Bei Jungheinrich sollen bis Ende des Jahres 170 Arbeitsplätze wegfallen.

Norderstedt. Die beiden größten Arbeitgeber der Stadt bauen massiv Arbeitsplätze ab. Bei Johnson & Johnson werden 400 Mitarbeiter in den nächsten Jahren ihre Arbeitsplätze verlieren. Jungheinrich will nach den bisherigen Plänen der Konzernleitung 170 Beschäftigte entlassen (wir berichteten).

Johnson & Johnson, mit rund 2300 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in Norderstedt und mit 120 000 Beschäftigten weltweit einer der führenden Gesundheitskonzerne, verweist auf den Kostendruck. "Um weiterhin international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir Teile der Produktion von Nahtmaterial in andere Länder verlagern und in Deutschland verstärkt auf automatisierte Produktionslösungen setzen", sagt Axel Wieczorek, Sprecher der Norderstedter Konzernfiliale. Das ergebe sich aus der Analyse einer Unternehmensberatung, die die Fertigungsbereiche in allen europäischen Standorten prüfe. Diese Umstellung werde schrittweise in den nächsten Jahren erfolgen. Das bedeute, dass 400 Stellen gestrichen werden. "Der Schwerpunkt wird im Jahr 2011 liegen, dabei wird es auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen", sagt Wieczorek, der zugleich betont: Norderstedt bleibt auch in Zukunft für Johnson & Johnson ein strategischer und wichtiger Standort. Erst im Vorjahr habe der Konzern hier das weltweite Forschungszentrum für die Entwicklung chirurgischer Netze (Meshes) eröffnet. 1,7 Millionen Euro wurden in den Neubau investiert. 65 hochqualifizierte Arbeitsplätze sind an der Robert-Koch-Straße in Glashütte entstanden.

Auch der international tätige Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich baut Personal ab. 170 Arbeitsplätze sollen im größten Werk an der Lawaetzstraße in Norderstedt bis zum nächsten Jahr wegfallen. Betriebsrat und IG Metall kämpfen dafür, dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden. "Wir haben Verständnis dafür, dass ein Personalabbau angesichts der dramatisch zurückgegangenen Aufträge nicht zu vermeiden ist", sagt Gewerkschaftssekretär Detlev Böger. Der Personalabbau komme nicht überraschend, sagte Unternehmenssprecher Markus Piazza. Die Auftragseingänge lägen um 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Es gebe aber andere, verträglichere Instrumente als betriebsbedingte Kündigungen, um Kosten zu sparen, sagt Böger und nennt Altersteilzeit und eine Verkürzung der Arbeitszeit von 35 auf 34 Wochenstunden. Diese Maßnahme, die der Beschäftigungssicherungsvertrag zulasse, treffe zwar alle 1270 Beschäftig- ten. Dafür bleibe aber Einzelnen der Weg in die Arbeitslosigkeit erspart.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, waren rund 500 Beschäftigte mit Bussen vom Norderstedter Werk zur Konzernzentrale nach Hamburg gefahren und hatten dort vor der Sitzung des Aufsichtsrates demonstriert. "Ich denke, das hat Eindruck gemacht", sagt Böger, der darauf hinweist, dass Betriebsrat und Konzernleitung schwierige Situationen bisher immer einvernehmlich gemeistert haben.