In der Nacht zu Mittwoch brannten in Hamburg elf Wagen. In Norderstedt versuchten unbekannte Täter zwei Wagen anzustecken.

Norderstedt. Eine Anwohnerin am Ginsterring steht am Mittwochmorgen gegen 4.30 Uhr auf, um auf die Toilette zu gehen. Auf dem Weg schaut sie aus dem Fenster auf die Reihe der geparkten Autos unter den Bäumen vor den Häusern. Am Heck eines Wagens bemerkt sie ein Glimmen am Radkasten.

Die Frau stürzt aus dem Haus, Nachbarn kommen dazu. Über dem rechten Hinterrad eines silberfarbenen Mercedes E 240 züngeln Flammen aus dem Radkasten. Daneben, bei einem geparkten Mercedes-Bus kommen die Flammen auch aus dem rechten Radkasten. Die Anwohner versuchen erfolglos, die Brände mit Wasser zu löschen. Die alarmierte Polizei, die gegen 4.45 Uhr am Tatort eintrifft, schafft es mit Feuerlöschern.

Die Serie der mittlerweile über 150 Brände von Autos im Hamburger Raum hat Norderstedt erreicht. Während die Fahrzeugbrände in Norderstedt durch die aufmerksamen Anwohner verhindert wurden, brannten in Hamburg in der Nacht auf Mittwoch elf Autos aus, weitere drei Wagen wurden durch übergreifende Flammen beschädigt. In Hamm, Winterhude, Fuhlsbüttel und Langenhorn schlugen die Brandstifter zwischen 3.21 Uhr und 4.33 Uhr zu. Sie alle entkamen unerkannt. Die Polizei stellte an mehreren Tatorten Brandbeschleuniger sicher.

Am Norderstedter Ginsterring steht am Mittwoch Johannes Dorn (74) vor seinem angekokelten Mercedes. "Ich dachte, so was passiert nur in Hamburg, aber nicht hier im ruhigen Norderstedt." Der Kaufmann im Ruhestand versteht nicht, warum die Brandstifter sich ausgerechnet seinen Wagen und den des Nachbarn ausgesucht haben. Zehn Jahre alt sei der E 240, 114 000 Kilometer habe er auf der Uhr, keine Luxuslimousine, aber "gepflegt und top in Schuss". Dorn: "Gerade letzte Woche habe ich für 400 Euro neue Reifen aufziehen lassen." Falls die Täter politische Motive hatten, lägen sie bei Johannes Dorn völlig falsch. "Ich bin kein Millionär, ich habe keine Feinde, keine Neider, bin ein unbescholtener Bürger, der eher anderen hilft. Und politisch aktiv in irgendeiner Richtung bin ich auch nicht. Ich war nur mal Wahlhelfer", sagt der Rentner. Nun hofft er, dass die Teilkasko den Schaden übernimmt. Die Polizei spricht von insgesamt etwa 10 000 Euro Schaden an seinem Wagen und am Mercedes-Bus.

"Meiner lieben Nachbarin bin ich heute Morgen schon um den Hals gefallen. Was hätte alles passieren können, wenn sie das Feuer nicht bemerkt hätte", sagt Dorn. Ein Nachbar, der dazu kommt, kann sich das ausmalen: "Hätten die Autos voll gebrannt, hätten die Flammen über die Bäume locker auf die Häuser übergehen können - und dann wären hier alle hops gegangen", sagt der Mann, der lieber anonym bleiben möchte. Bei der Norderstedter Polizei will er eine Anzeige wegen Mordversuchs gegen die unbekannten Täter stellen, sagt er. Das seien bestimmt politisch motivierte Taten, sagt der Mann.

Kriminalhauptkommissar Jürgen Marder von der Kripo Norderstedt ermittelt am Mittwoch am Ginsterring. Er fotografiert die Autos und vernimmt die Anwohner. Er zerstreut die Sorgen der Anwohner, dass die Tanks der Wagen hätten explodieren können. "Die sind viel zu gut gesichert", sagt Marder. Das schnelle Reagieren der Anwohner habe aber verhindert, dass sich die Flammen in den Radkästen über die Plastikteile und Dichtungen langsam in den Innenraum des Wagens vorgearbeitet hätten.

Derzeit liegen der Polizei noch keine Hinweise auf das Motiv der Täter vor. Ob die Taten in der Hansestadt Hamburg und Norderstedt unabhängig voneinander begangen wurden oder in Zusammenhang stehen, konnte die Polizei auch noch nicht sagen.