Während des Tages der offenen Tür an der Rathausallee können die Norderstedter überall durch die Hallen Justitias wandeln, ganz ohne, dass die Justizgöttin einen gestrengen Blick auf sie wirft.

Norderstedt. "Richter sollen zwei gleiche Ohren haben", heißt es in einem Sprichwort. Wie es um die Hörorgane der Richterinnen und Richter am Amtsgericht Norderstedt bestellt ist, können die Besucher des Gerichts an der Rathausallee 80 am Freitag, 2. Oktober, genau in Augenschein nehmen. Dann darf in der Zeit von 10 bis 15.30 Uhr "hinter die Robe geschaut" werden, wie es in der Einladung zum Tag der offenen Tür zu lesen ist. Der Anlass der öffentlichen Veranstaltung ist der 50. Geburtstag des Amtsgerichts, der am morgigen Donnerstag im Rahmen eines Festaktes mit geladenen Gästen gefeiert wird.

Während des Tages der offenen Tür können die Norderstedter überall durch die Hallen Justitias wandeln, ganz ohne, dass die Justizgöttin einen gestrengen Blick auf sie wirft. So wird von 10 Uhr an eine Führung durchs Amtsgericht angeboten. Ab 10.30 Uhr, wenn es um das Jugendstrafrecht geht, erfahren die Besucher in den verschiedenen Verhandlungssälen im Halb-Stunden-Rhythmus Wissenswertes auch zu Themen wie Familiensachen, Betreuungsverfahren und Zwangsversteigerung. Ab 14.30 Uhr findet eine weitere Führung statt, ehe von 15 Uhr an in Saal F eine Versteigerung auf dem Programm steht. Es kann in den Archiven gestöbert und eine historische Amtsstube besichtigt werden.

Was die Historie des Norderstedter Amtsgerichts selbst angeht, so nahm diese am 1. Oktober 1959 ihren Anfang, als an der Ochsenzoller Straße 99 die Zweigstelle Garstedt des Amtsgerichts Pinneberg eröffnet wurde. Unter der Führung von Amtsgerichtsrat Richard Czesla kümmerten sich neun Justizbedienstete um die Gerichtsbarkeit in den damals noch eigenständigen Kommunen Garstedt und Friedrichsgabe sowie in Hasloh.

Fünf Jahre später war das Amtsgericht Garstedt auch für die Gemeinden Harksheide, Glashütte, Tangstedt und Wilstedt zuständig. Heimstatt der Mitarbeiter unter Leitung von Dr. Adolf Soltmann waren vier Mietwohnungen im Eckhaus Kirchenstraße/Ochsenzoller Straße - und die Sitzungen fanden in der nahen Feuerwache statt.

Schlagzeilen machte das Norderstedter Gericht 1967: Im Rahmen eines sogenannten Schnellgerichts wurden 15 Temposünder vor Gericht gestellt - und im Gasthof Wenzel unmittelbar abgeurteilt. Ein Autofahrer, der die Bundesstraße 432 statt mit 50 mit 102 Kilometern pro Stunde befahren hatte, bekam ganz schnell mal eben 180 Mark Geldbuße und ein sechswöchiges Fahrverbot aufgebrummt.

Im Frühling 1969 bezogen fünf Richter und 35 Justizangestellte das neu gebaute Gerichtsgebäude an der Europaallee hinter dem heutigen Herold-Center. Am 1. Januar 1970 wurde im Zuge der Stadtgründung Norderstedtes aus dem Amtsgericht Garstedt das Amtsgericht Norderstedt. Weitere Orte (Ellerau, Alveslohe) kamen im Laufe der folgenden Jahre in Sachen Zuständigkeit hinzu, weitere Räume im Herold-Center mussten zugemietet werden.

Im Februar 1983 erfolgte der erste Spatenstich für das heutige Gerichtsgebäude in Norderstedt-Mitte. Bis zum Sommer 1986 waren dann alle acht Richter und insgesamt 71 Justizbediensteten in das neue Gericht umgezogen. Direktor des Amtsgerichts war zu diesem Zeitpunkt Peter Feldmann, der diesen Posten 1979 von Wilhelm Knauer (Leiter von 1966 bis 1979) übernommen hatte. Feldmann folgte im Frühjahr 2000 Heide Klarmann als Chefin des Norderstedter Amtsgerichts nach. Sie wiederum übergab im Sommer vergangenen Jahres den Staffelstab an den heute amtierenden Direktor Dr. Wolf Reinhard Wrege.

Für Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote ist das örtliche Amtsgericht längst ein "etablierter Bestandteil und ein wichtiger Partner in der Behördenlandschaft unserer Stadt".

Tag der offenen Tür im Amtsgericht Norderstedt, 2. Oktober, 10 bis 15.30 Uhr, Rathausallee 80.