Das hatte Uwe Becker sich anders vorgestellt. Bei seinem dreitägigen Herbst-Festival “Ungarn-Friends“ in der Harksheider Sporthalle, der “Kultscheune Dreibeken“ und dem Festsaal am Falkenberg waren meistens mehr Akteure auf der Bühne als Zuschauer im Parkett.

Norderstedt. Uwe Becker versteht jetzt zwar die Norderstedter nicht so recht. Doch das fordert ihn nur heraus: "Im nächsten Jahr veranstalte ich wieder ein ungarisch-deutsches Festival, dann aber im Sommer und mit dem großen ungarischen Chor "Golgatha".

Dieser Chor, den Becker in seiner ungarischen Wahlheimat am Balaton-See schätzen lernte, war im Ursprung Hauptakteur seines Kultur- und Sport-Festivals in Norderstedt. Doch der Chor wollte mit hundert Mitgliedern in Deutschland auftreten, konnte aber nicht rechtzeitig alle Sängerinnen und Sänger zum großen Chor versammeln und sagte deshalb ab. Uwe Becker zog sein Festival trotzdem durch, mit ungarischen Künstlern überwiegend aus Hamburg und mit Norderstedter Shanty- und anderen Chören.

Doch bis zuletzt musste er Absagen einstecken: Nach der ersten Programm-Veröffentlichung in den Medien und auch noch, nachdem das Programm gedruckt und verteilt worden war. Eine abenteuerliche Organisation. So wollten beispielsweise Chöre am Sonnabend in der unbeheizten und zudem nicht ganz geschlossenen "Kultscheune Dreibeken" nicht auftreten.

Die Kosten - im Gespräch ist eine fünfstellige Summe im hohen Bereich - trägt Uwe Becker. Der Mann ist Rentner, hatte mehrere Firmen. Und er hat eine Leidenschaft: Ungarn. "Über die Kosten rede ich jetzt nicht", sagt Becker.

Trotz fehlender Zuhörer, es gab auch gelungene Veranstaltungen, beispielsweise am Sonnabend in der Sporthalle Harksheide. Mit ungarischem Temperament und "Paprika"-Operetten-Melodien brachte der frisch gegründete Operetten-Singkreis "Juliska" mit Susanna aus Budapest die knapp 40 Zuhörer in der Sporthalle in Wallung. "Alles Verwandte ersten Grades", so ein Mitwirkender.

Man kennt sich. Susanna ist beispielsweise die Tochter der Sopranistin Tereza Fárkas aus Ungarn, die schon lange in Hamburg lebt und mit dem Tenor Stefan Seehafer verheiratet ist. Das Gesangs- und Ehe-Duo, das die bereits legendären "CulinAria"-Konzerte in der Vicelin-Schalom-Kirche am Glashütter Damm veranstaltet, sang Arien und Duette aus Operetten von Franz Léhar, Emmerich Kálman, Paul Abraham, aus Marika Rökks Film "Die Frau meiner Träume" (1941) und heimste viel Beifall ein. Begleitet wurden sie von Pianist Klaus-Peter Modest an einem E-Piano-ähnlichen Instrument - eine Meisterleistung. Auch die Sänger boten Meisterliches, vor allem auch, weil die Tontechnik völlig versagte.

Einen Trost gibt es für das Festival "Ungarn-Friends": Es kann nur besser werden.