Vergangenen Sonntag habe ich in Friedrichsgabe zwei kleine Jungen getauft. Die Familien haben sich in der Kirche versammelt, glückliche Eltern und Großeltern, Onkel und Tanten. Sogar eine Urgroßmutter erlebte die Taufe ihres ersten Urenkels. Für alle war es ein großes Fest.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Schwangerschaft und Geburt problemlos verlaufen. Wenn die Mutter oder der Vater zum ersten Mal ihr Kind im Arm halten, und es ist gesund und alles gut - in diesem Moment spüren viele von uns große Dankbarkeit. Wir merken, wie verletzlich und wie kostbar das Leben sein kann. Wir wünschen uns alles Glück der Welt für unser Kind.

Als Pastorin treffe ich viele junge Eltern, wenn die Kinder in die Spielgruppe oder in den Johannes-Kindergarten am Falkenkamp gehen. Seit drei Jahren gibt es dort eine Krippengruppe mit Ganztagsplätzen für Kinder ab dem ersten Geburtstag. In der Politik und Öffentlichkeit wird der Ausbau von Krippen- und Kitaplätzen seit einigen Jahren sehr positiv bewertet. Einerseits ist das bessere Betreuungsangebot für viele berufstätige Mütter (und Väter) wertvoll. Andererseits höre ich jetzt oft, wie junge Eltern unter Druck geraten. Nicht nur viele Arbeitgeber erwarten, dass die Frauen schnell in den Beruf zurückkehren. "Viele Bekannte verstehen gar nicht, dass ich mit meinen beiden Kindern jetzt schon fünf Jahre zu Hause bin. Ich habe immer das Gefühl, ich muss mich dafür rechtfertigen", sagte neulich eine Mutter beim Elterncafé.

Es ist nicht einmal zehn Jahre her, da wurden in meinem Umfeld nicht berufstätige Mütter kleiner Kinder eher beneidet. Es ist hart, wenn das Kind kränkelt und man es mit schlechtem Gewissen doch in die Krippe bringt, weil man nicht weiß, wohin. Es schien wichtig, die ersten Worte selbst zu hören und nicht erst abends den Bericht der Erzieherin.

Mir gefällt nicht, wie Familie und Kindererziehung wegen des Betreuungsgelds Wahlkampfthema wird. Oft wird sehr dogmatisch Beruf, Krippe, Kindergarten oder Elternhaus gegeneinander aufgerechnet. Stattdessen wünsche ich mir, dass junge Eltern besser unterstützt werden in ihrer neuen Aufgabe. Wer ein kleines Kind in seinem Alltag erlebt, merkt doch, wie verschieden jedes Kind ist, wie schnell es sich verändert, dass es Zeit braucht. Vor allem aber kann ein Kind, ohne etwas zu tun, glücklich sein - und andere glücklich machen.

In der Bibel, in Psalm 31, Vers 9, betet ein Mensch zu Gott: "Du stellst meine Füße auf weiten Raum." Es wäre schön, wenn auch in unserer Zeit Kinder und Erwachsene diese Erfahrung machen dürfen.

Pastorin Elisabeth Wallmann, Johannesgemeinde Friedrichsgabe