Bisher konnten diese Patienten nur provisorisch transportiert werden - oder die Feuerwehr musste kommen.

Norderstedt. Der neue Krankenwagen vom Norderstedter Verein Krankentransporte, Behinderten- und Altenhilfe - kurz: KBA - kommt immer dann, wenn mit Muskelkraft nichts mehr zu machen ist. Der Verein hat ein neuartiges Krankentransportfahrzeug bauen lassen, das für Touren mit besonders schwergewichtigen Patienten eingesetzt werden soll. Menschen mit einem Gewicht bis zu 380 Kilo schafft der Wagen mühelos.

Immer öfter stünden die Rettungsassistenten vor dem Problem, dass die Patienten so viel auf die Waage bringen, dass sie mit normalen Fahrzeugen nicht transportiert werden können, berichten KBA-Chef Michael Vollmer und der Leiter der Rettungsleitstelle für den Kreis Segeberg, Carsten Stümer: "Es werden immer mehr." In manchen Wochen werden die Retter gleich mehrfach vor dieses Problem gestellt. "Wir haben mehrere schwergewichtige Stammkunden", sagt Stümer.

Patienten mit einem Gewicht von mehr als 150 Kilo strapazieren nicht nur die Retter, bislang können sie auch nur provisorisch transportiert werden. Entweder alarmiert die Norderstedter Leitstelle den Großraumrettungswagen (GRTW) der Hamburger oder Lübecker Berufsfeuerwehr, der die Ausmaße eines Linienbusses hat und eigentlich eingesetzt werden soll, wenn viele Verletzten auf einmal behandelt werden müssen. Oder die Leitstelle ruft einen Feuerwehr-Lkw, auf dem ein Krankenhausbett nur unzureichend gesichert gefahren werden kann. Stümer: "Das ist manchmal unwürdig."

Beim Schwerlast-Krankenwagen senkt eine Hydraulik-Vorrichtung die Ladefläche ab, sodass die Spezialtrage barrierefrei ins Fahrzeug geschoben werden kann. Auch für die Fahrt mit Menschen auf Krankenhausbetten ist das Auto geeignet. So kann das Umlagern eines Patienten vom Bett auf die Trage oder umgekehrt vermieden werden.

Vor einem Jahr kamen Vollmer und seine Mitarbeiter, die für den Rettungsdienst in Norderstedt zuständig sind, auf die Idee, für diese schwierigen Transporte ein neues Fahrzeug konstruieren zu lassen. 95 000 Euro hat das Unikat gekostet, das bereits auf Fachmessen bestaunt wurde und derzeit in Hamburg getestet wird. Demnächst soll es im gesamten südlichen Schleswig-Holstein für Krankentransporte eingesetzt werden. Noch stehen die Verhandlungen mit den Krankenkassen aus. "Das ist das erste Fahrzeug dieser Art in ganz Deutschland", sagt Vollmer. "Wir haben neue Maßstäbe gesetzt." Er geht davon aus, dass dieser Fahrzeugtyp bundesweiter Standard wird. Ausgerüstet ist der 120 PS starke Wagen mit EKG und Beatmungsgerät.