Rezeptbücher zum Lesen, Neues von Theodor Storm und ein Kinder-Bilderbuch für große Leute. Bücher sind immer noch in der Mode.

Norderstedt. Es werden bald keine Bücher mehr gedruckt? Von wegen! Überall entstehen neue Bibliotheken. 13.000 gibt es in Deutschland. Und es werden neue gebaut. Am Montag, 10. Dezember, erhält die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Schlüssel für die Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin. Im März wird sie eröffnet. Auch die häuslichen Büchersammlungen boomen, und zur weihnachtlichen Bescherung darf ein Buch unter dem Weihnachtsbaum nicht fehlen. Wir haben schon mal gestöbert.

Wie der bunte Weihnachtsteller mutet die Geschichten-, Gedicht-, Lieder- und Rezeptsammlung "Weihnachten in Norddeutschland" von Jutta Kürtz an. Wie wäre es mit Nonnenfürzchen, auch Ochsenaugen genannt? In alten Bauernhäusern gibt es noch Ochsenaugenpfannen, in deren Vertiefungen die Teigbällchen, je nach Geschmack auch mit Apfel- oder Pflaumenmus gefüllt, gebacken werden.

Die Autorin ist auch der Geschichte der Bäcker-Leckereien auf der Spur. Pfeffernüsse und Lebkuchen entstanden beispielsweise, weil die Adventszeit einst Fastenzeit war, und die Menschen trotzdem etwas Süßes naschen wollten. Die Nonnen und Mönche in den Klöstern backten allerlei Mystisches in die süßen Sachen. Sieben Kräuter symbolisieren das Heil der sieben Tage, neun Gewürze gelten als Symbol der Dreifaltigkeit, und Pfefferkuchen wurden die harten Zuckerdinger genannt, weil sie scharf schmeckten.

Dann lieber Kinder-Mürbeplätzchen, bei denen die ganze Familie die Küche in eine klebrige Mehlstätte verwandelt, lecker! Und wenn Braune Kuchen, Friesenkekse, Karamellbonbons und Zuckerkringel, Ente, Gans und Rübenmus, Eierlikör und Weihnachtsbowle backen, garen und ziehen, ist Lesezeit. Dafür hat Kürtz Geschichten wie "Aberglaube während der Raunächte" bis "Weihnachtsbasteln bei Theodor Storm" ins Buch gebracht und mit alten Bildern und neuen Fotografien ergänzt (Verlag Ellert & Richter, 224 Seiten, 132 Abbildungen, 14,95 Euro).

Theodor Storm hat nicht nur zu Weihnachten gebastelt, sondern auch historische Sagen, poetische Märchen und Schwänke aus Schleswig-Holstein gesammelt. Bereits während seiner Studentenzeit in den 1840er-Jahren in Kiel sammelte Storm mit seinem Studienfreund Theodor Mommsen Reime, Rätsel und Sprichwörter. In der Sammlung "Sagen, Märchen und Schwänke aus Schleswig-Holstein" versammelte Storm hoch- und niederdeutsche Geschichten wie "Die nächtliche Gesellschaft auf dem Flensburger Landtage" oder "Dree to Bedd". Viel ist die Rede vom Teufel, von Hexen und Christenmenschen, Geisterschiffen, Gelagen und dem jüngsten Gericht (Boyens-Verlag, 176 Seiten, 16 Abbildungen, mit Literaturnachweis, 9,95 Euro).

Ebenfalls aus dem Boyens-Verlag kommt der Band "Theodor Storm - Der Dichter und sein Haus" von Karl Ernst Laage. Im Husumer Haus Wasserreihe 31, einem 1472 erbauten Kaufmannshaus am Husumer Hafen, schrieb Theodor Storm den größten Teil seines Werks. Die Historie des Hauses hat den Dichter inspiriert. Vor 40 Jahren eröffnete dort das Storm-Museum. Das Buch erzählt die Geschichte auf 96 Seiten und mit 55 Farb-Fotografien, darunter die Puppenwiege, die Storm seiner Tochter Friederike Weihnachten 1877 schenkte (17,50 Euro).

Sie trugen Kopftücher. Aber nicht aus religiöser Überzeugung. Oder um ihre schönen Haare vor lüsternen Männeraugen zu verbergen. Sondern aus hygienischen Gründen. Für junge Mädchen in den 1920er- und 1930er-Jahren war es ein gewaltiger Schritt in die Selbstständigkeit, wenn sie die Landschaftsschule besuchen durften und dort Backen, Kochen und Melken, Kindererziehung und Nähen lernten. Der Landfrauenverein Schleswig-Holstein hat für das Buch "Frauenbilder - Lebensmomente" von Ulrike Looft-Gaude seine Foto- und Textarchive geöffnet, und so konnte die Autorin einen zeitlichen Abriss von der vorigen Jahrhundertwende bis in die 1950er-Jahre vorlegen. "Wir meinen, Frauen können stolz sein auf ihre Geschichte. Denn sie waren immer maßgeblich für die Existenzsicherung der Familie und gegebenenfalls auch des Unternehmens verantwortlich", sagt Marga Trede, Präsidentin des Landfrauenverbandes (Wachholtz-Verlag, Bildband, 132 Seiten, 14,80 Euro).

