Einige Jugendliche wurden ermittelt. Sie wurden wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr verurteilt und müssen Sozialstunden ableisten.

Bad Segeberg. Kurz vor dem Streckenkilometer 102,6 wird den Lokführern der Nordbahn stets mulmig. Kurz vor dem Segeberger Bahnhof, etwa in Höhe der Feuerwache blicken sie besonders aufmerksam auf die Gleise, die vor ihnen liegen. Seit Wochen sind hier immer wieder Fußgänger unterwegs. Bislang ist es zu keinem Unfall gekommen, doch für jeden Lokführer ist eine Kollision eine Horrorvorstellung. Eine Chance, einen Zusammenprall zu verhindern, haben sie kaum: An dieser Stelle sind die Züge auf der Linie von Bad Segeberg nach Neumünster bis zu 100 Kilometer in der Stunde schnell.

Inzwischen ermittelt auch die Bundespolizei. Die Beamten sprechen von einem "wilden Bahnübergang", der zum Betreten und Überqueren der Bahngleise genutzt werde. Die Fußgänger überqueren zunächst eine Wiese an der Gorch-Fock-Straße, auf der deutlich ein Trampelpfad in Richtung Bahndamm zu erkennen ist. Hinter dem Knick geht es dann steil zum Gleis hinauf. Von dort aus gehen die Fußgänger ein Stück an den Schienen entlang. Nordbahn-Sprecher Jörg Minga vermutet, dass in Höhe der Feuerwache die Schienen überquert werden. "Das könnte eine Abkürzung aus dem Wohngebiet zum Gymnasium sein", vermutet er.

Einige Fußgänger hat die Polizei bereits geschnappt. "Durch Videoaufzeichnungen von Lokführern konnten bereits Personen ermittelt werden", sagt Bundespolizeisprecher Gerhard Stelke. Die Beschuldigten wurden verurteilt und müssen soziale Arbeitsstunden ableisten.

Seine Kollegen seien kurz vor Beginn der Ferienzeit über den "wilden Übergang" informiert worden, berichtet Stelke. Immer wieder hatten Lokführer der Nordbahn von Jugendlichen berichtet, sie sich am Gleis aufhalten oder den Bahndamm erst unmittelbar vor dem Eintreffen eines Zuges wieder verlassen. Ob es den Fußgängern darum geht, den Weg in die Ortsmitte abzukürzen, kann Stelke nicht zweifelsfrei sagen. Er schließt nicht aus, dass es sich auch um Mutproben handeln könnte.

Stelke warnt vor den Gefahren: "Diese Personen unterschätzen die Geschwindigkeit, mit der ein Zug unterwegs sein kann, und sie unterschätzen die Länge eines möglichen Bremsweges." Der Bundespolizist spricht von einem lebensgefährlichen Spiel. "Über die Gefahren für Personen innerhalb des Zuges und die nervlichen Belastungen der Lokführer denken die Verursacher ebenfalls nicht nach", sagt Stelke. Eine Schnellbremsung mit einem abrupten Stopp des Triebwagens könne auch für Insassen des Zuges gefährlich werden. Für Schäden müssen dann die Eltern der Fußgänger aufkommen.

Die Bundespolizei warnt zu Beginn des neuen Schuljahres ausdrücklich vor dem Betreten oder Überqueren der Gleise an Stellen, die dafür nicht vorgesehen sind. Stelke: "Wir appellieren insbesondere an Jugendliche, sich nicht unnötig in Gefahr zu begeben und als schlechtes Vorbild für Jüngere zu fungieren." Eltern und Erziehungsberechtigte sollten Kinder und Jugendliche auf die Gefahren hinweisen. Präventionsbeauftragte der Bundespolizei haben bereits erste Termine in Segeberger Schulen vereinbart, um im Unterricht über die Risiken an Bahngleisen aufzuklären.