Nachbar Daniel ist ein Glücksfall. Über den Gartenzaun hinweg quatsche ich gern mit ihm. Wir nehmen die Welt auseinander und bauen sie wieder zusammen.

Seine triefende Ironie ist ein Geschenk. Daniels Einladung, vor dem Bildschirm mit ihm die Fußball-Bundesliga zu verfolgen, lehne ich aber ab. Aus gutem Grund: Wenn sein Lieblingsverein kickt, wird aus dem freundlichen, nachdenklichen Zeitgenossen ein Nervenbündel. "Gib' ab, du Oberpfeife, Elfer, das war klar ein Elfer" oder "Foul, ein übles Foul", knurrt, jammert oder schreit er dann. Lautstark wütet der glückliche Ehemann, stolze Vater und Erfolgreiche im Beruf vor dem Fernseher. Hat sein Verein verloren, ist Daniel ein gebrochener Mann. Hat er gewonnen, bittet Daniel zum Nachbarschaftsplausch. Aber was mache ich, wenn sein Lieblingsverein gegen meinen spielt - und verliert? Dann steht unsere gute Beziehung auf dem Spiel. Am besten wäre wohl ein Unentschieden.