Zwischen dem gelben Hingucker-Büroturm und seinem noch betongrauen, im Wachstum befindlichen Zwillingsbruder zeigte gestern die SPD rote Flagge. Anlass war der Besuch von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auf dem Norderstedter Vorzeige-Gewerbeareal Nordport.

Norderstedt. Der prominente Sozialdemokrat war auch gekommen, um seine Kreis Segeberger Parteifreunde Franz Thönnes und Heiner Köncke beim Bundestags- beziehungsweise Landtagswahlkampf zu unterstützen.

Sehr zur Freunde der Schar der Medienleute geizte der Sparkommissar der Nation auch in Norderstedt nicht mit seinem trockenen Humor. "Es gibt in Schleswig-Holstein keinen Ort mit so vielen Ampeln und Baustellen", begründete Steinbrück das Zuspätkommen seiner Fahrzeugkolonne, "aber jede Baustelle ist gut für die Konjunktur." Der Finanzminister zeigte sich beeindruckt von Konzept und Lage der Nordport-Towers: "Nur fünf Minuten bis zum Airport, das ist sehr gut." Nachdem Steinbrück von den ehrgeizigen Erweiterungsplänen der Unternehmensgruppe Lucrum und der Prosperität des Norderstedter Gebietes Nordport erfahren hatte, fragt er schelmisch: "Und, seid Ihr jetzt die reichste Gemeinde?"

Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär Franz Thönnes befand, das Gewerbeensemble am südlichen Eingang Norderstedts "hat Charme und strahlt Optimismus aus". Was die gesamtkonjunkturelle Lage angeht, so warnte Parteifreund Steinbrück indes vor verfrühtem Zweckoptimismus. Man dürfe nicht glauben, dass man das Tal der Tränen bereits durchschritten habe. Deshalb seien Wahlversprechen politischer Mitbewerber unredlich: "Ich verspreche nichts, glauben Sie mir!" Mit Wahlkampfparolen hielt sich Steinbrück vor Wirtschaftsvertretern betont zurück. Einen Seitenhieb in Richtung seines Regierungskollegen, Wirtschaftsminister zu Guttenberg, ersparte sich der Finanzminister aber nicht: "Ich weiß, er sieht besser aus." Die Frage aber sei, ob der CSU-Politiker "substanziell" so hoch gehandelt werden könne, wie es die Boulevard-Presse tue: "Es kommt nicht darauf an, nur bella figura zu machen."