Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Den gefährlichen Ellerauer Übergang Am Felde will die AKN schließen. Doch die Gemeinde Ellerau kämpft vor dem Oberverwaltungsgericht in Schleswig für den Erhalt.

Kreis Segeberg/Ellerau. "Ich spiele nie wieder da", flüstert ein zehnjähriges Mädchen erschrocken. Mit großen Augen haben sie und ihre Klassenkameraden gerade einen kurzen Filmausschnitt verfolgt, den ihnen Karl-Heinz Weber, Präventionsbeauftragter bei der Bundespolizei, vorgeführt hat: Ein junger Erwachsener glaubt, noch genug Zeit zu haben, um die Bahngleise überqueren zu können, wenn der Zug 100 Meter entfernt ist. Der Film beweist: Er hat sie nicht. Der Zug, im Film durch einen roten Pfeil symbolisiert, rückt stetig näher. Im Ernstfall hätte der Mann nicht überlebt.

Mit dem Film will die Kieler Inspektion der Bundespolizei Segeberger Schülern vor Augen führen, wie gefährlich es ist, auf Schienen zu spielen oder noch schnell rüberlaufen zu wollen, bevor die Bahn kommt. Anlass der Aufklärungskampagne an den Schulen ist die wachsende Zahl der Schienen-Einsätze: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres mussten die Beamten in Schleswig-Holstein 100-mal ausrücken, um spielende Kinder von Bahngleisen zu holen. Weitere 40-mal wurde die Polizei gerufen, weil Steine oder andere Gegenstände auf fahrende Züge geworfen wurden.

Dort, wo die Bahnstrecke durch einen Wald führt oder einsam gelegen ist, fühlten sich Kinder zu einer Mutprobe berufen. Oder sie wollen dem Lokführer einen Schreck einjagen, ohne böse Absicht und ganz harmlos. Doch genau das sind solche Streiche eben nicht. Das merken die Kinder der Gemeinschaftsschule am Schulzentrum Bad Segeberg, als der Film endet, Pfeil und Mensch aufeinanderprallen. Einige Schüler wenden sich entsetzt ab, andere schweigen. Sie wissen, dass so grausame Unfälle nicht nur im Film passieren, sondern ganz real sind. So wie der von Benedikt, der mit fünf Jahren von einem Zug erfasst wurde, wie Präventionsbeamter Weber den Schülern berichtet.

Im Unterrichtsgespräch sind die Schüler diszipliniert, sie folgen gebannt den Worten Webers, die Finger fliegen hoch, wenn er Fragen stellt. Schon als es zur Pause geläutet hat, löchern die Kinder den Polizisten mit weiteren Fragen. Nach der Stunde wissen sie: Auf dem Bahnsteig muss man immer hinter der Linie bleiben, sonst kann einen der Luftsog des Zuges mitreißen. Die Gleise dürfen nur an gekennzeichneten Überwegen überquert werden. Man darf nicht mit Steinen auf einen Zug werfen, sie können die Fahrgäste verletzen oder den Werfer selbst, wenn sie zurückprallen. Und alle Schüler beteuern einhellig, nichts von alledem jemals wieder zu tun.

Auch in Ellerau gab es tödliche Unfälle auf den AKN-Gleisen. Der letzte ereignete sich vor fast genau zehn Jahren. Am 11. Oktober 1999 wurde ein 14-jähriger Schüler aus Quickborn in der Nähe des Übergangs Am Felde von einem Zug erfasst. Seitdem versperrt ein grüner Stahlgitterzaun den Zugang auf die Gleise, Fußgänger und Radfahrer müssen die rot-weiße Umlaufsperre passieren, um die Schienen zu überqueren. "Seitdem ist nichts mehr passiert, und der Übergang ist so gut frequentiert, dass wir ihn erhalten möchten", sagt Elleraus Bürgermeister Eckart Urban (SPD). Für dieses Ziel zieht die Gemeinde jetzt vor das Oberverwaltungsgericht in Schleswig, denn: Die AKN möchte den Übergang schließen. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr hat dem Wunsch der Kaltenkirchener Bahngesellschaft in einem Planfeststellungsverfahren entsprochen. Gegen diesen Beschluss kann die Gemeinde nur gerichtlich vorgehen.

"Die drei tödlichen Unfälle liegen zwar schon lange zurück, sie zeigen aber die Gefahr, die von diesem Überweg ausgehen", sagt AKN-Sprecher Jörg Minga. Außerdem habe eine Verkehrszählung ergeben, dass der Überweg kaum genutzt werde. Fußgänger und Radler könnten problemlos auf die beiden gesicherten Übergänge Schulweg und Buchenweg ausweichen. Sie seien nur 350 und 550 Meter vom Überweg Am Felde entfernt.

"Das sehe ich anders, für viele Bürger sind die Wege durchaus weit", sagt Bürgermeister Urban, der auch die Verkehrszählung anders interpretiert als die AKN: 21 Fußgänger und 13 Radler in zwei Stunden belegten, dass das eine wichtige Verbindung nach Quickborn-Heide sei. Die Stadt Quickborn teile diese Auffassung und unterstütze Ellerau beim Erhalt des Überwegs.

Trotz der hohen Kosten sei es sinnvoll, den Überweg mit Schranken zu sichern. Zudem greife das Eisenbahnkreuzungsgesetz, die Gemeinden müssten sich finanziell beteiligen.