AKN-Vorstand Klaus Franke legt erstmals Zeitplan für die Verbindung nach Kaltenkirchen vor. Unverständnis herrscht über die Haltung Hamburgs

Kreis Segeberg. Erst haben die Politiker gesprochen, jetzt schaltet sich auch die AKN in die Diskussion über eine S-Bahn von Hamburg nach Kaltenkirchen ein. Das Unternehmen arbeite "mit Hochdruck" an dem Projekt, sagte der Vorstand des Eisenbahnunternehmens, Klaus Franke. Bei einer Vortragsveranstaltung in Hamburg legte der AKN-Chef erstmals einen Zeitplan vor und erklärte, eine Umsetzung bis zum Jahr 2017 sei möglich.

Franke geht davon aus, dass in etwa zwei Monaten der genaue Kostenplan für die neue Bahnverbindung vorliegen wird. Schon heute gehen Fachleute davon aus, dass die Investitionen sich auf rund 100 Millionen Euro belaufen werden. Liege der Kostenplan vor, könne die AKN Ende Juni eine Analyse für die Kosten-Nutzen-Bewertung in Auftrag geben. Nur wenn die Investitionen in einem günstigen Verhältnis zum Nutzen stehen, darf das Unternehmen darauf hoffen, Zuschüsse zu erhalten. Fällt die Bewertung positiv aus, könne er Ende des Jahres die Finanzierungsanträge stellen. Weiter ginge es im Frühjahr 2012 mit dem Antrag für das Planfeststellungsverfahrens. 2014 müssten die neuen Fahrzeuge bestellt werden, damit sie ab 2017 zwischen Kaltenkirchen und Hamburg verkehren können. "Ich gehen heute davon aus, dass wir das alles hinkriegen", sagte Franke in einer Schule in Hamburg-Schnelsen, wo er die Pläne für den zweigleisigen Ausbau der Eisenbahnstrecke vorstellte. Dass die Strecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen komplett zweigleisig befahren werden kann, gilt als wichtige Voraussetzung für den künftigen S-Bahnbetrieb auf der Linie A1. Noch sind auf der Strecke Dieseltriebwagen unterwegs, die bis zu 35 Jahre alt sind. Franke geht davon aus, dass die ältesten Fahrzeuge spätestens 2017 ausgemustert werden müssen.

2017 ist für den Schienennahverkehr in der Metropolregion auch deshalb ein wichtiges Datum, weil dann der Vertrag Hamburgs mit der Deutschen Bahn über den Betrieb auf dem S-Bahnnetz ausläuft. Frankes Argumentation: Wenn für den Weiterbetrieb neue Verträge geschlossen werden, gehört die S-Bahn nach Kaltenkirchen in das Gesamtpaket.

Politiker der schleswig-holsteinischen CDU- und der FDP-Landtagsfraktion hatten sich in der Norderstedter Zeitung für die S-Bahn eingesetzt und dem Hamburger Senat für den Planungsstillstand verantwortlich gemacht. Der Hansestadt und Schleswig-Holstein gehört die AKN zu gleichen Teilen.

Auch Franke deutete an, dass Hamburg bislang wenig Interesse an dem Eisenbahnunternehmen gezeigt habe. Allein zwei Jahre habe er um die Mittel für die Vorentwurfsplanung kämpfen müssen, sagte er und wies nochmals auf die Vorteile einer elektrisch betriebenen S-Bahn hin. Sie sei leiser und könne mit Strom aus Windkraft betrieben werden. Die jährlichen Betriebskosten würden um eine Million Euro im Vergleich zum Dieselbetrieb sinken. Die modernen Züge seien barrierefrei und könnten im Zehn-Minuten-Takt von Kaltenkirchen bis zum Hauptbahnhof durchfahren. Dass AKN-Kunden bislang in Eidelstedt umsteigen, bezeichnete Franke als "Ärgernis".

Die AKN geht nach vorläufigen Berechnungen davon aus, dass der Bund 30 Millionen Euro und damit 60 Prozent der Kosten für die Elektrifizierung der Strecke mit Oberleitungen und die Verlängerung der Bahnsteigeübernehmen würde. Schleswig-Holstein müsste 15 Millionen zahlen. Die Ausgaben für das bislang desinteressierte Hamburg liegen bei rund fünf Millionen. Weitere 50 Millionen kosten die 15 neue S-Bahnzüge. Diese Investition müsste das Unternehmen übernehmen, dass auf der Strecke fahren wird. Ob es die AKN, die Deutsche Bahn oder ein anderes Unternehmen sein wird, ist bislang offen.

"Jetzt muss man nur noch allen erklären, dass das Projekt super ist", sagte Franke. Warum sich ausgerechnet die Umwelthauptstadt Hamburg so schwer mit der Unterstützung des S-Bahn-Projekts tue, könne er sich nicht erklären. Franke mahnte an, jetzt Entscheidungen zu treffen. Neue Dieselfahrzeuge anzuschaffen, die dann wieder 30 Jahre laufen, bezeichnete er als nicht mehr zeitgemäß.