Dekalog - uns allen besser bekannt als die Zehn Gebote. Meistens mühsam auswendig gelernt, aber stets fremd geblieben, weil Sprache und Gedankenwelt so weit weg von uns sind.

Oft werden die Zehn Gebote auch missverstanden als Regel, die ein strenges ethisch-religiöses Korsett um uns legen. Dabei sind es Worte der Freiheit. Von Gott durch Mose seinem Volk Israel nach der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten gegeben. Dies stellt Gott deutlich heraus, indem Gott sich zunächst einmal vorstellt: Ich bin "Der Lebendige", deine Gottheit, die dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, geführt hat. Alle folgenden Worte sind vor diesem Hintergrund zu verstehen. Gott hat Freiheit geschenkt und will, dass diese Freiheit bewahrt bleibt. Was ist der fundamentalste Angriff auf die Freiheit eines Menschen? "Du sollst nicht töten" antwortetet eine meiner Konfirmandinnen sofort. Dieses Gebot steht im Zentrum der Gottesworte, alle anderen Gebote legen sich schützend wie die Schalen einer Zwiebel um dieses Gebot herum, damit die Freiheit eines jeden Menschen bewahrt wird.

Das Elterngebot und das Ehebruchsverbot schützen unsere engsten Lebensgemeinschaften und schützen in ihnen die Schwächsten: die Alten und Kinder vor Gewalt. Das Sabbatgebot und das Verbot zu stehlen, schützen unsere Arbeitskraft und unseren Besitz. Ausbeutung von Arbeitskräften und Zerstörung der einfachsten Lebensgrundlage töten Menschen heute wie damals - nicht nur symbolisch. Als äußerste Schale um das Gebot "Du sollst nicht töten" legen sich die Gottes- und Nächstenlieben. Allein Gott zu lieben, seine Befreiungstat nicht in Gold zu gießen, sondern sie zu erfahren und zu leben, sowie den und die Nächste zu lieben, nicht neidisch zu sein auf das, was sie oder er besitzt, ist eine gute Schale, die uns ermöglicht, Gottes Geschenk an die Menschen zu bewahren: Freiheit.

Christina Duncker ist Pastorin der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Harksheide.