Im neuen Jahr werden nur noch zehn Betten übrig bleiben. Die Grünen Damen sehen sich mittlerweile nach neuen Aufgaben um.

Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg. Den Mitarbeitern der Paracelsus-Klinik in Kaltenkirchen stehen harte Monate bevor. "Es wird zu Personalanpassungen kommen", kündigt Verwaltungsdirektor Erhard Eder an. Im Klartext: Das Krankenhaus wird sich bis zum Ende des Jahres von mehreren Angestellten trennen. Wie viele Männer und Frauen gehen müssen, ist noch unklar. Im Mai stehen die Entscheidungen bei der Geschäftsleitung auf der Tagesordnung.

Kündigungstermin ist voraussichtlich der Jahreswechsel. Dann ziehen nahezu alle Abteilungen von Kaltenkirchen zur Paracelsus-Klinik nach Henstedt-Ulzburg, die nach umfangreichen Modernisierungen Anfang 2011 mit 200 Betten neu eröffnet werden soll. Zurzeit sind es 90, in Kaltenkirchen 110.

Das Pflegepersonal wird voraussichtlich nicht von den "Personalanpassungen" betroffen sein. Vielmehr geht es um Mitarbeiter in der Verwaltung. "Betriebsbedingte Kündigungen werden uns für das allerletzte Mittel sein", sagt Eder. In beiden Kliniken arbeiten zurzeit 572 Menschen, davon 353 Vollzeitkräfte.

Für den Standort Kaltenkirchen steht mit dem Umzug nach Henstedt-Ulzburg der Anfang vom Ende fest, auch wenn Eder betont, dass man in Kaltenkirchen präsent bleiben werde. Von einem herkömmlichen Krankenhaus kann nach dem Umzug aber keine Rede mehr sein. Ambulante Praxen, die Notaufnahme und gerade mal zehn Betten bleiben übrig. Sie sollen zur Beobachtung von Patienten genutzt werden, die mit leichten Erkrankungen oder Verletzungen per Rettungswagen nach Kaltenkirchen gefahren werden.

Für die Kaltenkirchener geht damit ein mehr als zehn Jahre dauernder Kampf für "ihr" Krankenhaus zu Ende. Im Jahr 2000 hatte der damalige Landrat Georg Gorrissen den Verkauf des Kaltenkirchener Kreiskrankenhauses an die Paracelsus-Gruppe durchgedrückt und sich damit den Zorn der Stadt gezogen. Tausende trugen sich auf Unterschriftenlisten ein und protestierten gegen den Verkauf, jedoch ohne Erfolg. Gorrissen wurde damals lediglich zugute gehalten, dass er eine zehn Jahre lange Arbeitsplatzgarantie für die Mitarbeiter ausgehandelt hatte. Dieser Zeitraum ist jetzt vorüber.

2009 hatte die Stadtvertretung eine Resolution zum Erhalt der Klinik beschlossen, vor Monaten mahnte Bürgermeister Stefan Sünwoldt bei der Paracelsus-Gruppe ein Konzept für das Krankenhaus an. Doch das Ende war bereits beschlossene Sache.

Eder kündigte an, den ambulanten Bereich in Kaltenkirchen weiter auszubauen. Dort haben sich ein Unfallchirurg, ein Neurochirurg und ein Diabetologe niedergelassen. Doch mit Praxen allein wird der verwinkelte 70er-Jahre-Bau kaum zu füllen sein. Ein Konzept für die Zukunft des Gebäudekomplexes liegen noch nicht vor.

Unklar ist auch, was künftig aus dem Patientenförderverein wird. Die 110 Mitglieder unterstützen die 25 Grünen Damen, sie seit Jahren ehrenamtlich Patienten im Kaltenkirchener Krankenhaus betreuen. Der Vereinsvorsitzende Klaus Stuber hat die für das erste Quartal angesetzte Mitgliederversammlung abgesagt. Er will ein "belastbares Klinikkonzept" abwarten, sieht aber auch die Gefahr, dass sich der zehn Jahre alte Verein auflösen muss, weil es für ihn in Kaltenkirchen nichts mehr zu tun gibt. "Mit dem Auflösen der Klinik hätte sich unsere Arbeit erledigt", sagt Stuber. Für "lumpige zehn Betten" lohne sich das Engagement der Grünen Damen nicht. Außerdem fürchtet er Probleme mit dem Finanzamt, wenn der Verein nicht mehr belegen könne, dass die Damen mildtätig und damit gemeinnützig arbeiten.

Gestern trafen sich die mehrfach ausgezeichneten Helferinnen im Bürgerhaus mit einer Unternehmensberaterin zu einem Workshop. Dabei ging es auch um die Zukunft ihrer Arbeit, zum Beispiel im ambulanten Bereich.