Der Lärmschutz in Norderstedt geht in die zweite Runde. Noch immer ist es dort an vielen Stellen zu laut. Bürger können Ideen äußern.

Norderstedt. Noch immer müssen 3100 Menschen in Norderstedt mit einem Lärmpegel von 65 Dezibel (dB) leben - ab diesem Wert können langjährige Belastungen die Gesundheit schädigen. Zwar hat der Lärmaktionsplan seit 2008 die Lärmbelastung in Norderstedt insgesamt reduziert, aber es sind bei weitem noch nicht alle Maßnahmen realisiert. So fehlt beispielsweise noch immer das Lenkungskonzept, das die Lkw aus den dicht besiedelten Stadtbereichen heraushalten soll.

Dennoch geht die Lärmminderung jetzt in die zweite Runde. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass die Pläne alle fünf Jahre aktualisiert werden müssen. Und da sollen wieder die Bürger ein entscheidendes Wort mitreden. "Nachdem wir bei der ersten Runde so gute Erfahrungen mit der Bürgerbeteiligung gemacht haben, wollen wir auch jetzt die Anregungen und Wünsche einfließen lassen", sagt Anne Ganter vom städtischen Umweltamt.

Diesmal fällt die Mitsprache knapper aus als in der Startphase

Start ist am Freitag, 18. Januar. Von 16 bis 21 Uhr haben die Norderstedter im Plenarsaal des Rathauses die Möglichkeit zu sagen, wo und wie es in der Stadt leiser werden soll. "Willkommen sind uns alle, auch Menschen, die nicht in Norderstedt wohnen, aber hier arbeiten, und natürlich auch Geschäftsleute", sagt Anne Ganter.

Diesmal allerdings fällt die Mitsprache knapper aus als in der ersten Runde. Während die Bürger in der Startphase über Jahre Ideen gesammelt, in Arbeitskreisen mit fachlicher Hilfe vertieft oder verworfen haben, bleibt jetzt nur ein halbes Jahr für die Ideensammlung. Bis zum 18. Juli muss das neue Konzept für eine leisere Stadt von den Politikern beschlossen sein. Geplant sind drei bis vier mehrstündige Workshops, in denen die Verwaltung die Vorschläge der Bürger sammelt. Ende Mai soll der Lärmaktionsplan aktualisiert sein. Dann haben die Kommunalpolitiker das Wort.

"Natürlich rechnen wir auch damit, dass es Beschwerden gibt, weil Maßnahmen noch nicht realisiert sind", sagt Anne Ganter. Dennoch gebe es auch schon erste Erfolge. So hatte die Stadt lärmmindernden Belag auf der Poppenbütteler und der Niendorfer Straße eingebaut und getestet. Die Erfahrungen sind gut: Die Rollgeräusche seien um vier bis sieben Dezibel leiser geworden, die Belastung in diesen Abschnitten insgesamt um drei bis vier Dezibel gesunken. "Mehr Minderung lässt sich nur durch Lärmschutzwände erreichen", sagt Anne Ganter. Sinkt der Lärm um zwei bis drei Dezibel, klingt das nach wenig, doch der Effekt ist so groß, als wenn nur noch halb so viele Fahrzeuge auf der Straße fahren.

Während andere Kommunen ihren Lärmaktionsplan mit Prüfaufträgen füllten, habe die Stadt Norderstedt ein anspruchvolles Programm verabschiedet, das mit Kosten und wichtigen Veränderungen verbunden sei und Zeit brauche. Dennoch könne sich das, was Norderstedt verwirklichen will und schon realisiert hat, sehen lassen. "Im Norden zählen wir sicher zu den Besten", sagt Anne Ganter selbstbewusst. Aus vielen Treffen mit Fachkollegen aus anderen Städten und Gemeinden, aus Hamburg und sogar aus dem Bundesgebiet wisse sie, dass die Lärmminderung in Norderstedt schon relativ weit vorangeschritten sei.

Vor allem der Straßenlärm stört die Ruhe. 15.300 Norderstedter sind mit einem Dauerschallpegel von 55 Dezibel und mehr belastet. Das sind aber immerhin knapp 7000 weniger als bei der letzten Lärmanalyse 2007. Erste Maßnahmen hätten schon gegriffen, sagt Anne Ganter. Dieser Schallpegel sei das Maximum, wenn man sich ungestört im Freien aufhalten und Gespräche in normaler Lautstärke führen will. Doch entlang der großen Straßen und viel befahrenen Kreuzungen verursachen Autos und Lkw deutlich mehr Krach. Für den Verkehrsknoten Ochsenzoll haben die Gutachter bis zu 75 Dezibel ermittelt.

Die Lärmbelastung durch den Flug- und Schienenverkehr ist gewachsen

Doch nicht nur die Intensität bestimmt, wo die Stadt den Lärmschutz verbessert. Zweiter Indikator sei die Zahl der Betroffenen. Aus beiden Werten ergibt sich die Lärmkennziffer (LKZ). Hoch ist die LKZ an der Ohechaussee sowie an den Kreuzungen Ulzburger Straße/Rathausallee und Ulzburger Straße/Langenharmer Weg sowie am westlichen Ende der Rathausallee in Norderstedt-Mitte.

Gewachsen sind die Lärmbelastungen durch Flug- und Schienenverkehr. Unter Fluglärm leiden 3000 Norderstedter, 500 mehr als vor fünf Jahren. U-Bahn und AKN belasten 1700 Bürger, 1300 mehr als 2007. Die Züge fahren häufiger, und auch der Flugverkehr hat zugenommen. Um 40 Prozent seien die nächtlichen Lärmbelastungen zurückgegangen. Allerdings müssen noch immer 17.800 Norderstedter mit 45 Dezibel zur Ruhe kommen - ab diesem Wert wird der Schlaf gestört.