Versehen mit der politischen Botschaft „Das Braune muss weg!”, werden die Tüten in der ganzen Stadt verteilt. Stadt bezahlte 10.000 Euro.

Norderstedt. Jetzt ist er also endlich im Einsatz, der Norderstedter Hundekotbeutel mit seiner politischen Botschaft. "Das Braune muss weg!" steht auf den schwarzen Plastikhüllen. Gemeint sind sowohl Hundekot als auch rechtsradikales Gedankengut, der Hundekot im faktischen und das braune Gedankengut im metaphorischen Sinne. Während der Hundehalter also nun die braunen Hinterlassenschaften seines Fiffis mitsamt der Tüte in einen der etwa 950 Abfalleimer entsorgt, setzt er also auch ein entschiedenes Zeichen gegen Rechts. So die Theorie.

In der Praxis wird es den meisten Hundebesitzern, die es mit dem Aufräumen hinter ihren Hunden genau nehmen, einfach nur sehr entgegenkommen, dass die Stadt nun insgesamt eine Million dieser Beutel für mehr als 10.000 Euro gekauft hat und sie im gesamten Stadtgebiet verteilen wird. Dafür hat die Stadt eigens vandalismussichere Stahlkästen als Tütenspender angeschafft. Die jeweils etwa 80 Euro teuren Behälter sind jetzt schon entlang der Wege in Norderstedt zu finden. Hundebesitzer können sich die kostenlosen "Gassi-Beutel" derzeit schon an folgenden Straßen und Parks ziehen: in der Kirchenstraße, beim Hundeauslauf im Willy-Brandt-Park, in der Straße Am Stadtpark, am Kabels Stieg, am Grundweg, an der Albert-Schweitzer-Straße, beim Hundeauslauf am Moorweg und im Grünzug am Scharpenmoor.

Doch das ist nur der Anfang, sagt Stadtsprecher Hauke Borchardt. "Das Netz der Hundekotbeutelstationen wird bis Anfang Dezember auf fast 100 Stellen im Stadtgebiet erweitert. Die Standorte werden dann auch im Internet veröffentlicht." Die Stadt zieht wirklich alle Register, um es "den Norderstedter Hundebesitzern noch bequemer zu machen, ihrer Verpflichtung nachzukommen, die Hinterlassenschaft ihres vierbeinigen Gefährten zu beseitigen". Es darf nun also wirklich gehofft werden, dass die Gefahr, Opfer einer widerlichen "Tretmine" in Norderstedt zu werden, deutlich sinken wird.

Deutlich verzögert hat sich die flächendeckende Einführung des Kotebeutels durch die zögerliche Haltung des Einzelhandels in der Stadt, an der Verteilung der Beutel mitzuwirken. Denn auf Anfrage der Stadt hatten etliche Geschäfte die Verteilung von Beuteln mit politischen Botschaften verweigert, andere wollten sie nur nach vorheriger Prüfung auf Übereinstimmung mit der firmeneigenen Geschäftsphilosophie ins Sortiment nehmen. Dabei handelt es sich bei der politischen Botschaft auf den Beuteln bei näherer Betrachtung eher um einen unbestreitbaren, humanistischen Allgemeinplatz. Es steht geschrieben: "Norderstedt ist eine weltoffene, tolerante Stadt, in der Menschen aus mehr als 140 Ländern zusammenleben, lieben und arbeiten. Ausländerfeindlichkeit, Hass und Intoleranz haben keinen Platz in Norderstedt - weder in den Köpfen der Menschen noch auf der Straße - und dürfen nicht geduldet werden."

Entsprechend haben sich nun doch noch einige Geschäfte zur Verteilung der Beutel bereit erklärt. Hundebesitzer können sich einen kleinen Vorrat der "Gassi-Beutel" in den Norderstedter Budnikowsky-Märkten abholen, auch Hayunga's Edeka-Filialen sind als Verteiler dabei, wie auch der Sky-Markt an der Segeberger Chaussee. Mit weiteren Geschäfte steht die Stadt in Kontakt - die Antworten der Händler stehen noch aus.