Der Norderstedter Kulturverein Malimu formt aus simplem Draht skurrile und feine Figuren - zu sehen in der Rathaus-Galerie.

Norderstedt. Fix auf Draht sein. Drahtesel, Drahtverhau, Drahtnase. Kükendraht. Und Stacheldraht. Drahtmäuse und Drahtmonster. Draht sperrt aus. Und sperrt ein. Draht kann bedrohlich sein. Und zur Kreativität herausfordern. Jedenfalls die Mitglieder des Norderstedter Kulturvereins Malimu. Eine Woche lang biegen, löten, schneiden sie Draht, formen Figuren, bauen Wand-Installationen, ergänzen Draht mit Moos, Federn und Holz-Fundstücken.

"Wir sind auf Draht" heißt denn auch die Malimu-Projektwoche in der Rathaus-Galerie. Noch heute bis 16 Uhr kann den Drahtbauern von Malimu in der Rathaus-Galerie zugeschaut werden. Morgen wird die Ausstellung "Wir sind auf Draht" um 19 Uhr eröffnet.

Wie immer bei den Malimu-Projektwochen erarbeiten alle neben eigenen Exponaten ein gemeinsames Projekt. Diesmal entsteht eine Figurengruppe mit Fabel- und Fantasiewesen, Mäusen und Monstern, sati(e)rischen, skurrilen und wilden Kreaturen. Beispielsweise der Marienkäfer-König von Ljiljana Zerjav-Ahlert. Oder ist es eine Königin? "Das weiß ich noch nicht", sagt Zerjav-Ahlert und lächelt.

Die Meerjungfrau dagegen ist deutlich sichtbar weiblich und wundert sich über die sechs Beine des Pferdes an ihrer Seite. Der Esel mit Raubtiergebiss hat solange am Draht gerüttelt, bis sein Urheber, Malimu-Vorsitzender Manfred Thiel, ihm die Hand verbinden musste. Am langen Rüssel eines Elefanten bleibt jeder hängen, der vorbei geht, und die Schlange ist nicht bedrohlich, sondern wirkt eher niedlich in der schrägen Draht-Gesellschaft.

Die Idee zu "Wir sind auf Draht" hatte Malimu-Mitglied Wolfgang Kopkow, der ohnehin bei Ausstellungen des Kulturvereins immer wieder mit kreativen, konzeptionell durchdachten Exponaten überrascht, beispielsweise mit seinen unikaten Buch-Objekten. Zur Auswahl standen noch die Themen "Text und Bild", "Druckfrisch" und "Klangobjekte". Kopkow äußert in seinen Draht-Arbeiten Zeitkritisches, und nutzt beispielsweise Stacheldraht als Symbol für das US-Gefangenenlager Guantanamo. Außerdem baut er an einem Alien und einer Synopse.

"Wir haben uns für Draht entschieden, weil wir uns einmal mit einem ganz anderen Material auseinander setzen wollten", sagt Regina Lemburg, die extravagante Hüte aus Draht zaubert. Marina Kaphengst hingegen montiert Draht auf Hartschaumplatten, die aussehen wie Honigwaben, und formt mit ihm Gesichter, Vögel im Flug, kleine Szenen und Figuren. "Die habe ich vorher skizziert, doch die Umsetzung einiger Figuren mit Draht erwies sich doch manchmal als schwierig", sagt Kaphengst. Es koste oft viel Kraft, den Draht zu biegen.

Almuth Wagener gelang eine Vogelscheuche der edlen Art, Käthe Roch eine Wand-Installation, die, gleichwohl ästhetisch, sowohl als Zettelkasten wie auch als Vogelbauer nutzbar wäre.

"Wir sind auf Draht": Bis Sonntag, 11. November, montags, dienstags und freitags von 11 bis 14 Uhr und 15 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 14 Uhr und 15 bis 19 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr in der Galerie im Rathaus Norderstedt, Rathausallee 50.