Der Hamburger Sänger und Musikproduzent Michy Reincke und die “TriBühne“ stellten die Konzertform “Lausch Lounge“ auf der Waldbühne vor

Strump ba bumm, und dann gehen die beiden ins Kino", plaudert eine Kinderstimme munter von Dinosauriern. Die Musik wabert lustig vor sich hin, und es kommt so etwas wie Dschungelbuch-Feeling auf. Gute Laune eben. Mia Diekow macht die mit ihrer Musik, und wer die junge Sängerin auf der Bühne erlebt, fragt sich, warum diese Hamburger Deern mit ihren leichten Liedern nicht schon längst bei den vielen Hamburger Radiosendern im Programm ist.

Mia Diekow ist die erste von vier Hamburger Sängerinnen und Sängern und ihren Bands, die auf der Waldbühne der Landesgartenschau in der Konzertreihe der Norderstedter "TriBühne" auftreten. "Lausch Lounge" steht diesmal auf dem Programm und damit eine Konzertform, die Hamburgs Sänger Michy Reincke mit seinem Freund Hasko Witte kreiert hat. "Wer hat den Menschen eigentlich gesagt, dass es nur Hitparaden-Musik gibt", fragt Reincke, der das Konzert auch moderiert, denn auch laut ins Publikum, das ihm mit Applaus zustimmt. Rund 800 waren gekommen, darunter viele Reincke-Fans und Freunde der Sänger Neil Hickethier, Anna Depenbusch und Mia Diekow.

Die bringt eine Band von sechs Musikern mit, darunter eine zauberhaft spielende Cellistin. "Ich sehe so viele Menschen in Anoraks vor mir wie noch nie. Meistens stehen die Leute mit einem Drink in der Hand vor der Bühne und sind ganz cool. Ihr aber strahlt trotz der Kälte", freute sich Mia Diekow.

In ihrem Lied "Der erste Schritt in eine neue Welt" singt sie von Endzeit-Propheten. Der Sound ist klar, leicht rockig, die Stimmung lebensfroh. Mia Diekow verarbeitet in ihren Liedern den Alltag und skurrile Figuren auf beschwingte Melodien. Ihr Song "Kitsch" erzählt von Liebe, Sonnenschein und Sehnsucht. "Die nächste Nummer ist eine für Aussteiger", kündigt sie ihr Lied "Die Liebe steht für Selbstbetrug" an. Ihr "Herz" hat melancholischen Klang, "Ohrenkuss" ist lieblich-selbstironisch.

"Er hat Jörn dabei, da kann nichts schiefgehen", sagt sie Michy Reincke und seinen Begleiter Jörn Heilbut an, der sich aus dem Publikum eine Blondine zum Mundharmonikaspielen aussuchen darf. "Das ist natürlich ein abgekartetes Spiel", gesteht Reincke, als Blondine Kathie endlich auf der Bühne steht. "Wenn ich Vier sage, spielst du schon", gibt er ihr die Vorlage für sein Lied "Für immer blond". Bei Vier spielt Kathie zwar noch nicht, aber was sie dann in den Lippenhobel blies, klang ganz nett.

Michy Reincke bringt seine Hits wie "Valérie", "Nächte übers Eis" und sein berühmtes "Taxi nach Paris und fütterte seine Fans mit Lebensweisheiten wie "Du bist, was du liebst. Und nicht, wer dich liebt".

Und wie fühlt der Hamburger sich beim Nachbarn Norderstedt? "Ich habe mir das Gelände hier vor einem Jahr angesehen, das ist der Kracher, und das Publikum ist fantastisch", sagt Reincke zur Norderstedter Zeitung.

Dann kommt sie. Anna. Anna Depenbusch. Im jägergrünen Etuikleid, mit grünen Strümpfen und blaugrünen High Heels ist die Frau schon optisch ein Hingucker. Doch als sie sich ans Piano setzt, die ersten Tasten anschlägt und dazu kraftvoll, frei und voller Freude singt, schmilzt das Publikum trotz der Kälte dahin. Die Stimme ist modulationsreich und ausdrucksstark. Die Frau ist der Knaller. "Schreibt einfach mal ein Lied, das ist toll", sagt sie zum Publikum und singt von Matrosen und Astronauten, vom Liebeskummer ihrer Freundin und davon, wie sie erst den Porsche des Freundes verschrottet, ihn dann betrügt und trotzdem hofft, das er nach Hause kommt. Das ist fröhlich und selbstbewusst und unterlegt mit feiner Selbstironie. Mit "Ich möchte euch meinen Freundeskreis vorstellen" kündigt sie ihr Lied "Tim liebt Tina" an und erzählt, wer mit wem durch die Betten zieht - ein Mitsing-Song im Walzertakt.

Die letzte Runde der "Lausch Lounge" gestaltet Neil Hickethier. Auch er hat ein Cello in seiner Band. "Ich singe nur Liebeslieder", sagte Hickethier, der als einziger Sänger des Abends ins Mikro nuschelt, schwer zu verstehen ist und die Melodien zu seinen Texten auch nur wenig variiert. "Ich will wieder Sterne sehen" heißt eines seiner Lieder. Die sah man beim Lausch-Lounge-Konzert zwar nicht, aber man hörte sie - dank Mia Diekow und Anna Depenbusch.