlöserkirche weitergegeben wird. Dabei handelt es sich um ein in Bethlehem entzündetes Feuer, das in einer ununterbrochenen Kette in die Gemeinden gebracht wird.

Auch die Pfadfinder in Henstedt- Ulzburg üben den Umgang mit Feuer

Genau dieses Friedenslicht sollte am Ende der Krippenfeier in Bad Segeberg im vergangenen Jahr weitergegeben werden - bis das Kostüm der kleinen Lena brannte und sie schwer verletzte. Damit den Henstedter Pfadfindern das nicht passiert "üben wir den Umgang mit Feuer in jeglicher Form", sagt Harder. Das Friedenslicht werde dabei möglichst in Form eines ewigen Lichts weitergegeben. Das gehe aus, wenn es umkippt.