Zum Erntedank melden die Norderstedter Bauern eine gute Ernte, doch so richtig freuen können sie sich nicht.

Norderstedt. Beim traditionellen Erntedankfest in der Rathauspassage klagte Arne Reimers vom Ortsbauernverband, dass die Einnahmen für seine Zunft in vielen Bereichen immer weiter zurückgehen. Besonders schlimm sei es beim Roggen. Zwar sei die Ernte erstklassig gewesen, doch beim Verkauf können die Landwirte pro Kilo nur 35 Prozent weniger als im Vorjahr erzielen.

Dass die Ernte dennoch erfolgreich verlief, führt Reimers auf die moderaten Temperaturen und den über Monate gleich verteilten Niederschlag zurück. Reimers erinnerte nach dem traditionellen Umzug daran, dass Erntedank zu den ältesten religiösen Festen der Menschheit zählt. Gute Ernten seien in der Vergangenheit nicht die Regel, sondern ein Glücksfall gewesen. Heutzutage führten volle Regale in den Supermärkten und niedrige Preise dazu, dass der Dank für die Ernte häufig vergessen werde. Angesichts des Hungers in der Welt sei Erntedank jedoch aktueller denn je. Reimers wies außerdem darauf hin, dass der Klimawandel "die überreichliche Versorgung" in Deutschland und vielen anderen Ländern gefährden könne.

"Wir müssen dankbar sein", sagte Stadtpräsidentin Kathrin Oehme und wies darauf hin, dass fast 50 Prozent der Fläche der Stadt landwirtschaftlich genutzt wird. Danach wurde die Erntekrone unters Dach der Passage gehoben. Dort wird sie bis zum Beginn des Advents hängen.

Nach der Feier in der Passage versammelten sich Hunderte Norderstedter an den festlich geschmückten Erntewagen, um sich mit Kartoffeln und Äpfeln zu versorgen.