In einer Wanne wurde das Tier zur Wulfsmühle gefahren und dort in die Freiheit entlassen.

Norderstedt. Sie sammelt Pferdeäpfel von der Weide, als plötzlich ein Fisch vor ihr liegt. "Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht", sagt Ursula Cunis (51). Eine Freundin, die ihr beim Säubern der Wiese am Schwarzen Weg in Norderstedt half, dachte: Der ist tot. "Sie wollte ihn schon wegschmeißen, doch da fing er plötzlich an zu zappeln", sagt die Finderin. Wie kommt der hierher und was tun, fragten sich die beiden und Beret (9), die ebenfalls mit von der Partie war. Die Drei füllten erst mal einen schwarzen Kunststoffeimer mit Wasser und setzten den verirrten Besucher hinein. Ursula Cunis informierte den örtlichen Naturschutzbund (Nabu). Nabu-Mitglied Joachim Haase sah sich den Fisch an. Den hatte Beret schon identifiziert. Sie war mit ihren Eltern ins Multimar-Wattforum in Tönning gefahren und hatte da Artgenossen entdeckt: "Der sieht aus wie ein Stör", sagte das Mädchen. Eifriges Nicken von Haase: "Es könnte auch ein Sterlet, ein kleinerer Vertreter aus der Familie der Störe", ergänzte der Nabu-Vertreter. In der Oberelbe käme die Fischart wieder vor.

Inzwischen hatte der flossige Findling auch schon einen Namen: "Wir haben ihn Kim getauft. So können Mädchen und Jungen heißen, und wir wissen ja nicht was für ein Geschlecht er hat", sagte Beret.

Auch Haase konnte nur vermuten, wie der Fisch auf die Weide kam. Möglicherweise hat ihn ein Vogel fallen lassen. Oder eine Katze hat ihn in einem Gartenteich gefangen und dann hier abgelegt.

Einig waren sich alle: Dem Tier muss geholfen werden. Auf Dauer kann er nicht im Eimer überleben, der Schwimmer braucht Platz und artgerechte Nahrung. Haases Idee: "Wir setzen Kim bei der Wulfsmühle ins Wasser." Das beliebte Ausflugslokal im Nachbarkreis Pinneberg liegt direkt an der Pinnau und am Tangstedter See, der von vielen Fischen bevölkert ist. Ursula Cunis und ihre Helfer besorgten eine große durchsichtige Plastikwanne, die mit einem roten Deckel fest verschlossen werden kann. Joachim Haase schüttete einige Eimer Wasser von Kims provisorischem Zuhause in die Wanne und setzte dann den Stör hinein.

Die Wanne wurde im Kofferraum verstaut - und schon fuhr die Gruppe zur Wulfsmühle. Dort zögerte Kim noch einen Moment, ehe der Fundfisch mit kräftigen Schlägen seiner Schwanzflosse in die Freiheit schwamm.