Badegäste sollen Bewohner von Wilstedt-Siedlung nicht mehr belästigen

Tangstedt. Sollte sich der Sommer doch noch zu einem Gastspiel entschließen, ist Tangstedt besonders gut vorbereitet. Gestern wurde die neue Bushaltestelle für die Linie 378 an der Heidestraße eingeweiht. Hier sollen künftig die Badegäste aussteigen, die auf dem Gelände der nahen "Costa Kiesa" Spaß haben, sich im Badesee abkühlen oder sich von der Sonne verwöhnen lassen wollen.

Bisher mussten sie in Wilstedt-Siedlung aus- und vor allem abends oder nachts wieder einsteigen. Und da der Bus nicht gleich kam, nutzte so mancher die Zeit, um die Ruhe der Anwohner zu stören, seinen Müll loszuwerden, Zäune zu zerbrechen oder auch, nach reichlich Alkoholgenuss, in die Hecken zu urinieren. Nicht nur für die unmittelbaren Anlieger der Heide- und Waldstraße war das unerträglich, auch andere Bewohner aus Wilstedt-Siedlung trauten sich zu später Abendstunde nicht mehr nach draußen.

Auch vor Gewalt schreckten die jungen Männer und Frauen nicht zurück. Eine Gruppe Jugendlicher schlug Ende Juni einen Inline-Skater brutal zusammen (wir berichteten). Die Täter prügelten und traten immer wieder auf den Mann ein. "Die wollten mich töten", war sich das Opfer sicher. Erst als zwei Autofahrer stoppten und auf die Schläger zugingen, flüchteten sie. Das war der vorläufige Höhepunkt der Ausschreitungen im Wohngebiet.

Spätestens seit diesem Junitag lebten die Anlieger in Angst. Einige forderten öffentlich Abhilfe, beispielsweise durch einen privaten Sicherheitsdienst. Die Ortspolitiker beschäftigten sich mit dem Thema. Eine Idee wurde geboren, wie sich die Lage entspannen könnte, ganz gewaltfrei, kostengünstig und pragmatisch. Der Bus müsste dicht an der Harksheider Straße halten, sodass die Badegäste gar nicht erst bis zum Wohngebiet kommen. Noch im Juni gab der Gemeinderat Bürgermeister Hans-Detlef Taube den Auftrag, das Projekt anzugehen.

Das bedeutete eine Menge Absprachen, viele Institutionen mussten zustimmen. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein prüften, ob der zusätzliche Stopp den Fahrplan durcheinander bringt. Das schleswig-holsteinische Verkehrsministerium musste sein ebenso sein Okay geben wie die Kreise Segeberg und Pinneberg. "Der weitere Halt ist im Fahrplan problemlos zu verkraften", sagt VHH-Sprecher Kay Goetze. Auch von den anderen Beteiligten gab es keinen Widerspruch.

Seit gestern ist nun die neue Haltestelle offiziell in Betrieb. Und zwar nicht als Bedarfs- oder Interimslösung, sondern als vollwertige Station. Die Busse halten in beide Fahrtrichtungen, die bisherigen Haltestellen bleiben erhalten. "Eine befristete Lösung oder eine einseitige Station wäre für unsere Fahrgäste nicht transparent gewesen und hätte zu Irritationen geführt", sagt Goetze.

Bürgermeister Taube lobt die schnelle und reibungslose Zusammenarbeit der Institutionen: "Ohne den Protest der Anwohner wäre es wahrscheinlich nicht so schnell gegangen." Sein Dank gilt zudem einem örtlichen Fuhrunternehmer, der der Gemeinde die grauen Steine spendiert hat, mit denen der Ein- und Ausstiegsbereich befestigt wurde.