Ralph Schmieder, der neue Vorstandschef, begann seine Laufbahn in der Sparkassen-Filiale im Herold-Center.

Kreis Segeberg. "Herrn Porten, den habe ich nur mal gesehen, wenn er ausländisches Geld haben wollte", sagt die Kassiererin am Hauptsitz der Sparkasse Südholstein an der Kieler Straße in Neumünster. "Ansonsten hat er sich kaum blicken lassen." Gestern Nachmittag wurde in Neumünster offiziell verkündet, dass die Sparkasse einen neuen Vorstand bekommt. Ralph Schmieder, den Nachfolger des bisherigen Vorstandsvorsitzenden, kennt die Sparkassenangestellte besser: "Der ist immer nett und freundlich, ich glaube, da wurde ein guter Griff getan."

Die Aussage der Kassiererin ist symptomatisch für die Stimmung in der Sparkassenzentrale in Neumünster. Mario Porten (42) - das unbekannte Wesen. Für Mitarbeiter und Außenstehende war der Vorstandsvorsitzende nur schwer ansprechbar. Die Aura der Unerreichbarkeit umgibt den ehemaligen Fußballschiedsrichter, der seine berufliche Laufbahn als Lehrling bei der Stadtsparkasse Köln begann. Am 1. Juli 2005 wurde er Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Südholstein, die aus einer Fusion der Sparkasse Neumünster sowie der Kreissparkassen Pinneberg und Segeberg entstanden war. Er war 2002 für den Vorstand der Kreissparkasse Segeberg "eingekauft" worden. Als sich nach der Fusion mit der Kreissparkasse Pinneberg (2003) herausstellte, dass viele Kredite der Segeberger Sparkasse auf wackeligen Füßen standen, galt der Neuling im Vorstand als unbelastet, sodass ihm der Vorsitz übertragen wurde. 2007 wurde der Vertrag bis 2013 verlängert.

Mario Porten hatte es nicht leicht: Die Altlasten drückten, die Weltwirtschaftskrise und deren Folgen wirkten sich aus, dazu kamen Fehlspekulationen und das ungeschickte Vorgehen beim Verkauf von Krediten - Mario Porten und die Sparkasse Südholstein machten bundesweit negative Schlagzeilen. Die Sparkasse Südholstein gilt in Deutschland als Beispiel für eine verfehlte Sparkassenpolitik.

Der ehrgeizige Mario Porten, dem nachgesagt wird, er habe stets die persönliche Nähe des Vorstandschefs der Hamburger Sparkasse gesucht, muss gehen, weil der Sparkassen- und Giroverband seine Bürgschaft in Höhe von 30 Millionen Euro und eine weitere stille Einlage von 20 Millionen Euro mit der Neubesetzung des Vorstandes verknüpft hat. Bis zum 30. September darf Mario Porten noch an seinem Schreibtisch sitzen. Über die Höhe der Abfindung gibt der Verwaltungsrat keine Auskünfte. Sie wird nicht gering ausfallen: Porten soll, so heißt es, "deutlich mehr" als 400 000 Euro im Jahr verdienen.

Sein Abgang ist die Chance für den Norderstedter Ralph Schmieder (43), der die Sparkasse Südholstein so gut kennt wie kaum ein anderer. Nach dem Abitur am Coppernicus-Gymnasium begann er seine Ausbildung am 1.August 1988 in der Kreissparkassenfiliale im Norderstedter Herold-Center. Sein weiterer beruflicher Weg führte ihn auch zur Kreissparkasse Pinneberg. Vor vier Jahren wurde er als Vertriebsvorstand in das Führungsgremium berufen. Schmieder ist verheiratet und hat ein Kind.

Zweiter Mann im Vorstand ist Axel Kodlin (47), Vorstandsmitglied der Norddeutschen Retail-Service AG, einem gemeinsamen Unternehmen von Sparkassenverband, Haspa-Finanzholding und der Bremer Sparkasse. Demnächst soll ein drittes Vorstandsmitglied dazu stoßen.