Im Kreis Segeberg müssen immer mehr Rentner arbeiten. Sie sind zum Jobben gezwungen, weil ihre Rente nicht reicht.

Kreis Segeberg. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sprechen von einer "alarmierenden Entwicklung". In den vergangenen Jahren habe die Zahl der Rentner mit Mini-Jobs im Kreis Segeberg um rund 35 Prozent zugenommen. Schon 2003 verdienten 1843 Rentner durch eine geringfügige Beschäftigung dazu. Vier Jahre später gab es bereits 2495 Renten-Jobber - und damit gut 650 "Senioren-Arbeiter" mehr. Ver.di und NGG berufen sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. "Wer als Rentner arbeitet, der macht das in der Regel nicht aus Spaß. Es ist meistens die pure Not, die ältere Menschen dazu zwingt. Sie sind auf den Job neben der Rente schlichtweg angewiesen", sagt Lutz Tillack. Der Geschäftsführer der NGG-Region Hamburg-Elmshorn befürchtet, dass die Zahl der Senioren, die von ihrer Rente allein nicht mehr leben können, in den kommenden Jahren drastisch zunehmen werde. "Wer heute schon zu wenig verdient, um über die Runden zu kommen, für den ist das leere Portemonnaie im Alter vorprogrammiert", so Tillack. Um diese Entwicklung zu stoppen, fordern die beiden Gewerkschaften die schnelle Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 7,50 Euro pro Stunde. "Mit einem viel zu niedrigen Einkommen lässt sich keine existenzsichernde Rente aufbauen. Von einer privaten Altersvorsorge ganz zu schweigen", sagt Jörg Wiltzek vom ver.di-Bezirk Südholstein. (abm)