Die Stadt Kaltenkirchen sieht keine Möglichkeit, dem angeschlagenen Unternehmen Wenco finanziell zu helfen. Das teilte Martin Poschmann, Sprecher der Stadtverwaltung, gestern auf Anfrage mit.

Kaltenkirchen. "Schon aus Gleichheitsgründen sind der Stadt die Hände gebunden." Dennoch werde die Stadt dem Unternehmen behilflich sein, einen Ausweg aus der Misere zu finden und möglicherweise einen Verbleib in Kaltenkirchen zu erreichen.

Wie berichtet, steht der Geschäftsführer der Firma Wenco-Service Nord unter Verdacht, Firmengeld in Millionenhöhe veruntreut zu haben. Die Staatsanwaltschaft Stade ermittelt gegen Ludger Nachtwey (69), der auch Inhaber des Firmengebäudes in der Süderstraße ist. Gestern wurde vor dem Amtsgericht in Syke das Insolvenzverfahren eröffnet. Nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di sehen die Pläne des Insolvenzverwalters vor, etwa 40 Innendienstmitarbeiter zum 20. Dezember 2009 frei zu stellen. Ver.di-Fachsekretär Peter Engel sieht darin einen Verstoß gegen die Kündigungsfrist: Die Mitarbeiter könnten seiner Ansicht nach frühestens zum 31. Januar 2010 entlassen werden.

Am 1. Januar 2010 soll Wenco West in Essen den Kaltenkirchener Betrieb übernehmen, das Werk in der Süderstraße muss dann schließen. Insolvenzverwalter Dirk Oelbermann aus Bremen wird die Belegschaft in dieser Woche auch über die angedachte Gründung einer Transfergesellschaft informieren.

Ver.di hat inzwischen Hinweise auf weitere Verfehlungen der Geschäftsleitung herausgefunden. Demnach sollen auf Mallorca Rechnungen frisiert und einzelne private Rechnungen angeblich mehrfach über Wenco-Konten abgerechnet worden sein. Die Immobilien wurden nach Angaben der Gewerkschaft an eine eigene Immobiliengesellschaft verkauft und überteuert zurückgemietet. Diesen Anschuldigungen geht die Staatsanwaltschaft nach. Der Landtagsabgeordnete Andreas Beran (SPD) will das Wirtschaftsministerium einschalten.