Die Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark hat einen Partnervertrag mit der St. Joseph Mary's Secondary School in Uganda geschlossen.

Norderstedt. Schwitzen, schnaufen, Kopierer kaufen - die schwarze Schrift auf dem blauen Pappplakat verriet sofort, wofür die Schüler ihre Runden drehten. Die 408 Jugendlichen von der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark hatten sich Sponsoren gesucht. Für jede Runde, die sie am letzten Schultag vor den Herbstferien auf der Bahn am Schulzentrum Süd zurücklegten, gab es Geld.

Noch ist nicht klar, wie viel beim Sponsorenlauf zusammengekommen ist. Fest steht allerdings schon, wofür die Summe verwendet wird: Die Partnerschule in Uganda braucht dringend einen Kopierer. "Bis jetzt müssen die Sekretärin und die Lehrer in die Stadt fahren, damit die Schüler Material zum Lernen und Arbeiten haben", sagt Ulrike Pirke. Die Lehrerin von der Norderstedter Gemeinschaftsschule hat die Partnerschaft der Schule mit der St. Joseph Mary's Secondary High School in Mbiriizi eingefädelt. Die Kooperation ist inzwischen auch offiziell besiegelt. Christiane Bustorf, Leiterin der Ossenmoorparkschule, und der kommissarische Leiter der weiterführenden Schule im Süden des afrikanischen Staates, Katsigazi Pereglim, haben den Vertrag unterschrieben.

Die Wiege der ungewöhnlichen Schulpartnerschaft war das Uganda-Projekt an der Gemeinschaftsschule. Seit Jahren betreuen Schüler Aids-Waisen in Masaka - Jungen und Mädchen, die ihre Eltern durch die Immunschwächekrankheit verloren haben. Sie fallen oft genug durchs Schulraster. Zwar gibt es, so Ulrike Pirke, in Uganda seit 1996 die Schulpflicht. Doch der Schulbesuch koste Geld, außerdem müssen die Eltern die Schuluniform bezahlen. "Dafür fallen an unserer Partnerschule umgerechnet rund 90 Euro im Jahr an. Das ist für ugandische Verhältnisse mit den vielen sehr kinderreichen Familien bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 320 Euro eine enorme Summe", sagt die engagierte Pädagogin. Da müssten besonders Mädchen und auch die von den Großmüttern oder Verwandten aufgenommen Waisenkinder oft auf schulische Bildung verzichten, sie stünden an letzter Stelle in der Hierarchie.

Doch selbst wenn das Schulgeld gezahlt wird, reichten die Einnahmen nicht aus, um einen angemessenen Unterricht zu gewährleisten. Die Gebäude seien marode, das Lehrerzimmer sei ins Freie verlegt, die sanitären Einrichtungen alles andere als akzeptabel. Gekocht wird auf offenem Feuer, Maisbrei für die Kinder, Bananenbrei für die Lehrer. Einige der 460 Schüler, die an der Secondary School von der achten bis zur 13. Klasse lernen, wohnten auch auf dem Schulgelände. Sie müssten sich in ihren Mehrbettzimmern allerdings mit dem Nötigsten begnügen.

Es gibt nur ein paar Bücher und einen in die Jahre gekommenen Computer

"Hinzu kommt, dass es so gut wie keine Unterrichtsmaterialien gibt. Nur ein paar Bücher und einen in die Jahre gekommenen Computer, den die Schulsekretärin benutzt", sagt Ulrike Pirke. Die Lehrer seien enorm engagiert und die Meister der Improvisation. Die Folge der schlechten Startbedingungen: In der Rangliste der Schulen habe die St. Joseph Mary's Secondary School kaum einen Chance, sich gegenüber besser situierten Einrichtungen zu behaupten. Die Schule sei auf Sponsoren und Spenden angewiesen.

Genau da will die Norderstedter Schule ansetzen und die erfolgreiche Hilfe für die Aids-Waisen fortsetzen. Bindeglied ist ein Mann, der sich nicht nur von Berufs wegen, sondern auch aus Überzeugung um diejenigen kümmert, die allein wenig Chancen auf einen guten Start ins Leben hätten: Pater Leonhard kooperiert schon seit Jahren mit Ulrike Pirke und den Schülern der Norderstedter Schule. Gemeinsam haben sie das Projekt "Schulschwein für Afrika" aus der Taufe gehoben.

Ziel ist, Aids-Waisen den Schulbesuch zu ermöglichen. Der kostet Geld, die Norderstedter Schüler und ihre Lehrerin sammeln seit Jahren Spenden, haben Brieffreundschaften zu Jugendlichen im afrikanischen Land aufgebaut und Schulschweine gekauft. Die stehen in Uganda im Stall, Pater Leonhard betreut die Tiere, verkauft sie und finanziert vom Erlös den Schulbesuch der Aids-Waisen.

Doch was so einfach klingt, braucht kontinuierlichen Einsatz. Futter muss beschafft, ein Brunnen gegen die Dürre und Zäune gegen Wilddiebe müssen gebaut werden. "Vor einigen Monaten mussten wir eine Horrormeldung verkraften", sagt Lehrerin Ulrike Pirke. Das afrikanische Schweinefieber, vergleichbar mit der Schweinepest in Europa, machte auch vor Pater Leos Ställen nicht Halt. Der Geistliche, der sich selbst als Schweinepriester bezeichnet, verlor 21 erwachsene Schweine in nur drei Wochen. "Miss Pigeldie", das erste Schulschwein, und Eber James sowie die Ferkel aus dem letzten Wurf haben überlebt, waren aber geschwächt.

Die Uganda-Hilfe wurde mit dem Zertifikat Zukunftsschule belohnt

Der unermüdliche Einsatz der Pädagogin und der Schüler von der Uganda-AG ist inzwischen bis nach Kiel gedrungen und hat der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark zu einem werbewirksamen Zertifikat verholfen: Zukunftsschule darf sie sich seitdem nennen. "Wichtig ist, dass wir das Projekt weiter vorantreiben", sagt Schulleiterin Bustorf. Das passiert, nächster Schritt war der Sponsorenlauf für einen Qualitäts-Kopierer in Afrika. Der dürfte rund 1000 Euro kosten, einschließlich Service und Patronen wohl das Doppelte. Aber profitieren sollen nicht nur die älteren, sondern auch die jüngeren Schüler der benachbarten Primary School.