Jugendzentren stoßen laut Politikern auf zu wenig Resonanz. Heute wird debattiert, ob ein freier Träger die Arbeit übernehmen soll.

Henstedt-Ulzburg. Die offene Jugendarbeit steht auf dem Prüfstand. Die derzeit praktizierte offene Kinder- und Jugendarbeit im Bereich der Jugendzentren Tonne und Rhen findet bei den ortsansässigen Kindern und Jugendlichen keine große Resonanz. Das meinen zumindest die örtlichen Politiker. Heute Abend wird deshalb während der Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses über einen Antrag debattiert, der weitreichende Folgen haben könnte: Die Gemeinde soll prüfen, ob die offene Kinder- und Jugendarbeit künftig einem freien Träger übertragen werden soll.

Der Antrag wird von einer politischen Allianz gestellt, die in dieser Form bisher nur selten zustande gekommen ist: SPD, WHU, BfB und FDP stehen dahinter. Die CDU hat den Antrag zwar nicht unterzeichnet, wird aber wahrscheinlich trotzdem für eine Annahme stimmen. Selbst wenn die CDU ausscheren sollte, hätten die anderen Fraktionen eine Mehrheit.

Diskutiert und abgestimmt wird möglicherweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das will die Verwaltung, weil über Mitarbeiter gesprochen werden könnte. Die Politiker sehen das anders: Diskutiert werden soll nicht über Personen, sondern über Konzepte. Deshalb wird die Mehrheit der Ausschussmitglieder wahrscheinlich für eine öffentliche Beratung votieren.

Der Bedarf der Kinder und Jugendlichen ist nach Ansicht der Politiker vorhanden. Allerdings, so meinen sie, wird das vorhandene Angebot nicht ausreichend angenommen. Der heute Abend zur Diskussion stehende Antrag hat deshalb auch eine Vorgeschichte.

Zur Entwicklung eines neuen Konzeptes für die offene Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg und damit verbunden zur Nutzung des Jugendforums Tonne wurde in der Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses am 23. Januar die Bildung eines Arbeitskreises beschlossen, der sich in der Zwischenzeit zweimal getroffen hat.

Beschlossen wurde unter anderem eine Umfrage unter Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde, um den Bekanntheitsgrad der Jugendeinrichtungen zu ergründen. Mitglieder des Arbeitskreises und Anja Riemer, Fachbereichsleiterin Soziales, Bildung, Jugend und Freizeit im Rathaus, haben sich zudem im neuen Jugendhaus in Kaltenkirchen vom Verein Tausendfüßler Kinder- und Familiengarten umgesehen.

Die Umfrage ist erfolgt, die Beteiligung war gut: Rund 700 Fragebogen sind an die Verwaltung zurückgeschickt worden, eine Auswertung allerdings ist noch nicht erfolgt. Befragt wurden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 6 bis 24 Jahren. Wegen des ausstehenden Umfrageergebnisses kann es auch passieren, dass heute Abend noch nicht endgültig über einen Prüfauftrag abgestimmt wird.

Die Stoßrichtung der Politik ist aber deutlich: "Aufgrund der beeindruckenden Beispiele aus Nachbargemeinden setzen wir bei der Übergabe an einen freien Träger auf neue Impulse. Ferner sind wir der Überzeugung, dass ein freier Träger flexibler auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen eingehen kann." So heißt es im gemeinsam vom SPD, WHU, BfB und FDP formulierten Antrag.

Für Claudia Beyer, Leiterin der beiden Jugendforen in Henstedt-Ulzburg, kommt der Vorstoß aus der Politik überraschend. Stellung bezieht sie dazu nicht, aber sie verweist auf die Besucherzahlen. "In beiden Häusern halten sich pro Tag konstant etwa 25 bis 30 Kinder oder Jugendliche auf." Darüber hinaus sei das Team im Bereich der offenen Ganztagsschule tätig, außerdem werde das Programm für den Ferienpass organisiert.

Die Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses beginnt um 18.30 Uhr.