Kristina Thiemann zeigt in “metropolen 53°N 9°E Norderstedt, 49° N 1°E Maromme“, wie abenteuerlich der Alltag sein kann und inszeniert dabei absurde, komische und makabre Situationen.

Norderstedt. Promi-Alarm in Norderstedt! Vor dem Hotel "Norderstedter Hof" steigt ein Star aus einem VW-Käfer. Bodyguards mit dunklen Sonnenbrillen und noch dunkleren Mienen sichern das Terrain. Ein Paparazzo fällt beim Fotografieren fast in den Straßenstaub. Superstar-Auflauf? Alles nur gestellt.

Die Fotografin Kristine Thiemann (36) holte für die Aufnahme Freunde, Bekannte und Verwandte zusammen und arrangierte sie zu einem spannenden Foto. Es ist jetzt in der Ausstellung "metropolen 53°N 9°E Norderstedt, 49° N 1°E Maromme" im Foyer in der "TriBühne" am Rathaus zu sehen. Vernissage ist heute um 19.30 Uhr.

Für die Ausstellung "metropolen" reiste Kristine Thiemann 2002 und 2008 durch Norderstedt und die französische Partnerstadt Maromme. Sie inszeniert absurde Szenen, um zu zeigen, dass sich in jeder Alltagssituation komische und sogar makabre Szenen und Gelegenheiten verstecken, dem täglichen Trott zu entrinnen.

In ihren Fotografien werden Menschen von der Straße, aus einem Schwangerenkursus, werden Bürgermeister und Hausfrauen, Kinder und Pastoren für ein Motiv zum Shooting-Star. Alltag wird zum Abenteuer. Doch Thiemann baut nicht nur einfach Szenen, sie inszeniert sie bei aller Absurdität und schriller Buntheit zu ästhetischen Sujets, in der Linien und Farben, Ruhepunkte und Bewegungen spannungsreich zueinander stehen.

"Ich bin mehrere Wochen durch Norderstedt und Maromme gelaufen, habe markante Ecken und Plätze gesucht, mit denen die Ideen für die Fotos kamen", sagt Thiemann.

Das Motiv, in dem zwei Männer einem roten Opel mit zwei Staubsaugern aufs Blech rücken, ist in Norderstedt aufgenommen. "Der Opel ist ein typisch deutsches Symbol", sagt Thiemann. Beim Schrottverwerter Kiesow inszenierte sie nackte Männer, die in Einkaufskörben über den Parkplatz flitzen - Einkaufsflitzer der besonderen Art. Norderstedts Pastor Joachim Tegtmeyer macht im Ornat eine beruhigende Geste zu den Gottesdienstbesuchern, während er mit dem Handy telefoniert. Holt er sich gerade Rat bei Gott? Die Fotografin wohnt in Paris und Norderstedt. 1993 machte sie ihr Abitur am Lise-Meitner-Gymnasium in Norderstedt, 1995 ihr Diplom an der Akademie für Photographie in Hamburg und wurde Assistentin bei Hamburger Modefotografen. Sie studierte in Santa Fe, arbeitete in Paris, New York und Mailand unter anderem als Assistentin von so namhaften Fotografen wie Michelangelo di Battista, Peter Lindbergh, Tom Munro und Steven Klein.

"metropolen" ist bis 4. Februar in der "TriBühne" zu sehen.