Der Bauherr will nur für Kinder der Tagesstätte kochen. Ein Ausschuss prüft, ob eine Großküche die Grundschüler mitversorgen kann.

Norderstedt. Es geht in dieser Geschichte um gutes Essen, um Kinderbetreuung und um jede Menge Geld. Über jedes einzelne dieser Themen lässt sich leidenschaftlich streiten. In der Diskussion um den Neubau einer Kindertagesstätte im Neubaugebiet Frederikspark kommen alle diese Themen zusammen.

Der Verein der Kinder wegen, der schon drei Kindertagesstätten in Norderstedt betreibt, möchte auf einem Grundstück im neuen Wohn- und Gewerbegebiet Frederikspark eine weitere Kita mit zwei Elementar- und drei neuen Krippengruppen bauen. "Unser Konzept in der Kinderbetreuung umfasst die gesunde vegetarische Vollwertkost und viel Bewegung. Beides wollen wir im Frederikspark umsetzen", sagt Klaus Dorß, der Vorstand des Vereins.

Entsprechend beantragt der Verein bei der Stadt den Bau einer Kita sowie einer Großküche. Denn die bisherige Vereinsküche am Cordt-Buck-Weg wurde ursprünglich für die tägliche Zubereitung von 50 Essen konzipiert, kocht heute schon 250 Mittagessen am Tag für die etwa 180 Kinder und das 50-köpfige Personal und wäre mit der Versorgung einer weiteren großen Einrichtung mit etwa 70 Kindern und Personal gänzlich überfordert. Die Planer haben die neue Küche als Extra-Trakt konzipiert, angedockt an das Kita-Gebäude. Die Kosten liegen bei 572.400 Euro. Der Verein würde über 97 240 Euro dazu geben, an der Stadt blieben also 475.160 Euro hängen. Die Kita selbst schlägt mit 1.912.200 Euro zu Buche, 570.000 Euro kämen vom Land, 191 220 Euro vom Verein. Bleibt eine Summe von 1.150.980 Euro für die Stadt.

Dorß und sein Verein würden lieber gestern als heute mit dem Bau der Kita beginnen. Eröffnet werden soll die neue Kita aber spätestens im August 2013. In der Norderstedter Kommunalpolitik gibt es keine Partei, die die Pläne nicht unterstützt. Kinderbetreuung ist in Norderstedt ein zentrales Problem, Krippenplätze werden händeringend gesucht, und gute Kitas gelten mittlerweile als Standortfaktoren. Trotzdem mussten die Vertreter des Vereins nun schon zum dritten Mal ohne Beschluss die Sitzung des Jugendhilfeausschusses verlassen. Denn die Politik muss jeden beantragten Euro dreimal umdrehen, bevor sie ihn frei gibt.

"475.160 Euro sind ein ganz schöner Batzen Geld", sagt Joachim Murmann von der CDU, der über alle Parteigrenzen hinweg anerkannte und für seinen Fachverstand geschätzte Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Bevor das Geld ausgegeben wird, will die CDU prüfen lassen, ob sich nicht Synergien mit der benachbarten offenen Ganztags-Grundschule Friedrichsgabe an der Pestalozzistraße ergeben könnten. "Vielleicht spart es ja 100.000 Euro, wenn wir dort in den bestehenden Räumen eine Küche unterbringen, die nicht nur die Schule, sondern auch die neue Kita im Frederikspark sowie eine bestehende Kita und das Jugendfreizeitheim in der Nachbarschaft bekochen kann", sagt Murmann. Wenn sich herausstellen sollte, dass dem nicht so ist und ein Neubau im Frederikspark günstiger käme, würde die CDU sofort den jetzt auf dem Tisch liegenden Plan des Vereins der Kinder wegen abnicken.

Für die GALiN ist dieser Prüfantrag eine völlig unnötige Verzögerung eines sinnvollen Projektes. Der Verein habe seinen Anteil an den nötigen Investitionen erheblich erhöht und sich zu Recht das Startsignal für das Projekt erhofft. Klaus Rädiker von der GALiN: "Die Situation der Verpflegung der Schulen in ganz Norderstedt muss geprüft und ein Gesamtkonzept erarbeitet werden. Das Ansinnen, die Verpflegung einer Schule und der Einrichtungen des 'Vereins der Kinder wegen' mal eben so im Handumdrehen zusammenzuwerfen, bringt leider nur Unruhe." Rädiker befürchtet, dass der Verein sein Angebot, die Kita zu betreiben, gar nicht mehr aufrechterhalten möchte.

Doch dazu wird es wohl nicht kommen. Die Pläne sind sehr weit gediehen. Das Grundstücksgeschäft für die Kita ist schon in trockenen Tüchern. Die Fläche im Besitz der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EgNo) soll an einen unbekannten privaten Investor verkauft werden. Dieser "Gönner" verpachtet es dann an den Verein Der Kinder Wegen für die Kita. Klaus Dorß stellt klar, dass der Bau der Kita im Frederikspark ohne Küche nur wenig Sinn mache. "Wir könnten mit der neuen Küche etwa 80 Essen für andere Einrichtungen zubereiten. Mehr nicht. Wir wollen keine Großküchenbetreiber werden", sagt Dorß.

Das Ergebnis der Prüfung soll bis zur Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 27. Oktober vorliegen. Dann wird über die Kita und Küche beschlossen.