Eisig weht der Wind im Winter 1933. Der Kuhstall der Familie Cornelsen in Schenefeld brennt nieder. In der Ruine findet die Feuerwehr die Leiche von Fritz Cornelsen. Erstochen mit einer Forke. Wer ist der Mörder? Der Sohn der Familie Schoop, die seit Jahrhunderten mit den Cornelsens verfeindet ist? Auf Mord steht im NS-Regime die Todesstrafe. Doch - ist die Aufklärung wirklich so einfach? Autor Heinz Jürgen Schneider verflechtet in seinem Schleswig-Holstein-Krimi "Mord der Ballnacht" die Machenschaften der SA mit der Familienfehde 232 Seiten, 9,95 Euro, Boyens-Verlag).

"Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln". Dieser Spruch wird mit "Das Kartoffelbuch Schleswig-Holstein" klar widerlegt. Wie so oft, kommt es auch bei der Kartoffel nicht auf die Größe, Länge oder Dicke an. Sondern auf die Vielfalt, die Sorte und - die Fantasie der Köche. Carsten Fleischhauer und Guntram Turkowski haben für das Buch aus der wunderbaren Rezeptbuch-Reihe des Wachholtz-Verlages die typische Rezepte der Region und die Kulturgeschichte der Kartoffeln in Schleswig-Holstein zusammengestellt, und die reicht von Christoph Kolumbus über den ersten Kartoffelanbau in Schleswig-Holstein 1750 bis zur feinen Küche heute. Anfang des 20. Jahrhunderts legten die Bauern große Kartoffelfelder an. Nach dem Zweiten Weltkrieg war mehr als ein Achtel aller Äcker zwischen Nord- und Ostsee mit Kartoffeln bepflanzt. Viele Geschichten geben dem Band einen Erzählcharakter. Ein Überblick über die Kartoffelsorten erleichtert den Einkauf, aber so richtig ins Schwelgen gerät der Leser bei den Rezepten. Wie wäre es mit Kartoffelplätzchen mit Käse? Oder Kartoffelgnocchi mit Pfifferlingen? Oder Kartoffelschnaps? (Wachholtz-Verlag, 120 Seiten, viele Farbfotos, 16,80 Euro).

Genervt vom Giersch im Garten? Das "Kräuterbuch Schleswig-Holstein" hat die Lösung für den lästigen Giersch: Einfach aufessen! Das Kräuterbuch ist in derselben Wachholtz-Reihe wie das Kartoffelbuch erschienen, diesmal von Kerstin John und Hartmut Moede. Fotografiert wurden beide Bände von Steffi Brügge, die Rezepte stellte der Landfrauenverein zusammen. Fürs Kartoffelbuch hat sie Sternekoch Dirk Luther geprüft, für das Kräuterbuch Karl Ress.

Wie wäre es mit Giersch gefüllten Tomaten? Oder mit einer Giersch-Torte? Giersch wächst nicht nur überall im Garten, wo er nicht wachsen soll, er passt auch zu vielen Gerichten und ist reich an Kalzium, Magnesium, Silicum und Vitamin C. Wer keinen Giersch hat nimmt Vogelmiere zum Salat, in die Suppe. Zu Saucen und in den Quark. Geradezu lecker - und dabei noch ungemein dekorativ - ist die Kapuzinerkresse. Dagegen ist der Waldmeister schon ein alter Hut (Wachholtz-Verlag, 120 Seiten, 16,80 Euro).

Und dann doch noch ein Bilderbuch. Der Illustrator Jens Natter hat Hamburgs berühmtes Lied "De Jung mit'n Tüdelband" von den Brüdern Wolf in muntere Bilder umgesetzt, in denen alle Helden etwas von Tim und Struppi haben. Der 37-Jährige, der auch Sozialpädagoge ist und mit seiner Familie in Hamburg lebt, zeichnet die Tüdelband-Verse in prallen Bildern und hat eine wunderbare Hamburgensie geschaffen. Er beschreibt auch die Geschichte der jüdischen Familie Wolf, die von den Nazis verfolgt und vertrieben wurde. Sie erhielten Auftritts- und Berufsverbot, wurden enteignet und entrechtet. Gleichwohl erklärte Reichs-Propagandaminister Joseph Goebbels die Wolf-Lieder zum deutschen Liedgut, radierte aber den Namen ihrer Verfasser aus. Der alte James Wolf wurde im KZ Theresienstadt ermordet. Der junge James Wolf floh 1939 nach Shanghai. Ludwig Wolf war durch seine Ehe mit einer "arischen" Frau geschützt.

Und alle Jahre wieder der Lese-Kalender, der Arche-Literatur-Kalender. Für das Jahr 2013 steht er unter dem Motto Zeit. Virginia Woolf wünschte sich stets eine Auszeit vom Schreiben und Bücher verlegen. Theodor Storm befiel das Gefühl des Erstickens, wenn er die Zeit mit dem Warten auf einen Brief seiner geliebten Ehefrau Constanze verbringen musste, und Klaus Mann schrieb 1938 in Exil: "Man sprach viel vom Untergang des Abendlandes". Es sind sorgfältig ausgewählte Zitate mit Kurz-Biografien, Wochen-Kalendarium mit Lebensdaten berühmter Literaten. Wie immer ist der Kalender geprägt von seltenen, edel inszenierten Fotografien (60 Blatt, 54 Fotos, 19,90 Euro).