Pflegt das Gremium eine zu große Nähe zur CDU? Die SPD kritisiert das mit scharfen Worten und ärgert sich über “arroganten“ Storjohann.

Norderstedt. Es sind ziemlich schwere Geschütze, die die Norderstedter SPD jetzt auffahren lässt. SPD-Sprecher Thomas Jäger, die Abteilung Attacke bei den Norderstedter Genossen, richtet sie gegen den Seniorenbeirat der Stadt Norderstedt und den CDU-Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann. Letzterer, so Jäger, sei arrogant und verweigere den Diskurs mit der Kommunalpolitik. Und der Seniorenbeirat, so Jäger, beuge sich auch noch dem Willen des CDU-Abgeordneten und biete ihm ein exklusives Forum zur alleinigen Präsentation.

Die Kommunalpolitik wurde wieder ausgeladen - bis auf einen Politiker

Was war geschehen? Der Hintergrund des politischen Eklats ist eine unspektakuläre Veranstaltung am Freitag, 2. November, von 15 Uhr an im Plenarsaal des Rathauses. Der Seniorenbeirat will von der Bundespolitik wissen, was sie zum Thema Mobilität im Alter derzeit unternimmt. Sprechen wird morgen ausschließlich Gero Storjohann. Das wollte man beim Seniorenbeirat eigentlich nicht. Der für die Veranstaltung federführende Seniorenbeirat Tjark Holst hatte sich vorgenommen, eine Podiumsdiskussion mit Storjohann und Vertretern aller Norderstedter Parteien in den Plenarsaal zu bekommen. Doch Storjohann lehnte das ab und gab zu verstehen, dass er andernfalls absagen werde. Und so lud Holst alle Kommunalpolitiker wieder aus - bis auf Jürgen Lange, ausgerechnet den Verkehrsexperten der SPD und Vorsitzenden des Fachausschusses der Stadtvertretung. Holst: "Meine Schuld. Ich habe Herrn Lange einfach vergessen, er ist irgendwie hinten runter gefallen. Da sind wir nun in ein großes Fettnäpfchen getreten."

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann bestätigt, dass er eine gemeinsame Veranstaltung mit Kommunalpolitikern für nicht sinnvoll hält. "Da würden Bundes- und Kommunalpolitik zusammengeworfen. Außerdem empfinde ich Podiumsdiskussionen in der Regel als langweilig", sagt Storjohann. Er hingegen wolle einen "Impulsvortrag" halten, mit neuen Zahlen zum Thema Mobilität im Alter und einen Informationsfilm zeigen. "So war das mit dem Seniorenbeirat abgesprochen. Dass der hoch geschätzte Verkehrsexperte Jürgen Lange und andere Kommunalpolitiker teilnehmen sollten, erfuhr ich auch erst später. Da hab ich gesagt: Überlegt euch das, ich muss den Vortrag nicht unbedingt halten."

Die SPD ärgert sich über den "arroganten" Gero Storjohann

Bei der SPD ging Jürgen Lange bis Dienstag davon aus, dass er am Freitag einen Termin im Rathaus habe. "Aus dem Hamburger Abendblatt mussten wir nun entnehmen, dass auf die Anwesenheit von Herrn Lange und anderen Kommunalpolitikern augenscheinlich verzichtet wird", sagt SPD-Pressesprecher Thomas Jäger. Viel schwerer als die offenbar vergessene Ausladung wiege die Begründung dafür. Jäger: "Wir kritisieren sowohl das arrogante Verhalten des Bundestagsabgeordneten, wie auch den Seniorenbeirat, der von einer ursprünglich geplanten Veranstaltungsform Abstand genommen hat, um dem CDU-Bundestagsabgeordneten ein alleiniges Forum zu bieten."

Stadtvertreter Jürgen Lange hat kein Verständnis für das Verhalten des Seniorenbeirates. "Die Vertretung der Senioren in Norderstedt muss aufpassen, nicht in den Ruch zu kommen, parteipolitisch zu sein", sagt Lange. Der Beirat müsse überparteilich sein und für die Belange der Senioren der Stadt eintreten. Die Vorsitzende des Seniorenbeirates, Angelika Kahlert, versichert, dass sich der Beirat ursprünglich eine Podiumsrunde zu dem Thema vorgenommen habe. Als Storjohann sich weigerte, wollte man die Veranstaltung deswegen nicht ausfallen lassen. "Schließlich wollen wir den Senioren der Stadt die Möglichkeit geben zu erfahren, was der Bund für sie tut", sagt Kahlert. Warum der Beirat dann nicht beispielsweise noch den SPD-Bundestagsabgeordneten Franz Thönnes eingeladen habe, um die Überparteilichkeit zu wahren? "Wir wollen die Senioren in der Veranstaltung ja auch nicht überfordern", sagt Kahlert. Den Vorwurf, zu große Nähe zur CDU zu haben, weist die Seniorin von sich. "In der CDU haben wir keine Liebhaber." Sie könne sich noch gut erinnern, als der Beirat einen Antrag zur Ehrenamtskarte gestellt hatte. Kahlert: "Die CDU reagierte richtig aggressiv und nannte unseren Antrag pervers."

Die ganze Angelegenheit sei vielmehr "dumm gelaufen". In der Stadtvertretungssitzung am Dienstag habe Kahlert versucht, sich bei Jürgen Lange zu entschuldigen. "Aber der wollte gar nicht mit mir reden, so sauer war er."

Seniorenbeirat Tjark Holst kann dem Eklat trotzdem noch Positives abgewinnen. "Auf diese Weise haben wir es wenigstens geschafft, das wichtige Thema Mobilität im Alter aufs Tapet zu bringen." Die Idee, die Kommunalpolitik darüber diskutieren zu lassen, habe der Seniorenbeirat nicht verworfen. "Wir haben einen festen Termin am 25. April im Plenarsaal gebucht", sagt Holst. Vertreter der Parteien und hoffentlich auch Jürgen Lange sollen dann vertreten sein. "Und wenn Herr Lange will, kann er am Freitag zu Herrn Storjohann kommen. Als Gast und Zuhörer kann man ja schließlich auch kritische Fragen stellen", sagt Tjark Holst.