Der Mann lehnt an einer Mülltonne, vor ihm der Schacht eines Kellers, hinter ihm eine versiffte rote Wand, an der auffliegende Vögel Schatten werfen. Er winkt den Vögeln zu und fragt: “Wohin?“ So titelte Jürgen Bätz sein Öl-Bild.

Norderstedt. Der Norderstedter Künstler hängte "Wohin?" ins Foyer des Kunstvereins "Kettenwerk" im Valvo-Park an der Essener Straße 4 in Langenhorn. "Wohin?" weist den Weg zur Ausstellung "Neue Heimat", die am Sonnabend und Sonntag von 14 bis 18 Uhr in Haus 7B des Valvo-Parks zu sehen ist.

Auch Bätz' weitere Werke zeigen Menschen im Abseits, Menschen, die in Wohnsilos vereinsamen. "Ich will die Angst vor der Verlorenheit sichtbar machen", sagt Bätz. Im Treppenaufgang zu den Ateliers stellt Rainer Jäger fünf Holzstelen aus, mit denen der Norderstedter Bildhauer seinem Onkel Wilhelm Müller Namen und Würde wiedergibt. Müller war Mitglied der KPD und wurde 1936 von der Gestapo ins KZ Fuhlsbüttel ("Kolafu") verschleppt und gefoltert. 1942 musste er dort arbeiten, wo Jäger jetzt an ihn erinnert: im Hamburger Rüstungsbetrieb "Kettenwerk". 1943 wurde er ins KZ Sachsenhausen deportiert. Müller überlebte die Todesmärsche und starb 1983 in Berlin.

Die Künstlergruppe sucht und definiert in den Arbeiten den Sinn der Heimat. Anne-Kathrein Erban nahm den Satz "Die Sprache ist das Haus des Seins" des Philosophen Martin Heidegger in ihre Arbeiten auf, deren skripturale Elemente und Chiffren zum genauen Hinsehen auffordern. Die Norderstedter Künstlerin legt Schichten von Pergamentpapier über die Bildflächen und weist so auf die Überlagerung von Gedanken und Erinnerungen des Menschen hin.

In ihrem Atelier zeigen Erban und Jäger zwei Gemeinschaftsarbeiten, in denen sie das Thema "Neue Heimat" als "Pforte zum Glück" definieren. Die Motive gewähren Einblicke in hoffnungsvolle Welten. Apali aus Henstedt-Ulzburg dokumentiert mit seinen Bildern "Jom Kippur" den Überfall der arabischen Länder auf den gerade gegründeten Staat Israel und mit "Gaza" die Heimatsuche der von der Hamas bedrängten Palästinenser.