Am 21. April 1990 veröffentlichte die NZ einen Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) über außergewöhnliche “Bürgerproteste“ in Segeberg.

In diesem Jahr stirbt Winnetou bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg - oder doch nicht? Der Abschied des Häuptlings-Darstellers Pierre Brice von seiner Lieblingsrolle scheint nun doch nicht mehr ausgemachte Sache zu sein. Noch im vergangenen Jahr hieß es, dass "Winnetous letzter Kampf", der in diesem Sommer über die Bühne des Freilichttheaters geht, auch der letzte Auftritt des Apachen in Bad Segeberg sein sollte, aber die Fans rufen zum Widerstand auf. Und was sagt der 62-jährige Franzose zur Frage, ob er in diesem Jahr Abschied von seiner Paraderolle nimmt, um in Pension zu gehen? "Das weiß nur Manitou".

Der Brice-Fanclub jedenfalls hat Protest angemeldet. Mit Briefkampagnen aus Österreich, der Schweiz, der DDR und der Bundesrepublik versuchen die Winnetou-Anhänger, den Star von seinen Rücktrittsgedanken abzubringen. Eine der Organisatorinnen, die Berlinern Martina Schneider sagt: "Wir wollen dafür kämpfen, dass Pierre Brice auch weiterhin Winnetou bleibt, und wenn wir eine Bürgerinitiative organisieren müssen."

Die Fans können hoffen, denn in einem Gespräch mit Bad Segebergs Bürgermeister Jörg Nehter und Karl-May-Chef Ernst Reher machte Brice bei seinem letzten Besuch deutlich, dass die Karl-May-Spiele sein liebstes Kind seien. Auch will Brice mit Besuchen in der DDR dafür sorgen, dass Tausende von DDR-Fans ins Freilichttheater nach Bad Segeberg kommen und bei "Winnetous letztem Kampf" dabei sind. Brice: "Ich spüre die Freundschaft der Segeberger nicht nur in Briefen, sondern auch auf den Straßen der Karl-May-Stadt.

Der Protest hat Erfolg: Auch 1991 spielt Pierre Brice am Kalkberg den Winnetou. Und 1999 kehrt er noch einmal als Regisseur der Karl-May-Spiele nach Bad Segeberg zurück.