Zwölf Richter, 16 Rechtspfleger und 56 Justizbeamte beziehungsweise -angestellte sorgen dafür, dass die Bürger zu ihrem Recht kommen.

Norderstedt. Der Gang vor Gericht - während des Tages der offenen Tür am Amtsgericht Norderstedt konnte er ausnahmsweise angetreten werden, ohne dass Justitias Mühlen anfangen zu mahlen. Tags zuvor, als das jüngste Amtsgericht Schleswig-Holsteins seinen 50. Geburtstag mit einem Festakt beging, war wiederholt bemängelt worden, dass besagtes Mahlwerk allzu oft in Gang gesetzt werde. "Wir scheinen ein streitbares Volk zu sein. Und vor allem die Amtsgerichte bekommen das zu spüren", sagte Johannes Sandmann als Vertreter des Kieler Justizministeriums über die starke Belastung der Gerichtsbarkeit.

Auch Norderstedts Stadtpräsidentin Kathrin Oehme beklagte in ihrem Grußwort das "gesellschaftliche Problem", vorschnell das Gericht anzurufen statt miteinander zu reden. Der Direktor des Amtsgerichts, Dr. Wolf Reinhard Wrege, nutzte den Festakt, dem auch seine Vorgänger Heide Klarmann und Peter Feldmann beiwohnten, um seinen Mitarbeitern ("Tolle, begeisterungsfähige Leute") ein großes Lob zu zollen: "Sie erbringen einen unglaublichen Einsatz." In Norderstedt sind zwölf Richter, 16 Rechtspfleger und 56 Justizbeamte beziehungsweise -angestellte tätig. Jedoch mahnte auch Wrege an, dass Reformen im Justizapparat, damit verbundene Personalwechsel und immer weiter steigende Anforderungen ihren Tribut forderten: "Ganze Abteilungen mussten umstrukturiert werden. Wir stehen, ohne eigene Schuld, an einer Grenze."

Das Amtsgericht Norderstedt war 1959 als Zweigstelle Garstedt des Amtsgerichts Pinneberg mit Sitz an der Ochsenzoller Straße 99 aus der Taufe gehoben worden. Die Stadtpräsidentin nannte das "Geburtstagskind" einen "anerkannten Ort des Rechts".

Wie an diesem Ort dem Recht zur Geltung verholfen wird, das wurde den Besuchern am Tag der offenen Tür erklärt. So erläuterte Jugendrichterin Katrin Thron, vor vollen Zuhörerbänken, gemeinsam mit Vertretern von Polizei, Jugendamt, Bewährungshilfe und Drogenberatung, wie der Verlauf eines Verfahrens im Jugendstrafrecht ist: "Hier herrscht ein ganz anderer Umgang als in den unsäglichen Gerichtsshows."

Zu einer Zeitreise, die weit mehr als 50 Jahre zurückreichte, konnten diejenigen starten, die im Grundbuchamt reinschauten. Dort, wo heutzutage alles digitalisiert ist, war das Handwerkszeug der Beamten aus den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts zu besichtigen. Darunter eine mächtige mechanische Schreibmaschine zur Bearbeitung gewaltiger Folianten. Und manch einer dieser Folianten umschließt Dokumente zu Grund und Boden, die sogar vor 1880 zurückreichen.