Besuche bei meiner Friseurin sind stets unterhaltsam und informativ. Zwischen dem Kreisen der Schere höre ich meist den neusten Klatsch und Tratsch. Doch vor einigen Wochen war die Stimmung eher nachdenklich und trüb.

Meine Friseurin erzählte mir davon, wie viele Paare sie kennt, wo die Ehe gerade in die Brüche geht. Sie erzählt von hilflosen Kindern und heimlichen Geliebten. Sie erzählt von heftigem Streit und großen Enttäuschungen. Und tatsächlich: Statistiken über Rekordscheidungsraten und immer mehr Alleinerziehende scheinen ihr Recht zu geben: Die Ehe ist in der Krise. Längst ist es kein Bund fürs Leben mehr. Immer kurzweiliger wird das Glück, was die Menschen darin erfahren. Dafür erscheint auf einmal die Arbeitskollegin oder der Freund aus der Nachbarschaft begehrenswert. Was eine Ehe dann zusammenhält, sind nur noch die Kinder oder die Befürchtungen darum, was wohl die anderen sagen.

Wenn sie am Sonntag einen Gottesdienst besuchen, werden sie dort wahrscheinlich eine Predigt über ein Gespräch zwischen Jesus und einer Gruppe jüdischer Männer über die Ehe hören. Darin sagt Jesus: "Was Gott nun zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden." In unseren Tagen wirkt dieser Satz doch einigermaßen realitätsfern und idealistisch. Weiß Jesus denn nichts von Frauen, die von ihren Männern betrogen wurden?

Ganz sicher weiß er darum. Und er steht zu den Verlassenen und Gedemütigten. Aber Jesus geht es in dem Gespräch noch um etwas Grundsätzlicheres: Die Ehe ist etwas Kostbares. Sie ist kein zufälliges Zusammenfinden zweier auf der Suche nach jeweiligem Lebensglück. Vielmehr wird in und durch die Ehe ein ganz neuartiges Glück geschaffen - nämlich ein gemeinsames. Aus zwei Menschen auf der Suche nach Lebensglück macht Gott "ein Fleisch", so Jesus. Diese Einheit reißt man nicht leichtfertig auseinander - in guten wie in schweren Zeiten.

Übrigens: Schon häufiger hat mir meine Friseurin von Ehepaaren erzählt, die nach Monaten oder gar Jahren der Krise und Trennung wieder zusammengefunden haben. Weil um die Ehe gekämpft wurde und weil man vergeben konnte.